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Waldheimer Taxi auf letztem Meter gerettet

Gert Wegscheider hatte die Suche nach einem Nachfolger schon beinahe aufgegeben. Nun gibt es doch ein Happy End.

Von Elke Braun
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Gert Wegscheider (rechts) führt den einzigen Taxibetrieb Waldheims nur noch wenige Tage. Er ist froh, dass es ihm gelungen ist, in Eric Ressel einen Nachfolger zu finden, der seine Konzession übernimmt
Gert Wegscheider (rechts) führt den einzigen Taxibetrieb Waldheims nur noch wenige Tage. Er ist froh, dass es ihm gelungen ist, in Eric Ressel einen Nachfolger zu finden, der seine Konzession übernimmt © Lutz Weidler

Waldheim. Am 29. Februar ist Gert Wegscheiders allerletzter Arbeitstag als Taxiunternehmer. Wehmütig ist Gert Wegscheider wegen des nahenden Ruhestandes nicht. „Im Gegenteil, ich freue mich sehr darauf“, sagt er. Besonders froh ist er aber darüber, dass es ihm gelungen ist, für sein Taxigeschäft einen Nachfolger zu finden. Der Waldheimer Eric Ressel übernimmt die Konzession.

Als Gert Wegscheider im Herbst vergangenen Jahres Bilanz über 30 Jahre Taxigeschäft zog, tat es ihm besonders für die Fahrgäste leid, dass es künftig keinen Taxibetrieb mehr in der Zschopaustadt geben sollte. „Viele Ältere sind nicht mehr so gut zu Fuß und haben uns auch für kleinere Fahrten gebucht, sei es zum Friseur, zum Arztbesuch oder zum Einkaufen“, erzählt der 65-Jährige.

Deshalb war es ihm wichtig, dass das Geschäft irgendwie weitergeht. „Wir sind der einzige Taxibetrieb, den es in Waldheim noch gibt“, so Gert Wegscheider.

Eric Ressel betreibt seit 2016 die Firma Fremo-Patiententransport in Waldheim. „Fremo“ steht für Freimobil. „Die Firmenbezeichnung soll auch so bleiben“, sagt der 28-Jährige. Ein Taxi und fünf sogenannte Mietwagen gehören zu seinem Fuhrpark. In der Firma, die ihren Betriebssitz in der Hechtgalerie hat, arbeiten neben dem Chef sieben Fahrer und eine Büroangestellte.

Bislang war er ausschließlich im Bereich der Patientenbeförderung unterwegs. „Die meisten Fahrten übernehmen wir im Auftrag der Krankenkassen zu Chemotherapien, Bestrahlungen oder zur Dialyse“, sagt Eric Ressel. 

Mit der Übernahme der Taxi-Konzession von Gert Wegscheider kann er nun auch ganz normale Taxifahrten anbieten. „Das ist ein Vorteil für meinen Betrieb“, so der 28-Jährige. Wenn alles gut anläuft, könnte er sich sogar vorstellen, den Betrieb noch zu erweitern. „Das wird sich zeigen“, sagt er.

Ihren Fahrgästen wollen die beiden Männer den Übergang so angenehm wie möglich gestalten. „Wer ein Taxi rufen will, muss sich keine neue Nummer einprägen. „Wir haben vereinbart, dass Eric Ressel auch meinen Taxiruf übernimmt“, sagt Gert Wegscheider. Viele seiner Stamm-Fahrgäste hätten seine Nummer ohnehin im Kopf. Die müssen sich dann gar nicht umstellen.

Obwohl dies eigentlich gar nicht erforderlich ist, läuft im Taxigeschäft noch viel über Vorbestellung. „Die Kunden möchten gerne ihre Taxifahrt verbindlich anmelden“, sagt Gert Wegscheider. Eric Ressel will das erst einmal beibehalten, wenn es die Kunden wünschen. „Aber wenn ein Fahrer frei ist, sind kurzfristige Fahrten gar kein Problem“, sagt er.

In Spitzenzeiten ist auch Gert Wegscheider mit sechs Fahrzeugen unterwegs gewesen. Insgesamt sind er und seine Fahrer mit dem Taxibetrieb 200 Mal um die Welt gefahren. 33 Autos hat er dafür gebraucht und blieb von schweren Unfällen verschont. Dass sein Nachfolger einen Firmensitz hat, begrüßt Gert Wegscheider.

 „Bei uns ist die Taxizentrale die ganze Zeit im Wohnzimmer gewesen“, sagt er. Denn auch seine Frau Ingrid ist in dem Unternehmen angestellt gewesen und mit Taxi gefahren. Feierabend oder Urlaub hatten für Irene und Gert Wegscheider in den zurückliegenden Jahren Seltenheitswert.

Dafür wollen die beiden ihren Ruhestand, den bald auch Irene Wegscheider antreten kann, in vollen Zügen genießen. „Wir haben zwei Motorräder und fahren leidenschaftlich gerne damit. Leider sind wir in den letzten Jahren kaum dazu gekommen“, sagt er. Und auch auf Ausflüge mit ihrem Wohnmobil freuen sich die Eheleute schon sehr.

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