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Warum die Gasversorgung gesichert ist

Im Poker um die Gaspreise haben Russland und die Ukraine die Tonart verschärft. Während Moskau den Nachbarn offen des Diebstahls bezichtigte, suchte Kiew demonstrativ nach Unterstützung in Westeuropa. Deutschland forderte beide Staaten eindringlich auf, eine Lösung zu finden.

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Im Poker um die Gaspreise haben Russland und die Ukraine die Tonart verschärft. Während Moskau den Nachbarn offen des Diebstahls bezichtigte, suchte Kiew demonstrativ nach Unterstützung in Westeuropa. Deutschland forderte beide Staaten eindringlich auf, eine Lösung zu finden. Angesichts des frostigen Winters machen sich inzwischen auch deutsche Verbraucher Sorgen um die Verlässlichkeit der Gasversorgung.

Sind Gaslieferungen für Deutschland gefährdet?

Die deutsche Energiewirtschaft hält es für undenkbar, dass Gazprom wie im Fall der Ukraine deutsche Lieferungen einschränkt. Sie erinnert an die langfristigen Verträge mit den Lieferanten, die teilweise bis in das Jahr 2035 reichen. Auch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) bemüht sich, Ängste vor möglichen Engpässen bei der Energieversorgung zu zerstreuen. Sein Ministerium verweist auf die 46 Untertage-Speicher, die gut gefüllt sind. Der Inhalt dieser Depots entspricht etwa einem Viertel des Jahresbedarfs.

Wie stark ist Deutschland von Gas abhängig?

In rund 18 Millionen deutschen Haushalten wird mit Gas geheizt – das ist fast jede zweite Wohnung. Russisches Gas deckt etwa 37 Prozent des deutschen Bedarfs. Der Rest stammt aus Norwegen (26 Prozent), den Niederlanden (18 Prozent), aus deutschen Gasquellen (15 Prozent) sowie aus Dänemark und Großbritannien (zusammen vier Prozent). Westeuropa deckt etwa ein Viertel seines Erdgasbedarfs aus Russland.

Wie wichtig sind Pipelines der Ukraine für den transit?

Durch die Pipelines auf ukrainischem Territorium werden rund 80 Prozent des für Europa bestimmten Gases gepumpt. Von den insgesamt fünf Rohrleitungen versorgen zwei den Binnenmarkt Ukraine. Die drei anderen Transitleitungen beliefern unter anderem den wichtigsten Kunden Deutschland. Der russische Monopolist Gazprom verdächtigt die Ukraine, für den Transit bestimmtes Gas zum Eigenbedarf illegal abzuzweigen – ein Vorwurf, den Russland schon vor drei Jahren erhoben hatte. Nun hat Russland das Transitvolumen vorsorglich erhöht.

Wie steht es um die Zahlungsmoral der Ukraine?

Die Ukraine steht beim Gazprom-Konzern mit etwa 2,1 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) in der Kreide. Hingegen versicherte das ukrainische Versorgungsunternehmen Naftogaz, die ausstehenden Schulden in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar beglichen zu haben.

Worum geht es bei den Gesprächen um den Gaspreis?

Die unter einer schweren Wirtschaftskrise leidende Ukraine will in diesem Jahr für das Gas aus Russland höchstens 210 Dollar (150 Euro) je 1000 Kubikmeter bezahlen und zudem mehr Gebühren für den Transit verlangen. Russland fordert 250 Dollar. Das ist eine Erhöhung um etwa 70 Dollar des bisher von der Ukraine bezahlten Preises, aber deutlich weniger, als Westeuropa bezahlt. Nach Angaben von Gazprom-Chef Alexej Miller liegt der aktuelle Marktpreis bei 418 US-Dollar je 1000 Kubikmeter Gas – unbezahlbar für die Ukraine. Das Land musste wegen der globalen Finanzkrise bereits einen Kredit beim Internationalen Währungsfonds in Höhe von 14,5 Milliarden Dollar aufnehmen, um Währung und Wirtschaft zu stabilisieren.

Warum bleiben beide Seiten hart in den verhandlungen?

In der von innenpolitischen Krisen geschüttelten Ukraine stehen in diesem Jahr Präsidentschaftswahlen an. Weder Staatschef Viktor Juschtschenko noch Ministerpräsidentin Julia Timoschenko wollen sich deshalb Schwäche gegenüber Russland vorwerfen lassen.

Auf der anderen Seite braucht auch Russland ein Erfolgserlebnis – angesichts der globalen Krise, die auch in der russischen Wirtschaft Spuren hinterlässt. Diese hängt stark von den Erlösen der Öl- und Gasexporte ab, die angesichts des weltweiten Einbruchs der Konjunktur sinken. (SZ/fg mit dpa/AP)