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Warum Wirte den Luisenhof meiden

Aussicht ist eben nicht alles: Viele große Gastronomen wollen nicht in das Ausflugslokal. Ein Grund ist die Miete.

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© Marco Klinger (Archiv)

Von Sandro Rahrisch

Dresdens Wirte drängen nicht gerade in den Luisenhof. Seit drei Wochen sind die Türen des Ausflugslokals verschlossen – der „Balkon Dresdens“ steht ohne Betreiber da. Bisher hat nur Giuseppe Gagliardi öffentlich Interesse angemeldet. Er betreibt bereits drei italienische Restaurants in Dresden. Andere große Gastronomen wie Gerd Kastenmeier (Kastenmeiers), Ralph Krause (Blumenau, Rauschenbach, Café Central) und Johannes Vittinghoff (Wenzel Prager Bierstuben) winken dagegen ab. Die Betreiber des Schillergartens sowie Thoralf Rank und Uwe Büttig (Brauhaus am Waldschlößchen, Kurfürstenschänke, Ontario) wollen sich erst gar nicht äußern. Aber warum traut sich niemand in den Luisenhof?

Problem 1: Zu viele Sitzplätze

„Der Blick ins Elbtal ist zwar sensationell“, sagt Gourmetkoch Gerd Kastenmeier. Doch der Luisenhof lebe von Ausflugsgästen, das Geschäft sei zu abhängig von Jahreszeit und Wetter. Schon für kleine Gaststätten sind das große Unsicherheiten. Der Luisenhof hat aber gleich 550 Sitzplätze, die sowohl im Sommer als auch im Winter besetzt werden müssen. „Um eine Gaststätte dieser Größenordnung zu bespielen, braucht man außerdem viele Saisonkräfte“, sagt Kastenmeier, der sein eigenes Restaurant im Kurländer Palais betreibt. Köche und Kellner zu finden, die das mitmachen, sei schwer. „Ich glaube nicht, dass jemand den Luisenhof auf Dauer vernünftig betreiben kann.“ Gerd Kastenmeier will jedenfalls nicht.

Problem 2: Zu wenige Parkplätze

Einen eigenen Parkplatz hatte der Luisenhof noch nie. Gäste mussten sich in der engen Bergbahnstraße einen Platz suchen, oder weiter weg parken. Lkw, die das Restaurant belieferten, versperrten regelmäßig die Wendeschleife am Ende der Straße. Kamen zwei Laster gleichzeitig, begann das große Rangieren. Die Anbindung des Luisenhofes gilt als eines der größten Probleme für einen neuen Gastronomiebetrieb.

Problem 3: Fahrplan der Standseilbahn

Die Standseilbahn ist das einzige Verkehrsmittel, das den Luisenhof direkt mit dem Elbtal verbindet. Die letzte Bahn zum Körnerplatz geht halb zehn abends. Wer auf Bus und Bahn angewiesen ist, muss das Restaurant zeitiger verlassen oder 15 Minuten Fußweg zur nächsten Straßenbahnhaltestelle auf der Bautzner Landstraße auf sich nehmen. Hinzu kommt die jährliche Wartung der Standseilbahn. Während der Frühjahrsrevision wird der Betrieb eingestellt – Ausflugsgäste bleiben aus. Für den Dresdner Tourismusverbandschef Johannes Lohmeyer könnte die Schließung des Luisenhofes aber auch der Standseilbahn selbst schaden: „Es hat wenig Sinn hochzufahren, wenn dort nichts mehr ist“, sagt er. Findet sich kein neuer Betreiber für die Gaststätte, so wäre das ein Verlust.

Problem 4: Weniger Touristen

Für Johannes Vittinghoff muss ein Restaurant auch in der Woche laufen, dafür braucht es auch Touristen, sagt der Geschäftsführer der Prager Bierstuben an der Königstraße. Dass Dresden derzeit Gäste aus dem In- und Ausland verliert, sorge für ein schwieriges Marktumfeld. In den ersten vier Monaten des Jahres sind fünf Prozent weniger Übernachtungen in Hotels und Pensionen gezählt worden – der erste Rückgang seit Jahren. „Einer, der den Mut hat, in den Luisenhof zu gehen, dem gehört mein Respekt“, sagt Vittinghoff. „Da braucht es einen Wirt, der das mit Herzblut macht.“

Problem 5: Hohe Miete

Der ehemalige Luisenhof-Wirt Armin Schumann sollte in Zukunft 19 000 Euro Monatsmiete für das Restaurant zahlen. Ihm war das zu viel, er ging. „Ich habe großen Respekt vor ihm“, sagt Gerd Kastenmeier. Er verstehe nicht, warum die neuen Eigentümer des Luisenhofes die Miete überhaupt erhöhen mussten. „Das war unvernünftig.“ Solche Preise seien für Restaurants dieser Größe zwar nicht unüblich. Allerdings würden sich diese Häuser nicht so weit ab vom Schuss befinden, so Kastenmeier.