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Vom Schandfleck zum Schmuckstück

Der letzte hässliche Teil im Ortszentrum hat sich zum Einkaufs-Geheimtipp entwickelt. Jetzt ist auch die Terrasse fertig.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Weinböhla. Ein Käffchen mitten im grün-bunten Angebot einer Blumenladenterrasse? Eine Geschenkeecke extra für Männer? Eine kleine Filzprinzessin fürs Neugeborene? Wer das Besondere sucht, wird in Weinböhla gegenüber dem Dorfteich fündig.

Doreen Wendlandt von Herzallerliebst findet immer neue Favoriten im Angebot.
Doreen Wendlandt von Herzallerliebst findet immer neue Favoriten im Angebot. © Norbert Millauer
Heike Aberle, Floral Manufaktur und Café, freut sich, dass die Gäste nun auch die Freifläche vorm Geschäft für eine Einkehr nutzen können.
Heike Aberle, Floral Manufaktur und Café, freut sich, dass die Gäste nun auch die Freifläche vorm Geschäft für eine Einkehr nutzen können. © Norbert Millauer
Wollengel Stefanie Pötzsch hat Material in vielen Farben anzubieten.
Wollengel Stefanie Pötzsch hat Material in vielen Farben anzubieten. © Norbert Millauer

Und das nicht nur in den neuen Läden bei pfiffigen Mitbringseln, Topfpflanzen und lustigen Knöpfen. Die sanierten Gebäude sind ebenfalls sehenswert. Nichts erinnert mehr an den tristen grauen Schandfleck, zu dem der Durchgang zur Straßenbahnendhaltestelle zwischen Kirchplatz und Rathausstraße mutiert war.

Nachdem die mit Wohnungen und Geschäften neu gestaltete Passage im vergangenen November offiziell eingeweiht werden konnte, ist nun auch die Freifläche fertig. Das freut nicht zuletzt Katja Kano. Gemeinsam mit Mitarbeiterin Heike Aberle betreibt sie die Floral Manufaktur, das Geschäft an der Ecke zum Kirchplatz. In erster Linie ein Blumenladen, mit einer liebenswerten Sammlung schöner Dinge zum Hinstellen, Anziehen, Umhängen. In zweiter ein Ort für kulinarischen Genuss. Verführerisches Gebäck gibt es da. Und einen guten Kaffee. Das jetzt unter freiem Himmel zu servieren, auf der fertigen Terrasse mit Pergola und Sonnensegel, macht Heike Aberle noch mehr Spaß.

Die Blumen aber sind der Schwerpunkt, dann erst folgt das Café. Deshalb gibt es nur drei Tische. Das kommt trotzdem an. So manche Freundinnenrunde trifft sich hier, manches Frauenschwätzchen wird mit Blick auf Dorfteich-Fontäne und -Gänse zelebriert.

Über die Resonanz auf ihre Kreativkurse können die Frauen ebenso wenig klagen. Die Weihnachtskurse sind bereits ausgebucht, sagt Katja Kano.

Wer noch mehr Ideen für tolle Geschenke sucht, der ist ein paar Schritte weiter bei Herzallerliebst richtig. Doreen Wendlandt sagt, sie ist zufrieden mit dem Geschäft, es läuft gut. Auch hier ist der Verkaufsraum selbst ein Hingucker. Die Transmission unter der Decke erinnert an die frühere Bestimmung des Hauses, an Transporte für Brauerei und Likörfabrik, einst hier ansässig. Heute freuen sich vor allem ältere Kunden über die historische Zutat.

Direkt darunter: das Geschenkeangebot speziell für den Mann. Da muss frau nicht erst lange suchen. Wie wäre es mit Thermoskanne, Taschenlampe, Trinkbecher? Daneben lauter Dinge, die mit dem Radfahren zu tun haben. Angesagtes Thema im 200. Jahr der Fahrraderfindung. Und bei den vielen radbegeisterten Weinböhlaern, nicht nur im örtlichen Radfahrerverein. Eine Büroklammer in Radform, eine Fahrradvase, für den Fall der Fälle die Klingel. Außerdem ist Keramik gefragt, mit kräftigen Farben und großen Punkten.

Sie lieben Handarbeit und kleine Firmen, möglichst aus der Region, sagt Doreen Wendtland, die gemeinsam mit Mitstreiterin Anett Böttger unentwegt nach Neuem sucht. Nach schönen Papierwaren – witzigen Glückwunschkarten und Merkblocks –, nach Holzspielzeug. Oder nach Modischem. Wie die Röcke einer Leipziger Designerin. Ein Renner, versichert DoreenWendlandt. Das Angebot: Nach und nach aufgebaut, mit ständigem Test, was wie ankommt. Das macht ihr Freude, jeden Tag. Die Entscheidung für den Laden habe sie noch keine Sekunde bereut.

Zuversicht auch bei den Wollengeln nebenan. Wolliges im Sommer? Klar, wo es doch Sommergarne gibt und das Wolltuch gegen sommerabendliche Kühle. Außerdem: Baby und Kleinkinder werden das ganze Jahr über bestrickt. Wollengel Stefanie Pötzsch muss es wissen. Wir werden angenommen, haben viele Stammkunden. Das lässt sie strahlen. Außerdem ist da noch der Onlinehandel, auf den sie und Sandra Tobies viel Wert legen.

Wer sich noch nicht aufs Stricken und Häkeln versteht, kann es bei den Wollengeln lernen. Kinderhäkelkurse starten wieder im Herbst. Oder jemand lässt stricken. Wie eine Kundin kürzlich zwei Kleider. Wenn das auch nicht alltäglich ist, sagt Stefanie Pötzsch.

Außerdem gibt es Gutscheine, Handarbeitsbücher. Und fertige kleine Geschenke beispielsweise. Gefilzte Armbänder, Haargummis, Glücksbringer-Aufhänger wie ein Baby auf einem Blatt, eine kleine Prinzessin, eine Wolke mit Regentropfen. Knöpfe und anderes Zubehör.

Kurzwaren werden meist bestellt, auch Reißverschlüsse. Was die Wollenegel ebenfalls bedienen: Die Nachfrage nach Zubehör – Augen, Wolle und Watte – für gehäkelte Tiere, die Amigurumi. Speziell für die Anhänger der japanischen Strick- und Häkelkunst, die es sich nach dem Einkaufsbummel schmecken lassen können vorm Haus im Café der Floral Manufaktur.