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Von roten und schwarzen Schnecken

Der wechselhafte Sommer macht die Lausitz zu einem Paradies für Schnecken. Auf die Farbe kommt es an.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Niesky. Bereits im Februar haben sich in diesem Jahr die ersten Kunden hilfesuchend an Katrin Heider gewandt. Die Gartenspezialistin des Baywa-Baumarktes in Niesky kennt das Problem: Schnecken. Und gerade jetzt mit vielen Niederschlägen gemischt mit angenehmen Temperaturen feiern die glitschigen Schädlinge in den Gemüsebeeten ihr Sommerfest.

Im Kratergarten von Familie Stöhr in Daubitz finden sich nicht nur Nacktschnecken. Das Mittel, das sie einsetzt, lässt nur die Häuser der Tiere zurück.
Im Kratergarten von Familie Stöhr in Daubitz finden sich nicht nur Nacktschnecken. Das Mittel, das sie einsetzt, lässt nur die Häuser der Tiere zurück. © André Schulze
Gartenolympiade: Schicken Sie uns Ihre Bilder.
Gartenolympiade: Schicken Sie uns Ihre Bilder. © SZ

Zwar sind es in diesem Sommer nicht ganz so viele wie im vergangenen, aber der Sommer ist ja auch noch nicht zu Ende. „Wenn es zu viele Schnecken gibt“, erklärt Katrin Heider, „dann fressen sie auch Pflanzen, die sie eigentlich nicht mögen.“ Deshalb leiden in schlimmen Jahren sogar Friedhöfe unter Befall, obwohl dort vor allem harte und holzige Gewächse zum Einsatz kommen.

„Generell wird die Schneckenplage über die letzten Jahre immer schlimmer“, sagt Gärtnereibesitzer Martin Krautz aus Weißwasser. Er pflegt Gräber, hat aber auch die Erfahrung mit Gemüsepflanzen. Besonders bei Kürbisgewächsen beobachtet er, wie sich die Früchte erst gar nicht entwickeln, weil Schnecken sich über die Blüten hergemacht haben.

Dass die Plage immer stärker wird, habe vor allem damit zu tun, dass die heimische schwarze Nacktschnecke durch eine neue Art verdrängt wird. Die spanische Wegschnecke ist auch nackt, ziegelrot bis braun und sehr groß. Ob sie wirklich aus Spanien kommt, darüber streiten die Biologen, aber sicher ist, dass sie eingeschleppt ist. Oder besser: eingekrochen. Seit den 70er Jahren hat sie ihren langsamen, aber stetigen Siegeszug durch die süddeutschen Gärten angetreten. Seit einigen Jahren ist sie auch in der Lausitz angekommen. Die letzte Zeit hat sie genutzt, um sich auszubreiten und zu vermehren.

Dabei bietet ihr kaum ein natürlicher Feind Einhalt, erzählt Martin Krautz. „Die neue Art ist schleimiger als unsere heimischen Schnecken.“ Deshalb fressen nicht einmal alle Igel die roten Tiere. Dabei galten Igel früher als Geheimwaffe für Gärtner. Nur wenn es sich um ein besonders geschicktes Exemplar handelt, entfernt er den Schleim durch Rollen der Schnecken auf dem Boden. Katrin Heider weiß, dass Laufenten zuweilen auch helfen können. „Aber wenn sie die Wahl zwischen einem schönen Salatkopf und einer Nacktschnecke haben“, gibt sie zu bedenken, „dann entscheiden sie sich eher für die Pflanze.“ Das ist nur allzu verständlich, bedeutet aber für Gärtner nur einen weiteren Konkurrenten für die Gemüseernte.

Unbestritten ist, dass Schneckenkorn die Plage stoppen kann. Dafür stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Mittel mit Metaldehyd bringen die Tiere zum Ausschleimen, allerdings sterben sie dann sofort und müssen aufgesammelt werden, so Katrin Heider. Außerdem ist es giftig für Kinder und andere Tiere. Eine Alternative ist Eisen-III-Phosphat, bei dem Weichtiere vor ihrem Tod noch Zeit haben, sich zu verkriechen. „Dieser Stoff kommt auch im Boden vor“, sagt Katrin Heider.

Wer ohne Chemie gegen Schnecken vorgehen möchte, kann Zäune aufstellen, welche die Tiere beim Kriechen behindern. Da sie häufig aus Metall sind, ist dies eine teure Lösung. Karin Gutsmann aus See hat aber den Verdacht, dass es auch andere mechanische Sperren gibt. „Ich habe keine Schneckenplage in meinem Bauerngarten“, sagt die SZ-Gartenkolumnistin, „aber ich kann nicht sicher sagen, warum.“ Sie glaubt aber, dass ihre Beeteinfassung aus Buchsbaum ihr hilft, Schnecken fernzuhalten. Die dichte Hecke und der Geruch einiger Buchsbaumarten sollen die Kriecher abhalten. Und nicht nur gegen die Schnecken wird dem Buchs Wirksamkeit zugesprochen. Seine Wurzeln sollen giftig für die Nager sein. Das deckt sich mit Karin Gutsmanns Erfahrungen.

Denn in ihrem Beet hat sie ebenfalls keine Probleme mit Wühlmäusen. Auf ihrem Rasen aber schon. Er ist nicht mit Buchs umgeben. Hier hat sie auch einige Schnecken, die aber ihr Mann einsammelt und tötet. Dass es in ihrem Gemüsegarten anders aussieht, ist ein Indiz, dass der Buchsbaum hilft. Dafür möchte Karin Gutsmann aber nicht die Hand ins Feuer legen: „Vielleicht habe ich auch einfach Glück.“

Ein wichtiger Punkt bei der Schneckenentfernung ist, dass diese auch beseitigt werden. Denn wenn Tierfreunde eine große Menge Schnecken im Wald aussetzen, verdrängen sie die heimischen Arten. Dies beklagt die Naturhistorische Gesellschaft in Nürnberg. Sogar die Gelege der Artgenossen sollen sie fressen.