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Warum Acrylamp nicht heller leuchtet

Die Firma Acrylamp Hartha beklagt, dass ihre LED-Straßenlampen zu wenig eingesetzt werden. Der Stadt Döbeln sind sie einfach zu teuer.

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Von Jens Hoyer

Thomas Leibe von der Firma Acrylamp in Hartha kann sich in Rage reden, wenn er über Erfindergeist im Allgemeinen und seine Lampen im Besonderen spricht. 1996 hatte Leibe ein Patent angemeldet, wie stromsparende Leuchtdioden mit Platten aus transparentem Kunststoff verbunden werden können. Die Kombination eignet sich nicht nur, um Werbeplakat von hinten zu beleuchten, sondern auch, um Straßen zu erhellen. Für die Idee hat die Firma einige Preise bekommen. In Umsatzzahlen drückt sich das noch nicht aus.

Auch in Döbeln haben die innovativen Leuchten bisher keine Chance. Als sich die Stadtverwaltung jetzt ausrechnen ließ, wie viel es kostet, die Klostergärten zu beleuchten, schnitt Acrylamp im Vergleich am schlechtesten ab. Leibe kann das nicht verstehen. „Wir haben alle laut gelacht, als wir das gelesen haben.“

Die Leuchten von Acrylamp sind deutlich teuerer als konventionelle Natriumdampflampen. Aber bei bis zu 80 Prozent Stromersparnis seien die Mehrkosten schnell wieder rein, sagt Leibe. Allerdings sind die Leuchten aus Hartha im Vergleich zu herkömmlichen Straßenlampen lichtschwach. Und da liegt der Hase im Pfeffer.

In Deutschland ist alles genormt, auch die Straßenbeleuchtung. Mit den Leuchten aus Hartha ist es nicht so einfach, die DIN-Normen fürs Straßenlicht einzuhalten. Die Lampen müssen dichter gestellt werden, um die geforderten Beleuchtungswerte zu bringen, was die Kosten in die Höhe treibt.

Leibe ficht das nicht an. Die DIN-Norm seien kein Gesetz, meint er. Er vermutet dunkle Mächte hinter dem Geschäft mit dem Licht. Große Firmen mit viel Einfluss, die „Lichtlobby“ in Gestalt der Deutschen DIN-Gesellschaft und der Lichttechnischen Gesellschaft bis hinunter zu den Ingenierbüros, die die Planungen für die Kommunen vornehmen.

Bei Lichte betrachtet bleibt von den Vorwürfen Leibes aber nichts übrig – um beim Beispiel Klostergärten zu bleiben. Die Berechnungen hat das Döbelner Ingenieurbüro IBE für die Stadt angestellt – und zwar nach den Angaben, die von Acrylamp selbst gekommen sind. Um rund 1.200 Meter Joggerstrecke in den Klostergärten auszuleuchten, braucht man laut IBE-Chef Horst Wagner 24 der herkömmlichen Natriumdampf-Leuchten, aber 40 Leuchten von Acrylamp. Samt der Masten und Installationskosten geht das Rennen 55.000 Euro zu 78.000 Euro zu Gunsten der alten Technik aus. Die Harthaer LED-Technik braucht zwar nur die Hälfte Strom, trotzdem dauert es 35 Jahre, ehe die Mehrkosten wieder rein sind.

Für den Döbelner Bauamtschef Erik Brendler ist dies das entscheidende Argument – auch in der bereits geführten Diskussion, die Döbelner Straßenbeleuchtung auf stromsparende LED-Leuchten umzustellen. Schon aus kommunalrechtlicher Sicht – das günstigste Angebot hat immer Vorrang – müsste sich Stadt und Stadtrat gegen die Leuchten aus Hartha entscheiden. Einfach weniger der Acrylamp-Leuchten aufzustellen, ist für ihn keine Option. „Wenn das erste Kind überfahren wird, gibt es einen Riesenaufschrei und der Staatsanwalt fragt, warum wir gegen das technische Regelwerk verstoßen“, sagte Brendler. Es komme von den Befürwortern der LED-Technik auch immer wieder das Argument, dass die Natriumdampflampen bis 2017 nach EU-Vorgaben verboten werden. Das betreffe aber nur bestimmte Typen, die in Döbeln nicht eingesetzt werden, so Brendler.

Die LED-Technik ist aber im Vormarsch, das sieht auch Brendler so. Die ersten Leuchten von Acrylamp, die in Hartha in einem Pilotprojekt aufgestellt wurden, funzelten nur eine Vollmondstimmung auf die Straße. Die der neuen Generation sind schon sehr viel leistungsstärker – aber nach Brendlers Meinung noch nicht stark genug. Das Argument von Thomas Leibe, dass das Lichtempfinden bei seinen Leuchten für den Betrachter angenehmer ist, verfängt beim Bauamtschef nicht. „Damit kann ich nichts anfangen.“