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Von klein auf Feuerwehrfrau

Zwei aus der Jänkendorfer Jugendtruppe sind jetzt Aktive. Das Feuerwehrfest soll neuen Nachwuchs locken.

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© Jens Trenkler

Von Sabine Ohlenbusch

So jung und schon sieben lange Jahre dabei: Jana Baum und Luise Großmann sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Jänkendorf, seit sie zehn sind. Mitte Februar sind sie von der Jugendabteilung in den aktiven Dienst gewechselt. Als Mädchen sind sie lange Jahre die große Ausnahme unter ihren männlichen Kameraden. „Bis Jitka gekommen ist, sind wir die einzigen gewesen“, erinnert sich Luise. Die etwas ältere Jitka Grasslová aus Thiemendorf ist 2014 direkt Aktive in Jänkendorf geworden. So sind Luise und Jana mit 17 Jahren auch die ersten jungen Frauen, die sich Jänkendorf in der Jugendwehr herangebildet hat. Ihr Jugendwart Stefan Hennemann ist merklich stolz darauf. Bei der Fitness kann er keinen negativen Unterschied zwischen Jana und Luise und ihren Kameraden feststellen. „Manch einer ist eher ein bisschen träger“, stellt er fest, „da sind die beiden schon sehr mobil.“ Das kommt sicher auch daher, dass die Freundinnen außer ihrem Ehrenamt bei der Feuerwehr zweimal pro Woche zum Hockeytraining nach Niesky fahren. Ohnehin sind sie viel auf Achse, denn Jana ist Auszubildende bei den Stadtwerken Görlitz und Luise geht dort zur Schule. Aber sie nehmen sich die Zeit für ihr Ehrenamt. Alle 14 Tage treffen sich die Aktiven zur Ausbildung im Gerätehaus. „20 Termine davon sollten die Feuerwehrleute pro Jahr schon wahrnehmen“, sagt Wehrleiter Sylvio Bachmann. Außerdem kommt auf die beiden 72 Stunden Grundlehrgang an sechs Wochenenden oder in den Ferien zu. Aber durch ihre langjährige Erfahrung bei der Jugendfeuerwehr dürfte das kein Problem werden, schätzt Sylvio Bachmann. „Aber der Zeitaufwand ist schon beträchtlich“, sagt er, „freiwillige Feuerwehrleute geben dafür ihre Freizeit.“

Bei der Gründung der Jugendfeuerwehr 2009 ist auch Bürgermeister Horst Brückner dabei gewesen. Jana und Luise haben jede eine Urkunde bekommen.
Bei der Gründung der Jugendfeuerwehr 2009 ist auch Bürgermeister Horst Brückner dabei gewesen. Jana und Luise haben jede eine Urkunde bekommen. © privat

Luise Großmann, Jana Baum und Jitka Grasslová sind drei der rund 80 000 Feuerwehrfrauen, die es in Deutschland gibt – bei rund einer Million Mitgliedern insgesamt. In den Jugendfeuerwehren aber machen Mädchen ein Viertel aus: Hier sind es 60 000 von 239 000. In der DDR haben Frauen traditionell die Brandschutzüberwachung geleistet, damit sind sie auch Mitglieder der Feuerwehr gewesen, haben aber keine Brände gelöscht. Durch die Wiedervereinigung hat Ostdeutschland deshalb die Bilanz im Westen ganz schön angehoben. 2003 sind im Osten 11,3 Prozent der Feuerwehrleute weiblich, in Westdeutschland nur 1,77 Prozent. In den alten Bundesländern hat es außerdem den Begriff Feuerwehrfrau lange nicht gegeben: Die Brandschutzgesetze haben nicht vorgesehen, dass Frauen mitmachen.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Und gerade die freiwilligen Feuerwehren können jeden Nachwuchs gut gebrauchen. Dass sich auch Mädchen unter den ganzen Jungs wohlfühlen, beweisen die beiden jungen Frauen: „Es ist immer spaßig gewesen“, sagt Luise und Jana fügt hinzu: „Wir haben uns gut mit den Jungs verstanden.“ Aber auch in der eigentlichen Wehr sei die Stimmung locker. „Wir müssen uns an Vorschriften halten, aber es muss auch Spaß machen“, kommentiert Sylvio Bachmann, „Sonst hätte ich bald keine Leute mehr.“ Jugendwehrleiter Stefan Hennemann ist bei Luise und Jana besonders aufgefallen, dass die beiden Mädchen sich um die Kleineren gekümmert haben. Denn von acht bis 18 kann jede und jeder kommen, wer möchte.

Die Jänkendorfer Feuerwehr hat in den vergangenen Jahren sehr von ihrer Jugendarbeit profitiert. Mit 23 aktiven Kameradinnen und Kameraden ist die Ortswehr nun relativ gut besetzt. Und mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren auch recht jung. Der ehemalige Nachwuchs senkt den Altersschnitt. Dabei hat es hier zwischenzeitlich überhaupt keine Jugendfeuerwehr gegeben. Erst 2009 haben Carsten Heitmann und Daniel Hübner wieder eine aufgebaut – Jana und Luise sind Gründungsmitglieder gewesen. Luise erinnert sich, dass damals ihr älterer Bruder sie einfach mal zu einem Treffen mitgenommen hat.

Nun muss aber wieder neuer Nachwuchs in Jänkendorf her. Noch drei Mitglieder hat die Jugendfeuerwehr. Das soll sich ändern, zum Beispiel durch den Tag der offenen Tür am Pfingstsonntag. Dann können die Kleinen bei einer Fahrt im Löschfahrzeug den Traum von der Feuerwehr zu träumen beginnen. Zusammen mit der Jugendabteilung der Ortswehr Diehsa trifft sich die Gruppe immer 14-tägig an Montagen. Dann stehen Sport und Spiel auf dem Programm. Ein Höhepunkt des Jahres ist immer das Jugendlager über ein Wochenende im Sommer. Dort haben die Kinder und Jugendlichen gemeinsam ein Häuschen aufgebaut. „Nur Löschen dürfen wir bei der Jugendfeuerwehr nicht mehr“, sagt Stefan Hennemann. „Forschungen haben herausgefunden, dass manche Kinder diese Erfahrung nicht verarbeiten können.“ Damit müssen die jungen Feuerwehrleute also warten, bis sie in den aktiven Dienst übergehen. Jana und Luise haben diesen Schritt gemacht. Jetzt freut sich die Jugendfeuerwehr Jänkendorf auf neue Jungen und Mädchen.