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Was passiert am Burggäßchen?

Der alte Sebnitzer Kindergarten bekommt ein neues Dach. Ein Investor steckt allerdings nicht dahinter.

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© Steffen Unger

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Es ist wie so oft in Sebnitz: Sobald an einem alten Haus gewerkelt wird, fängt die Gerüchteküche an zu brodeln. Nun ist der alte Kindergarten auf dem Burggäßchen nicht irgendeine alte Bude, sondern ein besonderes Grundstück – zumindest theoretisch. Zu der zweigeschossigen alten Fabrikantenvilla gehört ein riesiges Parkgrundstück in exponierter Lage über der Stadt. Viele Sebnitzer verbinden persönliche Erinnerungen mit dem Burggäßchen, weil sie hier ihre Kindergartenzeit verbrachten. Praktisch interessierte sich in den vergangenen zwanzig Jahren aber kein Investor ernsthaft genug für die Immobilie, um etwas daraus zu machen. Seit der Nachwendezeit steht die Villa leer und war größtenteils dem Verfall preisgegeben. Die Bäume sind mittlerweile so hoch gewachsen, dass von der Straße aus kaum noch etwas zu sehen ist.

Vor gut einem Jahr, im Sommer 2015, rückte dann der Abrissbagger an. Eine Entsorgungsfirma begann damit, auf dem Grundstück Platz zu schaffen, sämtliche Nebengebäude rings um die denkmalgeschützte Villa wurden weggerissen: ein altes Gewächshaus, mehrere Schuppen, ein Pavillon sowie ein Wasserbecken. Auch den Asbestanbau aus DDR-Zeiten, der früher zum Kindergarten gehörte, räumte der Bagger beiseite. Der Schutt wurde entsorgt.

Die Immobilie gehört der Stadt Sebnitz. Nach einem gescheiterten Anlauf 2012 und darauffolgenden langwierigen Verhandlungen mit dem Eigentümer hatte die Stadt das Grundstück mit allem, was darauf steht, im Oktober 2014 endlich kaufen können. Danach galt es, noch einige Hürden mit dem Grundbucheintrag zu meistern, bis im Sommer 2015 der Abbruch der Nebengelasse starten konnte. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude blieb.

Seit Kurzem ist die alte Villa nun komplett eingerüstet, und eine Sebnitzer Dachdeckerfirma verpasst dem früheren Kindergarten ein neues Dach. Was wird aus dem Haus? Wer zieht hier ein? In nächster Zeit wohl niemand. Das Gebäude gehört nach wie vor der Stadt Sebnitz, sie hat die Dachdeckerarbeiten beauftragt. Es sei aber weder ein Investor in Sicht, noch habe die Stadt derzeit eigene Pläne für die Nutzung, erklärt Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). „Es gibt kein Vorhaben“, sagt der OB. Darüber hätte der Stadtrat in einer öffentlichen Sitzung entscheiden müssen. „Es geht nur um die Sicherung, damit das Gebäude nicht vor die Hunde geht.“ Mit dem neuen Dach soll die denkmalgeschützte Bausubstanz vor eindringender Nässe geschützt werden. Finanziert wird das knapp 50 000 Euro teure Dach wie bereit der Abriss der Nebengebäude im vergangenen Jahr aus Mitteln der Stadtsanierung, zwei Drittel sind Fördermittel.

Um das Haus wieder bewohnbar zu machen, ist noch einiges mehr nötig. Nach einem Brand gelten die Zwischendecken als einsturzgefährdet. Jugendliche hatten im Inneren des leerstehenden Hauses ein Lagerfeuer entzündet. Die hölzerne Decke fing Feuer und die Glut brannte sich durch den Fußboden nach unten. In einem Großeinsatz musste die Feuerwehr sogar die Decken aufsägen, um den Brand komplett zu löschen, weil sich die Glut in den Zwischenräumen weitergefressen hatte.

Als es vor einigen Jahren um den Stanort für eine neue Kindertagesstätte in Sebnitz ging, war auch der ehemalige Kindergarten auf dem Burggäßchen im Gespräch. Eine Prüfung ergab aber, dass das Gebäude nach heutigen Anforderungen nicht geeignet ist. Stattdessen entstand ein Neubau auf der Schillerstraße, in dem seit 2009 die christliche Kindertagesstätte „Unterm Regenbogen“ zu Hause ist.