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Warten aufs Klappern am rauschenden Bach

Jörg Hantzschmann will die Wirtschaft in der Barthmühle wiederbeleben. Doch das Unterfangen wird zur Hängepartie.

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© Egbert Kamprath

Von Jane Jannke

Osterzgebirge. Idyllisch liegt sie in diesen Augusttagen an der Wilden Weißeritz, die Barthmühle an der Ortsgrenze zwischen Höckendorf und Dorfhain. Grün ist es hier, Vögel zwitschern, im Hintergrund murmelt sanft der Bach. Nicht wie 2002, als er zum reißenden Ungetüm wurde und die alte Mühle umtoste. Damals endete auch der Gastbetrieb im beliebten Ausflugslokal. Seither wollte hier niemand mehr den Neustart wagen. Bis auf einen. Doch den bremst nach wie vor die Bürokratie aus.

Die Wirtschaft mit Biergarten läge direkt an der Weißeritz.
Die Wirtschaft mit Biergarten läge direkt an der Weißeritz. © Egbert Kamprath
Die Mühle war 140 Jahre lang im Familienbesitz. Hier eine alte Ansicht.
Die Mühle war 140 Jahre lang im Familienbesitz. Hier eine alte Ansicht. © SZ

Jörg Hantzschmann ist den meisten Leuten in der Gegend ein Begriff. Ob als Betreiber des Pretzschendorfer Kulturhauses, Gastwirt im Bunten Mann zu Dorfhain oder aktuell als Chefkoch im Klingenberger Hotel „Neue Höhe“. Im Juni 2015 kam wegen Streitigkeiten mit der neuen Eigentümerin nach fünf Jahren das endgültige Aus für den Bunten Mann. Doch aufstecken wollten Hantzschmann und Ehefrau Kerstin nicht: Die Höckendorfer Barthmühle lockte mit einer neuen Perspektive und idealen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Gastgewerbe. Mit der Eigentümerin Gisela Vogel wurde man sich im Groben rasch einig.

Odyssee durch die Ämter

Schon 2014, noch vor dem Abschied vom Bunten Mann, zog Familie Hantzschmann von Dorfhain ins Mühlhaus um. Ab Oktober 2015 – so damals der Plan – sollten in der Barthmühle endlich wieder Geschirrklappern und der Duft leckeren Essens wahrnehmbar sein. Doch weit gefehlt. Die scheinbar so gut erhaltene Gaststätte im Nebengelass erwies sich als ziemlich harte Nuss. Im August 2016 ist sie noch immer verwaist, im leeren Biergarten wuchert zwischen Pflastersteinen das Unkraut. „Das ist einfach nur traurig, gerade jetzt, da so viele Leute vorbeiwandern“, bedauert der Koch.
Auch 2016 wird aus der Eröffnung nichts werden. „Die Saison ist fast schon vorbei, und geschehen ist bislang nichts“, so der Pretzschendorfer zerknirscht. Geschehen muss hier aber eine Menge, ehe der 50-Jährige endlich die Kochtöpfe auspacken kann. Grund sind Auflagen des Kreisbauamtes, die eine mittlerweile mehr als einjährige Vorgeschichte haben. Weil die Gaststätte so lange leer stand, forderte die Gemeinde Klingenberg zunächst eine Baugenehmigung. Der Antrag wurde im Oktober 2015 vom Technischen Ausschuss gebilligt. Nur das Okay des Kreisbauamtes trennte Jörg Hantzschmann damals noch vom Ziel – und die Barthmühle von ihrer Renaissance als Ausflugslokal.

Doch hier begannen die Probleme. Das Kreisbauamt sah genauer hin. Es bestätigte zwar die Baugenehmigung, stellte aber Bedingungen für das Erteilen einer Betriebserlaubnis. „Der bauliche Zustand ist zwar so weit in Ordnung. Allerdings muss innen renoviert und neu gefliest werden. Und auch der Lärm- und Emissionsschutz soll verbessert werden“, berichtet Hantzschmann. Gut 50 000 Euro hätte er dafür investieren müssen. Ein Versuch, die Summe selbst zu stemmen, war am Nein des Kreditinstituts gescheitert. „Da standen wir kurz vor der Unterschrift.“

Nun sieht Hantzschmann Eigentümerin Gisela Vogel in der Pflicht. „Ich sehe nicht ein, dass dieser Aufwand allein am Mieter hängenbleiben soll.“ Man sei dazu in Gesprächen. Vogel will die Auflagen offenbar auch erfüllen, doch auch sie muss so viel Geld erst mal aufbringen. Und das wird dauern. Immerhin: Das Dach wurde bereits saniert, die Fassade teilweise gestrichen. Doch ehe nicht alle Auflagen für die Inbetriebnahme der Gastwirtschaft erfüllt seien, werde er keinen Mietvertrag unterschreiben, sagt Hantzschmann.

Ewig wartet die Wirtsfamilie nicht

Für Wirtsfamilie und Wanderer heißt es daher weiter warten. Das sei frustrierend, so Hantzschmann. „Es steht praktisch alles bereit, die Gäste wären da.“ Sein komplettes Mobiliar aus dem Bunten Mann hat der 50-Jährige in Dorfhain eingelagert. Das bewährte Konzept aus alten, rustikalen Möbeln und gutbürgerlichem Essen aus Omas Zeiten will er irgendwann auch in der Barthmühle fortführen. Räumlichkeiten und Außengelände seien dafür ideal. Im leer stehenden hinteren Trakt des Hofes soll eine Kinderkochschule ihren Platz finden; die Streuobstwiese samt großem Garten dahinter könnte zum Experimentier-feld für die Kleinen werden. An Ideen und kreativem Elan mangelt es also nicht.

„So kompliziert hatten wir uns das nicht vorgestellt“, zeigt sich Jörg Hantzschmann enttäuscht. Zeitfenster für eine Eröffnung setzt er sich mittlerweile nicht mehr. Vor 2017 wird aber definitiv nicht in der Barthmühle getafelt. Seine Brötchen verdient sich Hantzschmann vorerst weiter im Hotel „Neue Höhe“, als Mietkoch und mit Catering von zu Hause aus. Ewig wird aber auch er nicht auf die Barthmühle warten. „Wenn es hier gar nicht vorangeht, muss ich nach einem anderen Objekt suchen.“ Eine Absage erteilte der Gastronom allerdings Gerüchten, er habe Interesse am seit Juni geschlossenen Gasthof „Sachsenhof“ in Klingenberg. Die Räume passten nicht in sein Konzept, das ausdrücklich auch auf größere Feiern setze. Die seien im Sachsenhof aufgrund des fehlenden Separees nicht möglich.