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War das Abholzen rechtens?

Eine Agrargesellschaft hat Sträucher entfernt und Bäume bei Nossen vermutlich unsachgemäß beschnitten. Das ist nicht alles.

Von Uta Büttner
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Ärger bei Einwohnern: Auf der linken Seite dieses Feldweges in Wunschwitz hat sich bis vor wenigen Tagen eine dichte Hecke befunden.
Ärger bei Einwohnern: Auf der linken Seite dieses Feldweges in Wunschwitz hat sich bis vor wenigen Tagen eine dichte Hecke befunden. © Claudia Hübschmann

Nossen. Ein riesengroßer Umweltfrevel ist das, sagen die Wunschwitzer um Karlheinz Fölck. Ihnen wurde das letzte Stückchen Waldoase ihres Dorfes genommen. Und den Tieren der Unterschlupf. Verantwortlich ist die Agargesellschaft Krögis/Heynitz. Sie hat am 15. November auf einem etwa 400 Meter langen Streifen entlang ihres Feldes das gesamte Niederholz auf einer Breite von drei bis vier Metern entfernt. „Das war eine richtige zugewachsene Hecke“, sagt Karlheinz Fölck. Mit Wildrose, Schneebeere, Hundsrose, Haselnuss und anderen Sträuchern. Zudem wurden alle Äste der alten Kirschbäume vom Boden an bis in eine Höhe von fünf bis sechs Meter komplett abgesägt. Egal, wie dick sie waren. Egal, ob sie für Standsicherheit sorgten. Ungeschützt drohen nun die Bäume umzufallen, zumal der Wind vor allem aus der Richtung des Feldes kommt.

„Ringsherum haben wir nur Agrarsteppe. Das war das einzige Stückchen Wald, was wir in Wunschwitz hatten“, sagt Karlheinz Fölck aufgebracht. Er hatte die Arbeiten zuerst bemerkt. Und die Agrargesellschaft aufgefordert, damit aufzuhören. Doch das Unternehmen reagierte nicht. So sah sich der Wunschwitzer gezwungen, die Polizei einzuschalten. Als die Kahlschlagarbeiten gestoppt wurden, war alles schon zu spät. Verärgert wandten sich Einwohner an das Unternehmen – wollten wissen, was diese Aktion sollte. Es wäre eine zur Ordnung beitragende Maßnahme, bekamen sie zur Antwort.

Doch so wollen das die Einwohner nicht einfach akzeptieren. Sie fordern Wiedergutmachung: „Die Agrargesellschaft soll wieder Sträucher pflanzen.“ Sie informierten die SZ und luden auch Vertreter der Stadt und Agrargesellschaft zu dem Besichtigungstermin am vorigen Mittwoch ein. Es kamen nur Absagen. Die Wunschwitzer sind enttäuscht und verärgert, sie fühlen sich nicht ernst genommen – vor allem von der Stadt. Zumal es nicht um irgendeinen privaten Bereich geht, sondern um wichtigen Naturschutz. Auf Nachfrage der SZ bei der Stadt antwortete Sandra Krebes vom Umweltamt unter anderem, dass bei derartigen Sachverhalten alle Beteiligten die Chance auf Äußerungen bekommen müssen. Details seien derzeit noch nicht geklärt. Aber die Stadt ist „auf dem Amtsweg tätig, um die Angelegenheit aufzuklären.“ Das bestätigt auch die Untere Naturschutzbehörde. Laut Steffen Wesser vom Kreisumweltamt hat die Stadt am Mittwoch eine Anzeige zur Bearbeitung eingereicht. Ein Mitarbeiter werde sich die Situation vor Ort ansehen, um danach eine Entscheidung treffen zu können.

Unterstützung erhalten die Einwohner auch von Stadtrat Rico Pampel (Freie Wähler). Er war am Mittwoch vor Ort, um sich den Schaden anzusehen. Ebenso der Leiter der Naturschutzstation Schloss Heynitz, Erik Kubitz. Der Biologe bestätigt die Ängste der Einwohner, einige Bäume könnten nun umfallen. Und aufgrund der vielen großen Schnitte könnten die Bäume beispielsweise auch durch Pilze befallen werden.

Eine Untersuchung muss nun zeigen, wie es weitergeht. Zumal nicht klar ist, wem diese Sträucher und Bäume eigentlich gehören beziehungsweise gehörten. Eines wissen die Einwohner: Der Feldweg, den sie Wunschwitzer Kirschallee nennen, gehört der Stadt. Wo genau aber das Grundstück der Agrargesellschaft beginnt, können sie nicht sagen. Aber selbst das Unternehmen weiß es nicht. Die Agrargesellschaft konnte auf Nachfrage der SZ nicht sagen, ob es sich bei der gerodeten Fläche um ihr Eigentum handelt oder ob sie nur Pächter ist. „Wir klären das jetzt mit der Stadt und der Unteren Naturschutzbehörde“, sagte Geschäftsführerin Cornelia Karisch.