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Was aus den Postämtern wird

Die Gebäude in Niesky, Rothenburg und Horka sind in privater Hand. Sie neu zu nutzen, bleibt eine Herausforderung.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Region. Die gute Nachricht sei vorangestellt. Die ehemaligen Postämter in Horka, Niesky und Rothenburg haben mit ihrem Verkauf schnell neue Eigentümer gefunden. Alle drei Gebäude sind in privater Hand. Ihre neue Nutzung gestaltet sich auch einige Jahre nach dem Erwerb schwierig, wie die SZ im Gespräch mit den neuen Postamts-Besitzern erfuhr.

Das Gleiche lässt sich vom Postamt in Rothenburg sagen, das inzwischen aufwendig saniert ist
Das Gleiche lässt sich vom Postamt in Rothenburg sagen, das inzwischen aufwendig saniert ist © André Schulze
Als Postgebäude nicht mehr zu erkennen ist hingegen das Postamt in Horka. Es ist ein Wohnhaus geworden.
Als Postgebäude nicht mehr zu erkennen ist hingegen das Postamt in Horka. Es ist ein Wohnhaus geworden. © André Schulze

Niesky: Klare Vorstellungen, aber die Umsetzung lässt auf sich warten

Nach dem Nieskyer Postamt ist eine ganze Straße benannt, an der es steht: die Poststraße. Nicht ohne Grund. Ist das um 1900 gebaute Haus mit den in Klinkersteinen eingefassten Fenstern und Türen sowie der verzierten Fassade von außen schon ein Hingucker, bietet es unter seinem Dach reichlich Platz. Rund 800 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung und die will der neue Eigentümer Bernd Brussig-Zack auch zu einhundert Prozent nutzen.

Seit 2013 gehört ihm das Haus in der Poststraße – und seit dem arbeitet der Geschäftsmann daran, neues Leben einziehen zu lassen. Das gestaltet sich für den Mitinhaber eines Nieskyer Autohauses aber schwieriger als gedacht, sodass er darüber gegenwärtig keine Auskunft geben mag, wie der Stand der Dinge ist. Ursprünglich wollte er das Postamt zu einem Wohnhaus umbauen. Das bietet sich an, zumal Garagen vorhanden sind und dazu ein großes, parkähnliches Grundstück von 2 600 Quadratmetern. „Aber das Projekt liegt noch in der Schwebe“, sagt der Eigentümer.

Rothenburg: Ideal als Pension, nur ein Betreiber findet sich nicht

Johannes Kahl hat das Postamt in der Priebuser Straße gekauft, nachdem die Immobilie 2003 ausgeschrieben war. Aber sein Wunsch, aus dem Haus eine Pension zu machen, ist bis heute nicht aufgegangen. „Es findet sich bis heute kein Betreiber, der die Pension führen möchte“, sagt der Dachdeckermeister. Denn wenn Rothenburg schon kein Hotel mehr hat, sollte es neben den vorhandenen Gästezimmern den Touristen eine Pension bieten können. Zumal die Stadt an dem viel befahrenen Oder-Neiße-Radweg liegt. Aber bisher hat sich dazu niemand bereit erklärt. Leer stand das Haus zwischenzeitlich nicht, ein am Flugplatz ansässiges Unternehmen hatte im Erdgeschoss seine Büroräume. Aber seit eineinhalb Jahren stehen diese Räume wieder leer, da sich die Firma umstrukturiert hat und nur noch ein kleines Büro an ihrer Betriebsstätte unterhält.

Was bleibt, ist das private Technik-Museum, das sich Johannes Kahl im Obergeschoss eingerichtet hat. Dennoch verfolgt er die Pläne einer Pension weiter. Schließlich ist das Postamt ein architektonisch herausragendes Haus in der Neißestadt. Deshalb hat es der Handwerksmeister auch erworben, um es in seiner Form zu erhalten. „Wir haben das Haus 2007 dafür umgebaut und alles aus eigenen Mitteln bezahlt“, erklärt Kahl. Denn in jenem Jahr gab die Deutsche Post das Gebäude endgültig auf, nachdem es nur noch als Verteilerstation genutzt wurde. Zwei Jahre zuvor wurde bereits die Gebäudehülle vom Eigentümer aufwendig saniert. Das denkmalgeschütze Haus bekam Dach und die Fenster erneuert sowie neue Klinkersteine.

Horka: Zweites Weihnachten im eigenen Haus

Im Postamt der Gemeinde Horka tat sich viele Jahre nichts. Die Gerüchte rankten sich um das Gebäude am Bahnhof, wer es denn überhaupt besitzt und was er damit vorhat. Heute kann Familie Schlegel darüber lächeln. Denn dieses Jahr feiert sie ihr zweites Weihnachten im eigenen Haus, zusammen mit der Schwester von Maria Schlegel, die das Obergeschoss bewohnt.

Zu dem Haus gekommen sind sie durch ihre Eltern. Sie sind 1993 als Spätaussiedler aus Kasachstan nach Deutschland gekommen und wohnten viele Jahre in Niesky. Aber die Familie war immer auf der Suche nach etwas Eigenem, bis sie auf das zum Verkauf stehende Postamt in Horka stießen. Das haben die Eltern erworben, sie sind zwischenzeitlich aber verstorben, sodass das Haus ihren Kindern nun gehört. „Der Umbau hat viel Zeit und Geld gekostet, aber nun sind wir glücklich, alles geschafft zu haben“, erzählt Maria Schlegel. Auch wenn ihre Kinder ihr eigenes Leben führen, freut sie sich, sie Weihnachten in Horka wiederzusehen.