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Was machen Kamele am Zentraler?

Tierische Besucher mitten im Ort: Kamele, Lamas, Alpakas und Ponys bereiten sich auf ihren großen Auftritt vor.

Von Peggy Zill
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Ricardo Köllner kuschelt mit Kamelbulle Kalif, der für alle Weinböhlaer zum Anfassen an der Nassauhalle steht. Noch bis Sonntag gastiert der Zirkus Astoria in Weinböhla. Auf Tiere verzichten will der Zirkusleiter nicht, aber sie werden zeitgemäß präsentie
Ricardo Köllner kuschelt mit Kamelbulle Kalif, der für alle Weinböhlaer zum Anfassen an der Nassauhalle steht. Noch bis Sonntag gastiert der Zirkus Astoria in Weinböhla. Auf Tiere verzichten will der Zirkusleiter nicht, aber sie werden zeitgemäß präsentie © Arvid Müller

Weinböhla. Nein, das ist keine Fata Morgana. Da stehen wirklich drei Kamele an der Nassauhalle. Kalif beugt sich neugierig über den Zaun und lässt sich von den Kindern streicheln. Der Kamelbulle, seine Gattin Salomé, deren Nachwuchs sowie Alpakas, Lamas, Ponys, Esel, Ziegen, Hunde und eine Kuh gehören zum Zirkus Astoria, der noch bis Sonntag in Weinböhla gastiert.

Zirkus ohne Tiere, das ist kein Zirkus, sagt der Direktor Ricardo Köllner. Die gehören dazu, wie der Clown. Sonst wäre es ja Varietétheater. „Die Besucher wollen Tiere sehen“, ist der Zirkusleiter überzeugt. Dabei wird in immer mehr Städten und Gemeinden darüber diskutiert, Auftritte von Zirkussen mit Wildtieren zu verbieten. Das Thema ist in den vergangenen Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Tierschützer kritisieren, dass die Tiere unter der unzureichenden Unterbringung und Versorgung, ständigen Transporten und der Dressur leiden. Zahlreiche Länder, wie zum Beispiel Österreich und Rumänien, haben bereits strikte Verbote oder Einschränkungen im Hinblick auf Wildtiere in Zirkussen erteilt. Einige verbieten auch die Haltung von allen Zirkustieren – also nicht nur von Tigern, Löwen, Giraffen oder Elefanten, sondern auch von domestizierten Tierarten wie Pferden oder Hunden. Dazu gehört Griechenland.

„Man hört von manchen Leuten, dass sie nicht in den Zirkus gehen, wenn es Tiere gibt“, erzählt Ricardo Köllner. Große Wildtiere wie Elefanten oder Raubtiere hatte der Zirkus Astoria aus Platzgründen nie. Dass es Kalif und allen anderen Tieren gut gehe, davon könne sich jeder Besucher selbst überzeugen. „Wir sind transparent. Die Tiere sind nicht gestört oder in schlechter Verfassung“, betont Köllner. Die meisten werden im Zirkus geboren, genügend Freilauf gibt es auch fast immer. Nur in Weinböhla geht es etwas enger zu, gibt es keine Wiese.

Mit der Zeit gehen bedeute nicht, auf Tiere zu verzichten, sondern sie zeitgemäß zu präsentieren und zu halten. Einen Tanzbären, der am Nasenring durch die Manege geführt wird, gibt es in keinem Zirkus mehr. „Früher sollten die Tiere komplizierte Kunststücke vorführen. Das ist heute nicht mehr so“, sagt der 49-Jährige. Die Hunde müssen nicht auf zwei Beinen laufen oder durch brennende Reifen springen. „Sie machen bei uns nur das, was sie in der Natur auch machen. Nur eben auf Kommando.“ Die Kinderaugen würden strahlen, wenn die Kamele oder Ponys reinkommen. Sie laufen dann ganz dicht an den Besuchern vorbei und können gestreichelt werden. In der Pause darf auch auf einem Kamel geritten werden. Wer sich traut, bekommt eine Python um den Hals gelegt.

Gefragt nach den Höhepunkten der Show, sind das laut Ricardo Köllner nicht die tierischen Zirkusmitglieder, sondern die Artisten, die als Engel durch die Zirkuskoppel fliegen oder als Meerjungfrau im Fischernetz turnen.

18 Leute gehören zur Zirkusmannschaft. Davon wirken acht an der Aufführung mit. Auch Köllners Kinder. Sie sind nun schon seit sieben Generationen mit dem Zirkus unterwegs. Zehn Monate lang leben sie in ihren Wohnwagen. Zwei Monate geht es ins Winterlager nach Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. „Es ist kein einfacher Job, aber man kann gut davon leben“, sagt er. Zirkus sei wieder im Kommen, die Besucherzahlen steigen, aber die Gäste sind auch anspruchsvoller geworden. 

Vorstellungen: Donnerstag und Freitag um 17 Uhr, Sonnabend, 14 und 17 Uhr, Sonntag, 14 Uhr