Das Konzept bei RTL-II- "Frauentausch" ist immer in etwa dasselbe. Eine Frau aus sozial eher schwachem oder bildungsfernem Milieu tauscht für eine Woche mit einer Frau, die mehr auf der Sonnenseite des Lebens steht. Der Kulturschock ist auf beiden Seiten programmiert. Drama! Doch für ihre heutige Sendung  (29. November, 20.15 Uhr) haben die TV-Macher den denkbar krassesten Widerspruch inszeniert. Der in Löbau sattsam bekannte Waldmensch Öff Öff tauscht für eine Woche mit dem Berliner Erotik-Model Kate (28). "Erdloch gegen Extravaganz, Revolution gegen Schickimicki" bewirbt der Sender das Experiment.

"Ich war die Tauschfrau. Die haben sich wohl gedacht, das bringt mal richtig Pep in die Sendung", sagt Öff Öff auf Anfrage von sächsische.de. Im Frühjahr wurde die Folge gedreht. In Berlin traf Öff Öff auf Melina. Die arbeitet von daheim aus. Ihre Arbeitsgeräte sind eine Internet-Kamera und eine Stange. Daran tanzt sie knapp bekleidet vor ihrem Publikum im Netz. "Cam-Girl" nennt sich das, also "Kamera-Mädchen". "Ich sollte halt die Rolle des Cam-Girls übernehmen", sagt Öff Öff. Doch vorher hatte Meline eine Anweisung: "Waschen und Pflegen!" Nicht so das tägliche Programm des Waldmenschen, der es gewohnt ist, in ungeheizten, einfachsten Behausungen zu leben. Ein bisschen verwandelte sich Öff Öff für den Sender aber doch zurück in seine bürgerliche Existenz mit Namen Jürgen Wagner. "Ich bekam einen Haarschnitt, eine Rasur und wurde gestylt mit Markenklamotten", sagt Öff Öff, dessen üblicher Kleidungsstil aus einem schlichten Umhang besteht. Dann übernahm er tatsächlich mal den Tanz an der Stange. Wer das wirklich sehen will? Egal. "Mich interessiert ja nicht, ob die Leute mich erotisch tanzen sehen wollen. Ich will ja meine idealistische Botschaft verkünden", sagt er. Und: "Trash-TV erreicht die Menschen. Wer nichts Sinnvolleres zu tun hat, kann ja schauen."

Öff Öff lebt nach eigenem Bekunden völlig ohne Geld und gründete daher die "Schenker-Bewegung". "Ich lehne persönlich jedes Tausch-Geschäft ab. Auch den Tausch von Geld gegen sexuelle Handlungen", sagt er. Am erotischen Tanz von Mitbewohnerin Melina findet er aber nichts moralisch Verwerfliches. In Wirklichkeit sei das, was sie macht, ja eine gute Tat. "So ein erotischer Tanz kann für einen verklemmten Mann, der keine Frau findet, ja eventuell ein Beziehungsersatz sein. Oder auch ein Hilfsmittel für Paare, bei denen die Erotik vielleicht schon ein bisschen eingeschlafen ist", sagt er. Insofern sei die Tätigkeit seiner Mitbewohnerin menschenfreundliche Sozialarbeit.

Dem "radikalen Sozialprojekt" wie Öff Öff es nennt, war zur gleichen Zeit Melinas Erotik-WG-Genossin Kate ausgesetzt. "Ich glaube, sie war in der Zeit gelinde gesagt etwas überfordert", sagt Öff Öff. Kate trat ihre Rolle als Tauschfrau in Dargelütz an, einem ländlichen Ortsteil von Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Öff Öffs Schenker-Bewegung betreibt dort unter anderem das "Haus der Gastfreundschaft". "Dort nehmen wir jeden als Brunder und Schwester auf", sagt er. Zunächst war Kate dort allerdings eine andere Schlafstätte zugedacht. "Ich habe dort ein Erdloch gegraben, in dem ich schlafe, wenn ich dort bin", erzählt der Aussteiger. Das Erotik-Model sei bei dessen Anblick allerdings schockiert gewesen. Für Tänzerin Kate sind ihr Körper und eine sexy Erscheinung ihr Kapital. 

Doch den Schenker-Freunden von Öff Öff ist es komplett egal, wie jemand aussieht - und das bekommt Kate auch sofort zu spüren. Annehmlichkeiten erwarten sie jedenfalls nicht in dem Aussteigerdorf. Und ihr Essen fischen die Schenker mitunter aus Mülltonnen. Wird Kate das mitmachen? "Ich habe jedenfalls nicht alles mitgemacht", sagt Öff Öff. So sei er mit Melina unter anderem in einer Tabledance-Bar gewesen. "Da stecken die Besucher den Tänzerinnen als Bezahlung Spielgeld zu", erzählt er. Zu kommerziell, findet Öff Öff. "Das lehne ich ab, so etwas mache ich weder mit echtem Geld, noch mit Spielgeld." Wie glücklich Kate bei seinen Schenkern geworden ist, weiß Öff Öff nicht. Seine Bilanz des Experiments: "Melinda fand mich einen netten Menschen."