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VW-Alarm verliert Sonderstatus

Das Tuning-Festival bleibt etwas hinter den Erwartungen zurück, was die Besucherzahlen betrifft – hatte jedoch auch Konkurrenz.

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© SZ-Archiv Brühl

Von Jörg Richter

Großenhain. Einen Tag nach dem VW-Alarm ist Veranstalter Jens Mikoleiczyk schon wieder auf den Autobahnen des Landes unterwegs, um sein nächstes großes Event vorzubereiten. Viel Zeit für ein Statement über das zurückliegende Tuning-Festival in Großenhain bleibt da nicht. Seine Analyse fällt kurz aus. „Wir hatten auf dem Flugplatz diesmal etwa 2500 Besucher“, erzählt er. „Es hätten sicherlich mehr sein können, aber auch weniger.“ Von daher sei er durchaus mit der Resonanz zufrieden.

Was er nicht erzählt, ist, dass der VW-Alarm bei Weitem nicht der einzige Besuchermagnet für Autofreaks war. Allein am vergangenen Wochenende gab es deutschlandweit acht Großveranstaltungen für Fans der Tuning-Szene. In Sachsen sogar zwei. Neben dem VW-Alarm in Großenhain buhlte auch der VW-Boxenstop in Zwickau um die Gunst junger Volkswagenfahrer.

Dem Internetportal www.vau-max.de zufolge kamen am Sonntag rund 3600 Besucher zu Sachsens größtem VW-Tagestreffen. Es war der dritte VW-Boxenstop vor den Toren des Volkswagenwerks in Zwickau. Mehr als 700 Fahrzeuge waren auf dem Mitarbeiterparkplatz zu bestaunen.

Damit ist klar, dass das Großenhainer Festival schon seit ein paar Jahren nicht mehr den Sonderstatus eines extravaganten VW-Treffens besitzt. 3 600 Besucher an einem Tag in Zwickau im Vergleich zu 2500 Besuchern an zwei Tagen in Großenhain. – Der Publikumspreis geht wohl eher nach Westsachsen. Oder doch nicht?

Der Großenhainer Tom Grünewald kennt beide Veranstaltungen. Der gelernte Fahrzeug-Innenausstatter weiß, dass man sie eigentlich nicht miteinander vergleichen kann. „Der VW-Alarm hat sich zum Festival entwickelt.“ Autorennen, grillen und zelten sei dort angesagt. Der Boxen-stop in Zwickau sei dagegen etwas für Leute, die vor allem schöne Autos mit aufwendigen Veränderungen sehen möchten. „Der Boxenstop ist eher etwas für mich“, sagt Grünewald.

Prinzipiell hätten beide Veranstaltungen ihre Daseinsberechtigung. Denn es gebe in Sachsen eine sehr große Tuningszene. „Viele wollen ein Auto, mit dem sie sich von der Masse abheben“, sagt er. Neuester Trend seien Luftfahrwerke, sogenannte „Air rides“. Mit diesen Einbau-Sets kann man sich sein Auto tiefer legen. „Je tiefer, desto besser“, so Grünewald. Nicht immer sei das legal. „Außerdem ist man auf ordentliche Straßen angewiesen“, sagt er. Auf dem Flugplatz in Großenhain möge das noch gehen, und auch auf der hiesigen Umgehungsstraße. Aber auf Landstraßen sei das ein Problem.

Tom Grünewald hat sein Hobby zum Beruf gemacht. In seiner Firma Tomcartex bezieht er Fahrersitze und Cockpits je nach Wunsch mit Leder oder anderen hochwertigen Materialien. Auch wenn er diesmal nicht beim VW-Treffen auf dem Flugplatz dabei war, so war er zumindest nah dran. „Wir haben das ganze Wochenende den Lärm von den Autorennen gehört“, erzählt er. „Aber es stört mich nicht, denn ich habe ja selbst Benzin im Blut.“ – Auch die Stadtverwaltung Großenhain bestätigt, dass es bislang keine Beschwerden von Anwohnern oder andere Vorkommnisse gab, so Stadtsprecherin Diana Schulze.

Mehr als 8000 Besucher wie noch 2009 wird der VW-Alarm vielleicht nie mehr sehen. Mikoleiczyk hatte im Vorfeld mit ungefähr der Hälfte gerechnet. Er sieht es scheinbar entspannt und sagt: „Die Leute waren zufrieden, und die Stimmung war wieder gut.“