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Von A wie Absperren bis W wie Winterdienst

Der Job der Straßenwärter ist abwechslungsreich. Die Döbelner Autobahnmeisterei ist längst keine Männerdomäne.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Straßenmeister ist ein Job nur für waschechte Kerle? Weit gefehlt. Lisa Kurtze ist eine von zwei Frauen im Team der Autobahnmeisterei Döbeln. „Ich wollte einen abwechslungsreichen Job und nicht nur im Büro sitzen. Je nachdem, was man macht, Beton raushacken zum Beispiel, ist der Beruf schon körperlich anstrengend“, sagt die 23-Jährige. Die dreijährige Ausbildung absolviert zu haben, bereut sie nicht. Im Gegenteil. Ihre Augen leuchten, wenn sie von ihrer Arbeit erzählt. Am Sonnabend hat sie gemeinsam mit ihren Kollegen beim Tag der offenen Tür einen Blick hinter die Kulissen zugelassen.

Schüler Florian Weigel interessiert sich für den Ausbildungsberuf. Christian Kühnert, Chef der Döbelner Meisterei, zeigt ihm die Schneefräse.
Schüler Florian Weigel interessiert sich für den Ausbildungsberuf. Christian Kühnert, Chef der Döbelner Meisterei, zeigt ihm die Schneefräse. © Dietmar Thomas
Robert Lein zeigt Klaus Ogiermann und den Kindern Richard, Vincent und Philipp das Salzlager. Dort ist Platz für 4500Tonnen Streusalz. Es ist etwa zur Hälfte gefüllt.
Robert Lein zeigt Klaus Ogiermann und den Kindern Richard, Vincent und Philipp das Salzlager. Dort ist Platz für 4500Tonnen Streusalz. Es ist etwa zur Hälfte gefüllt. © Dietmar Thomas

Die Autobahnmeisterei Döbeln verfügt über sieben Lkw, einen Geräteträger und fünf kleinere Fahrzeuge. Die 30 Mitarbeiter und fünf Azubis tragen die Verantwortung für den ordnungsgemäßen und verkehrssicheren Zustand von rund 76 Kilometern Autobahnnetz und 63 Brücken. Ihr Revier auf der A 14 erstreckt sich von der Anschlussstelle Grimma bis zum Dreieck Nossen. Zudem verantworten sie den A4-Abschnitt von der Anschlussstelle Hainichen bis zum Dreieck Nossen. Dort kracht es häufiger. Besonders in Erinnerung geblieben ist dem Chef der Autobahnmeisterei Christian Kühnert der abgebrannte Kran, der über vier Tage lang für Behinderungen sorgte. Nach Unfällen ist es die Aufgabe der Straßenwärter, die Unglücksstelle zu reinigen. Ein Trupp ist deshalb am Morgen noch auf der A 14 bei Grimma unterwegs gewesen, um nach dem Unfall mit zwei Autos und einem Bus beim Aufräumen zu helfen.

Bei regelmäßigen Streckenbefahrungen werden Fahrbahnzustand, Beschilderungen, Parkplätze und Rastanlagen sowie Regenrückhaltebecken auf ihren Zustand hin untersucht und, wenn erforderlich, instand gesetzt. Und das auch an den Wochenenden, wie Kühnert erläutert. Auch Schichtarbeit gehört dazu. Denn die Vorbereitungen für den Winterdienst laufen bereits. Die entsprechende Technik können sich die Besucher ansehen. Kühnert zeigt Florian Weigel die Schneefräse und beantwortet dessen Fragen rund um den Ausbildungsberuf. „Ich bin nicht so der Bürotyp, sondern will lieber etwas Handwerkliches machen“, sagt der 14-Jährige. Er wohnt in Marbach und besucht derzeit die Oberschule in Nossen. „Ich kann mir vorstellen, hier auch erstmal ein Praktikum zu machen. Interesse habe ich auf jeden Fall“, sagt Florian. Die riesigen Maschinen haben es ihm besonders angetan, wie er zugibt.

Die Döbelner haben seit dem Frühjahr eine ganz besondere, die – nach Kenntnisstand von Christian Kühnert – so in keiner anderen Autobahnmeisterei in Sachsen im Einsatz ist: einen Unimog mit drei Mähgeräten – zwei zum Schneiden und eins zum Aufsaugen des Grünschnitts. „Während alle anderen Fahrzeuge von einer Person bedient werden, sind hierfür zwei erforderlich“, erklärt der Chef. Lisa Kurtze ist eine davon. Gemeinsam mit ihrem Vater Peer, der seit 25 Jahren dabei ist, schleicht sie mit dem Fahrzeug über die Autobahn. Denn auch Baumschnitt und Grasmahd gehören zum Aufgabenbereich eines Straßenwärters. „In einer Acht-Stunden-Schicht schaffen wir etwa zehn Autobahnkilometer. Das hängt aber auch immer davon ab, wie viele Schilder auf der Strecke stehen. Die halten auf, weil man das Mähgerät vorbeisteuern muss“, sagt Kurtze.

Auf den Autobahnen unterwegs zu sein, bedeutet natürlich auch ein gewisses Berufsrisiko. „Auf Baustellen gab es schon brenzlige Situationen – sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Autofahrer. Doch wir tun alles dafür, um uns zu schützen“, sagt Christian Kühnert. Der 33-Jährige ist seit zwei Jahren der Chef in Döbeln und seit 16 Jahren im Betriebsdienst. Für ihn ist Straßenwärter ein Beruf mit Zukunft. „Für ein Jahr ist die Übernahme nach der Ausbildungszeit per Tarifvertrag garantiert. Wie es danach weitergeht, hängt vom Stellenbesetzungsplan des Freistaates ab.“

Die Männer und Frauen brauchen ein dickes Fell. Nicht nur, weil sie bei Wind und Wetter draußen sind und der Winterdienst bevorsteht. Die Beschwerdebereitschaft der Autofahrer sei in den vergangenen Jahren gestiegen, so Kühnerts Eindruck. „Wenn der Winterdienst aus Sicht der Kraftfahrer nicht funktioniert, dann suchen sie sich mit ihrem Smartphone schnell die Nummer raus und rufen an, um sich zu beschweren.“ Per gesetzlicher Regelung seien sie verpflichtet, innerhalb von drei Stunden wieder an einer Stelle zu sein. Das Salzlager in Gadewitz hat ein Fassungsvermögen von 4 500 Tonnen und ist reichlich zur Hälfte gefüllt. „Wir haben eine Außenstelle in Siebenlehn. In dieser ist Platz für 1 200 Tonnen. Dort laden die Kollegen, die auf der A 4 unterwegs sind“, sagt er.