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Vom grauen Ton zum Kunstwerk

Der Lausitzer Almanach 10 ist erschienen. Mit einem Porträt der Keramikerin Marion Sperling. Und noch viel mehr.

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© Birgit Richter

Von Birgit Richter

Kamenz. Wenn man von Kamenz Richtung Räckelwitz fährt und an der Kreuzung nach Räckelwitz links nach Schmeckwitz abbiegt, taucht linker Hand als erstes Grundstück das von Familie Sperling auf. In einem der Nebengebäude hat die Keramikerin Marion Sperling ihre Keramikwerkstatt untergebracht.

Die Liebe zum Zeichnen und Malen begleitet sie seit ihrer Kindheit. Und so wundert es nicht, dass sie ihr Hobby zum Beruf gemacht hat. Nach ihrem Schulabschluss ließ sie sich in der Porzellanmanufaktur Meißen zur Keramikmalerin ausbilden. Die praktischen Fertigkeiten des Berufes erwarb sie jedoch im Lausitzer Keramikwerk Kamenz, in welchem sie bis 1990 arbeitete.

Die gebürtige Kamenzerin lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie sowie Hund, Katze, Maus und anderem Getier in Schmeckwitz. Im Jahr 2004 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit und erfüllte sich bald darauf den Traum einer eigenen Keramikwerkstatt. Hier töpfert, modelliert und malt Marion Sperling, lässt ihrer Kreativität freien Lauf. Im Laufe der Jahre sind unzählige kleine und größere Kunstwerke entstanden. In der Werkstatt selbst ist nur ein kleiner Teil ihrer Arbeiten zu finden, denn die meisten Keramiken haben ihren Besitzer gewechselt. Einen Überblick über die Kreativität der Keramikerin, man darf sie durchaus als Künstlerin sehen, und die Bandbreite ihres Schaffens bekommt man in der kleinen Werkstatt aber allemal!

Unter Marion Sperlings geschickten Händen entstehen aus einem langweiligen grauen Tonklumpen wunderbare Dinge. Unter anderem Knöpfe, Kettenanhänger und Broschen – bemalt, verziert oder mit Glas verschmolzen – mehr oder weniger farbige Gefäße jeglicher Art und Größe und nicht zuletzt Figuren. Um die Weihnachtszeit herum gestaltet sie Räucherhäuschen, Schneemänner, Glöckchen und andere Weihnachtsdekorationen. Mitunter widmet sie sich auch sorbischen Traditionen. Dazu gehören Osterreiter-Figuren, Keramikostereier sowie sorbisch beschriftetes Geschirr für Taufen, Hochzeiten etc. Von Gaststätten und anderen Einrichtungen erhält sie mitunter größere Aufträge.

Offenes Ohr für besondere Wünsche

Auch für besondere Wünsche hat die Keramikerin ein offenes Ohr. Sie versucht, jede individuelle Idee ihrer Kunden in die Tat umzusetzen. Fast nichts ist unmöglich. Ein Klingelschild mit einem Motorrad für einen Motorradfreak? Die Sagengestalt Krabat? Kein Problem für Marion Sperling. Hin und wieder verziert sie auch Tischdecken und Kissenhüllen aus Leinen mit dem Pinsel. Manchmal überträgt sie das Dekor einer Schale auf den Stoff, sodass Tischdecke und Obstschale ein passendes Ensemble bilden. Bis aus einem Stück Ton ein fertiges Produkt geworden ist, sind natürlich mehrere Schritte nötig. Zuerst erfolgt die Formgebung. Diese erfolgt bei Frau Sperling für viele Keramiken per Hand. Gefäße, insbesondere die zum Gebrauch bestimmten, bekommen ihre Form allerdings meist durch die Töpferscheibe. Danach muss die Rohware trocknen, um anschließend das erste Mal in einem speziellen Ofen gebrannt zu werden. Erst nach diesem Prozess wird die Keramik bemalt. Bei Marion Sperling passiert das entweder mit einem Pinsel oder einem sogenannten Keramikschwamm. Sie arbeitet im Meißner-, Lausitzer- oder in ihrem ganz eigenen Stil. Zum Schluss wird die Keramik glasiert – unbemalte Keramik erhält eine farbige, bemalte eine farblose Glasur – und danach nochmals gebrannt. Mit dem zweiten Brennvorgang wird dann die Festigkeit des Tons und der Farben gewährleistet.

Töpfern beim Kindergeburtstag oder Rentnernachmittag

Seit vielen Jahren gibt Frau Sperling Töpferkurse für Erwachsene und Kinder, ist in mehreren Schulen zwischen Kamenz und Bautzen regelmäßig als Kursleiterin tätig. Auch für Kindergeburtstage, Rentnernachmittage oder zu welchem Anlass auch immer kann man sie buchen. Mit Rat und Tat steht sie den Teilnehmern zur Seite, immer ein freundliches Wort, ein Lob und einen Scherz auf den Lippen. Mit ihrer Hilfe hält am Ende jeder Teilnehmer sein eigenes kleines Kunstwerk in den Händen. Häufig findet man die Keramikerin auf verschiedenen Märkten und Ausstellungen. Dort kann ihre Keramik nicht nur gekauft werden, sondern Neugierige können ihr über die Schulter schauen und beim Bemalen zusehen. Geschickt und mit ruhiger Hand führt sie den Pinsel – filigrane Blüten, Ranken, Muster und anderes entstehen vor den Augen der Zuschauer auf der zuvor farblosen Fläche. Gelernt ist eben gelernt. Selbst auf der Insel Usedom, im Ostseebad Koserow, wird man in einem Kunsthandwerklädchen fündig. Dort gibt es Marion Sperlings Keramik natürlich vor allem im maritimen Stil. Vielleicht haben Sie Lust bekommen, sich Sperling-Keramik in die eigenen vier Wände oder in den Garten zu holen oder zu verschenken? Vielleicht sogar selbst kreativ zu werden? Die Keramikerin freut sich über Interesse und Besuch.

Die Almanach-Autorin Birgit Richter (58) ist Kamenzerin. Sie veröffentlicht Bücher, auch unter dem Pseudonym Gitti Strohschein. Sie veranstaltet Lesungen in Grundschulen, Bibliotheken und vor Vereinen. Sie gehört dem Vorstand des Autorenkreises „Lausitzer Almanach“ an.