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Vom Osten Afrikas an die Neiße

Yefta John Luoga aus Tansania studiert jetzt in Zittau. Dass er kein Wort Deutsch spricht, ist kein Hindernis.

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© Rafael Sampedro

Von Jan Lange

Zittau. Seit gut einer Woche ist Yefta John Luoga in Zittau. Der 27-Jährige, der aus dem ostafrikanischen Tansania stammt, studiert jetzt am Internationalen Hochschulinstitut (IHI). „Ecosystem Services“ nennt sich der Studiengang. Übersetzen kann man den Namen mit Ökosystemdienstleistung. Es geht mehr oder weniger darum, die Leistungen der Natur zu erfassen und Lösungsansätze für die zukünftige Entwicklung von Ökosystemen zu finden.

Dass der Studiengang keine deutsche Bezeichnung hat, ist auch der Lehrsprache geschuldet: Die Vorlesungen und Seminare finden ausschließlich in Englisch statt. „Ecosystem Services“ ist einer von zwei englischsprachigen Studiengängen am IHI. Das neue Angebot lockt auch verstärkt ausländische Studenten nach Zittau. Das Hochschulinstitut, das Teil der TU Dresden ist, hat dieses Jahr Studenten aus so exotischen Ländern wie Bangladesh, Indien, Malaysia, Mongolei, Ruanda, Uganda, Costa Rica, Kolumbien und den USA begrüßt. Für Yefta John Luoga ist die Tatsache, dass der Unterricht auf Englisch stattfindet, ein Grund gewesen, sich am IHI zu bewerben. Denn er spricht bisher kein Wort Deutsch. Das soll sich in den kommenden zwei Jahren – so lange dauert das Studium am IHI – ändern. Der 27-Jährige will gern die deutsche Sprache lernen. Bis dahin muss er sich mit Englisch durch den Alltag schlagen. Am Hochschulinstitut ist das kein Problem, viele seiner Mitstudenten sprechen Englisch. Außerhalb des IHI kann es durchaus zur Herausforderung werden. So sprach eine Verkäuferin beim Einkaufen zwar kein Englisch. Was er wollte, habe sie aber verstanden, berichtet der junge Afrikaner von seinen ersten Begegnungen.

Dass er sich nicht für ein Studium in einem englischsprachigen Land entschied, hat auch finanzielle Gründe. Für Unis in Kanada, den USA oder Großbritannien habe er sich schon interessiert. Das dortige Studium sei aber teurer als in Deutschland, erklärt Yefta John Luoga. Ein weiterer Grund, sich für einen Studienplatz in Deutschland zu entscheiden, sei auch die hervorragende Qualität der deutschen Hochschulausbildung. Der 27-Jährige erhofft sich davon, später bessere Berufschancen zu haben. Nach dem Studium will er zurück in die Heimat gehen.

Wenn es in anderen Ländern gute Angebote gebe, könne er sich ebenso vorstellen, dorthin zu gehen. Seine Mutter, die auch Ingenieurin ist, arbeitet beispielsweise in Nairobi, der Hauptstadt von Tansanias Nachbarland Kenia. Nur alle paar Monate kommt sie nach Hause, um die Familie, die weiterhin in Tansania lebt, zu besuchen. Die Luogas stammen aus dem Süden Tansanias. Die meiste Zeit lebte Yefta mit seiner Familie aber in der Hauptstadt Dodoma. Hier absolvierte er auch ein vierjähriges Studium der Umwelttechnik.

Um nun in Deutschland weiter studieren zu können, brauchte er natürlich ein Visum von der deutschen Botschaft in Tansania. Das sei kein Problem gewesen, erzählt Yefta. Bis er sein Visum in der Hand hielt, dauerte es etwa sechs bis acht Wochen. Das ist die normale Bearbeitungszeit für einen Visa-Antrag. Viel über Deutschland weiß der 27-Jährige bisher nicht. Nur, dass es eines der größten Länder in Europa ist. Die deutsche Kultur sei ihm dagegen noch weitestgehend unbekannt. Immerhin wohnt ein Onkel von ihm seit vielen Jahren in Leipzig. Ihn will er, wenn mal etwas Zeit ist, gern besuchen.

Auch an das Wetter muss er sich noch gewöhnen. Ist der Unterschied zu seinem Heimatland doch groß: Während derzeit in Dodoma Temperaturen um die 30 Grad Celsius herrschen, sind es in Zittau mehr als zehn Grad weniger. Die Stadt selbst findet er nach der ersten Woche nett. Dabei hatten ihm Freunde geraten, als er ihnen erzählte, nach Zittau gehen zu wollen, dass er dort vorsichtig sein solle. Die Leute seien bisher freundlich gewesen, sagt der 27-Jährige. Gleich bei seiner Ankunft in Zittau habe er zufällig zwei deutsche Studenten getroffen, die ihm spontan halfen. „Sie sind jetzt meine Freunde“, sagt Yefta.