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Von der Orgel fasziniert

Nico Berger möchte Kantor werden. Dafür übt er täglich – und begeistert mit seinem Spiel selbst bei Gottesdiensten.

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© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Bischofswerda. Turnschuhe und Rucksack liegen neben der Bank. Die Hände von Nico Berger gleiten über die Tasten der Orgel im Goethe-Gymnasium Bischofswerda. Gelegentlich zieht er an den Registern. Der Klang der Bach'schen Musik erfüllt die Aula. Nicht so schwer, wie man es zuweilen aus einer Kirche kennt. Es macht neugierig auf den, der da spielt. Nico Berger ist erst 15 Jahre alt – und er hat erst vor einem Jahr mit dem Orgelspiel angefangen.

Gefallen an dem Instrument hatte der Neuntklässler schon immer. Er erzählt von seinem Uropa, der Orgel und Klavier spielen konnte und die kleine Orgel im Pfarramt in Crostau mitgebaut hat. Auch Nicos Mutti Jana Berger, die den Kinderchor der evangelischen Kirchgemeinde Taubenheim leitet, spielt Orgel. Der Schüler selbst kam auf Umwegen dazu. Ihn führte es zunächst zum Kreuzchor nach Dresden. Doch so jung und weg von zu Hause, das hat seinen Preis. Bei Nico litt die Schule. So entschied die Familie, dass der Taubenheimer in der siebten Klasse ans Gymnasium nach Bischofswerda wechselt. Der musischen Ausrichtung wegen. Aber die Schule hat noch mehr zu bieten als einen erweiterten Musikunterricht. Während der Komplettsanierung des historischen Schulkomplexes konnte mithilfe von Spenden die Orgel in der Aula restauriert werden. Grund genug, das Instrument auch bespielen zu lassen. Zunächst nutzten einige Schüler, die anderswo bereits Orgel spielten, die Gelegenheit zum Üben.

Musik von Bach & Händel

Inzwischen gibt es am Gymnasium sogar ein Ganztagsangebot Orgelspiel. Bischofswerdas ehemaliger Kantor Wilfried Vetter bringt im Einzelunterricht Schülern das Spiel an dem nicht alltäglichen Instrument bei. „Klavierspielen sollte man aber vorher können, sonst findet man keinen Zugang zur Orgel“, sagt Musiklehrerin Cornelia Symank. Sie ist von Nico Bergers Spiel begeistert, bezeichnet es als „Bereicherung für uns“ und nutzt sein Talent im Unterricht. „Es beeindruckt Schüler, wenn sie sehen, dass einer ihrer Altersgefährten Orgel spielt, als wenn ein Kantor daran sitzt“, erklärt sie. Man müsse sich mit der Musik anfreunden können.

Nico Berger kann das. Die Richtung sei ihm in gewisser Weise in die Wiege gelegt. Er mag Barockmusik und bevorzugt die Komponisten Bach und Händel. Klavier spielt Nico seit der 2. Klasse, seit zwei Jahren nimmt er Unterricht an der Kreismusikschule. „Am Klavier kann man laut oder leise spielen, an der Orgel durch die Register den Klang verändern“, erklärt er. Auch ein Grund dafür, dass ihn das Instrument von klein auf fasziniert. Zweimal die Woche probt er an der großen Orgel im Gymnasium, dazu täglich an der Elektroorgel zu Hause. Zwischen einer halben und drei Stunden. Um Schule und Hobby unter einen Hut zu bringen, ist genaue Planung nötig, sagt er. Musik sei eines seiner Lieblingsfächer, Mathe gehöre nicht dazu. Deshalb brauche es schon Disziplin, trotzdem die Mathe-Hausaufgaben zu machen, während er viel lieber an der Orgel sitzen würde.

Auf einem guten Weg

Selbst für einen Kruzianer sei es etwas Besonderes, wenn er selber Orgel spielen kann, sagt Nico Berger. Und er fügt hinzu, dass er jede Menge Respekt erfahre. In der Kirche in Taubenheim zum Beispiel, wo er Gottesdienste mit der Orgel begleitet und zu Weihnachten sogar die Leute zum Staunen brachte. Auch in Bischofswerda hat Nico schon bei Gottesdiensten gespielt. Er erzählt von seinem Schülerpraktikum bei Kantor Samuel Holzhey. Der gab ihm musikalische Aufgaben für den Konfirmandenunterricht und die Christenlehre und bezog ihn in die musikalische Früherziehung in der Kita Herrmannstift mit ein. Samuel Holzhey sieht Nico auf einem guten Weg. „Man merkt ihm das Interesse an, und dass er viel dafür tut“, so der Kantor. Wer in der Kirchenmusik etwas werden will, der sollte beizeiten damit beginnen, das weiß Samuel Holzhey aus eigener Erfahrung. Nico Berger hat dieses Ziel. „Das Praktikum hat mir großen Spaß gemacht“, sagt er. Es hat ihn in seinem Wunsch bestärkt, selbst Kantor zu werden. Dafür wird er Kirchenmusik studieren. Schon jetzt steckt er in einer kirchenmusikalischen Ausbildung der Stufe D. Nach deren Abschluss könnte er als Kirchenmusiker im Nebenjob tätig sein.

Beim Frühlingskonzert von Goethe-Gymnasium und Kreismusikschule am Mittwoch wird Nico Berger ebenfalls spielen. Es wird sein dritter großer Auftritt in der Schule. So hat er zur festlichen Übergabe der Abiturzeugnisse 2015 gespielt wie auch zur Nacht der offenen Tür in diesem Jahr. Die beiden Stücke, die er am Mittwoch vorträgt, gehören zu seinem „schon ganz ordentlichen Repertoire“. Und dennoch ist Nico Berger ziemlich aufgeregt. „Aufregung gehört dazu. Umso schöner ist hinterher das Gefühl, wenn man es hingekriegt hat“, sagt er. Er freut sich auf das Konzert, weil er dabei Erfahrungen sammeln kann. Zum Beispiel die, wie man mit eben dieser Aufregung am besten umgeht.

Frühlingskonzert am 18. Mai um 18 Uhr in der Aula des Goethe-Gymnasiums Bischofswerda, August-König-Straße 14. Der Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten.