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Von München nach Meißen

Die Bar im Welcome Parkhotel hat einen neuen, jungen Chef mit großen Plänen.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Das letzte Wochenende ist so ein Fall: Dortmund gegen Bayern. In der schnuckligen Bar des Meißner Welcome-Parkhotels verfolgen einige Dortmunder Fans das Spiel live beim Bezahl-Fernsehsender Sky. Den Zapfhahn bedient Bayern-Fan und Barkeeper Matthias Voß. Ihr Warsteiner bekommen die Dortmund-Anhänger trotzdem, ordentlich bis zum Eichstrich gefüllt und nicht mit zu viel Schaum.

Voß muss lachen, wenn er diese Episode erzählt. Das passiert ihm öfter. Lacht er nicht, dann lächelt er zumindest. Die in warmen Tönen gehaltene Parkhotel-Bar wirkt gleich noch ein bisschen freundlicher. Der Job stehe immer über den persönlichen Vorlieben, sagt er im Rückblick auf das Wochenende.

Seit Februar ist die in Gold, gelb und edlen Brauntönen gehaltene Bar im Nordflügel des Parkhotels das Reich des aus Freising stammenden Mittzwanzigers. Vor ihm der vergleichsweise kleine Tresen, hinter ihm die ausgeleuchtete Wand mit Likören und Bränden, am roten Siegellack gut erkennbar die Sorten aus der Spezialitätenbrennerei Prinz zur Lippe. Rechts hat Voß sich die Gläser so aufgebaut, dass er schnell das passende zur Hand hat. Links versteckt sich die große Espresso-Maschine hinter einem Pfeiler.

So weit – so gewöhnlich. Wirklich besonders ist der Blick nach vorn. Von seinem Arbeitsplatz kann Voß der Albrechtsburg direkt in die Fenster schauen. Ein solches Panorama gibt es nicht gleich wieder, auch nicht in Deutschlands vielfältiger Hotellandschaft. Das sei ein wichtiger Grund für seinen Wechsel vom Kempinski Hotel Frankfurt Gravenbruch nach Sachsen gewesen. Der Barkeeper schwärmt vom Parkhotel als wunderschönem Haus.

Aufnahmen für einen Werbefilm

Tatsächlich hat sich in dem Hotel in den vergangenen beiden Jahren eine Menge getan. Eigentümer Dr. Jürgen Leibfried, Chef der Berliner Bauwert-Immobiliengruppe, steckte insgesamt 7,6 Millionen Euro in das Grundstück und Gebäude. Dafür wurde nicht nur jeder Raum in der früheren Villa des Keramik-Pioniers Felix Ohm modernisiert. Vor allem entstand ein neuer Anbau mit 21 Zimmern, einem großzügigen Wellnessbereich und einem Saal für bis zu 200 Personen.

Auf die Investition in die Substanz folgte die Investition ins Personal. Hoteldirektor Stefan Schwind kam im Sommer 2015. Ihm folgten Küchenchef Christian Voß und sein Bruder Matthias Voß. Gemeinsam soll nun durchgestartet werden. Es gilt, die einmaligen Potenziale des Hauses richtig auszuschöpfen. Gerade packt ein Filmteam seine sieben Sachen in der Bar zusammen. Aufnahmen für einen Werbefilm zum Hotel als romantischer und gleichzeitig stylischer Ort für Hochzeiten sind entstanden.

Barkeeper Voß will das Seine zum Gelingen der Pläne beitragen. Am 1. April soll eine neue Cocktail-Karte mit Drinks aus frischen Zutaten stehen. Angesagte Getränke wie Munich Mule oder Moscow Mule werden darauf zu finden sein.

Was sich dahinter verbirgt? Ein klassischer Wodka-Drink, der seinen besonderen Charakter aus einer würzige Ingwer-Limonade, auch Ingwer-Beer genannt, bezieht und im Kupferbecher serviert wird. Das Auge trinke mit, sagt der Mittzwanziger. Deshalb lege er großen Wert auf die Dekoration seiner Cocktails. Eine Eigenkreation hat er ebenfalls im Programm: Sein Elbflimmern basiert auf Gin – Voß’ Lieblingsdestillat, abgerundet mit Rhabarbersaft, Limetten und zermuddelten Trauben.

Am Tresen hat inzwischen Parkhotel-Verkaufschefin Julia Labs Platz genommen. Das Lächeln überträgt sich. Schmunzelnd hört sie zu. In der Vergangenheit wären die wenigsten Meißner oder Touristen in der Stadt auf die Idee gekommen, einfach auf einen Drink in die Hafenstraße einzukehren. Ab April sollen ein wöchentliches After-Work-Whisky-Tasting und eine Lounge-Night mit kleiner Cocktailkarte und klassischen Burgern sowie Club-Sandwiches diese Schwellenangst verschwinden lassen. Und natürlich der Fußball. Seinetwegen öffnet Matthias Voß die Bar samstags bereits 15 Uhr, zwei Stunde früher als sonst.