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Volle Kanne

Einst bekam Anke Spiering eine „Kieskanne“ zur Hochzeit. Heute ist die Idee ein Renner in ihrer Gröditzer Werbeagentur.

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Von Eric Weser

Gröditz. Der Raum hinter dem großen Rolltor erinnert an eine Abteilung im Gartenmarkt. Überall große und kleine Plastikgießkannen – in Rot, Grün, Gelb, Lila. Ringsum stehen verpackt noch etliche weitere. Ein silbrig glänzendes Exemplar aus Zink sticht mit seiner eher altmodischen Form heraus. Das hier ist aber kein Gartenmarkt, sondern die Werkstatt der Gröditzer Werbeagentur Spiering Design. Und die beklebten Kannen sind – zumindest vorerst – nicht zum Gießen gedacht.

Doch von vorn. Zur Hochzeit 2009 bekommen Anke Spiering und ihr Mann von einer Kollegin ein Zinkgefäß mit ihren Namen überreicht – eine „Kieskanne“. Das Behältnis ist tatsächlich voll mit echtem Kies. In dem wiederum ist Geld versteckt – der sprichwörtliche Kies. Den kann man ja immer gut gebrauchen. Eine tolle Geschenkidee, findet Anke Spiering schon damals. Ein paar Jahre später adaptiert sie das Ganze als Produkt für den Online-Shop ihrer Firma. Dort entwickelt sich die Kieskanne in kurzer Zeit zum Renner. Von den bisher mehr als 7 300 Verkäufen im Shop entfällt ein großer Teil auf die Kannen.

Gefragt sind die Gefäße für Geburtstage oder Jubiläen. Die meisten aber nach wie vor als Hochzeitspräsent. Im Sommer, wenn viele heiraten, läuft die „Produktion“ deshalb auf Hochtouren. Zwischen Mai und August ist eine Mitarbeiterin mit nichts anderem als den Kannen beschäftigt, erzählt Anke Spiering. Bestellungen annehmen, Aufkleber erstellen und drucken, Bekleben, Verpacken. Weil die Stammkraft gerade Urlaub hat, kümmert sich derzeit die 19-jährige Ferienarbeiterin Antonia Kleeberg darum. Eine verantwortungsvolle Aufgabe: Immerhin 15 Prozent des Jahresumsatzes erwirtschaftet die Werbeagentur nach eigenen Angaben mit dem Kannen-Geschäft.

Derzeit verlassen bis zu zwanzig Kieskannen täglich die Gröditzer Firma. Die Pakete sind zwar relativ sperrig, dafür aber ziemlich leicht. Befüllt werden die Kannen nämlich erst von den Käufern. Auch den letzten kreativen Schliff überlässt die Werbeagentur den Kunden: Herzchen-Sticker gehören zum Beispiel zur Kieskannen-Lieferung. Wo sie am Ende aufgeklebt werden, ist aber Sache der Abnehmer.

Die wiederum gibt es im gesamten deutschsprachigen Raum. „Woanders funktioniert der Wortwitz mit Gießkanne/ Kieskanne ja leider nicht“, sagt Anke Spiering. Überlegungen, das Geschäft international auszuweiten, hat die Unternehmerin dennoch. „Man könnte ‚Mister and Misses‘ draufschreiben.“

Allein ist die Gröditzer Werbeagentur mit der Kieskannen-Idee im Netz nicht. Dass man sie sich schützen lassen kann, glaubt Anke Spiering nicht. Das lohne sich aber auch nicht. Und so tummeln sich auf dem Verkaufsportal, auf dem auch die Gröditzer ihre Kannen und andere Artikel anbieten, schon die Wettbewerber. Anke Spiering ist trotzdem guter Dinge. Qualität setze sich durch. Und so kommen nur möglichst makellose Kannen als Geschenke zum Einsatz. Bei den Plastikkannen kann schon mal der geschickte Einsatz eines Föns helfen, kleine Macken auszubessern. Bei den teureren Zinkkannen lässt Antje Spiering allzu zerbeulte Exemplare auch mal zurückgehen. Schließlich soll am schönsten Tag des Lebens so ein auffälliges Geschenk eine gute Figur machen. Und die Kieskanne später ja vielleicht tatsächlich noch als Gießkanne taugen.

Kieskannen von Spiering Design gibt es ab 18,90 Euro, zzgl. Versand, unter www.etsy.com/de/shop/inSpiering