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Was von RIESA übrig ist

Seit Jahren lagert die Leuchtreklame im Bauhof. Eine erste Restaurierung gab es schon.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Eine beachtliche Staubschicht liegt auf den rot gestrichenen Blechkästen, Spinnweben hängen in den Winkeln. Kleine Löcher sind dort zu sehen, wo einst die Neonröhren am Blech befestigt waren. Der Riesa-Leuchtschrift ist anzusehen, dass sie nicht allzu häufig aus ihrem Lager hervorgeholt wird – so wie viele Dinge, die im Bauhof in Riesa liegen. „Alle zehn Jahre kommt dann mal jemand und fragt nach einem der Gegenstände“, sagt Andreas Sonnenfeld, Technischer Leiter der Allgemeinen Grundstücks- und Verwaltungs-GmbH (AGV).

Zu DDR-Zeiten begrüßte die Riesa-Leuchtschrift während der Abendstunden die Reisenden, die am Bahnhof Riesa ausstiegen (die SZ berichtete). Wahrscheinlich um die Jahrtausendwende wurde die Reklame schließlich abmontiert. Günter Kubitza erinnert sich noch gut an die fünf Buchstaben. „Die waren schon da, als ich hier angefangen habe“, erzählt er.

Aus Stahlblau wurde Weinrot

Einfach achtlos weggeschlossen wurde die Schrift aber nicht, so Kubitza. Um das Jahr 2002, 2003 herum sei er damit beauftragt gewesen, die Stahlblechkästen zu restaurieren. „Nachdem sie von ihrem alten Standort abmontiert waren, war auf der Rückseite alles verfault“, erzählt Kubitza. Damals habe es noch Pläne gegeben, die Schrift neu aufzustellen. Also rückte Kubitza dem Rost zu Leibe und verpasste den Kästen anschließend einen Anstrich mit Rostschutzfarbe. Statt in hellem Blau erstrahlen die Buchstaben nun also in Weinrot – alle bis auf einen. Das große R sei nach Dresden geschickt worden, erinnern sich Andreas Sonnenfeld und Günter Kubitza. Dort sollte eine Firma einen Kostenvoranschlag für die vollständige Restaurierung der Elektrik machen. „Am Ende wäre das aber wohl zu teuer geworden“, vermutet Andreas Sonnenfeld. Auch Braumeister Gunter Spies hatte gegenüber der SZ bereits erklärt, eine Restaurierung sei letztlich an den Kosten gescheitert. Ursprünglich sei geplant gewesen, die Leuchte auf dem Riesenhügel neu aufzubauen.

Erste Rostlöcher

Gut ein Dreivierteljahr verblieb das R wohl in Dresden, ehe es wieder nach Riesa kam. Der Buchstabe gibt einen Hinweis darauf, wie die gesamte Leuchtschrift heute aussähe, wenn sich im Bauhof niemand um sie gekümmert hätte. In die Rückseite hat der Rost bereits erste Löcher gefressen, auch vorn blättert die Farbe ab. Allerdings sind hier noch die Neonröhren angebracht, die die Reklame früher einmal zum Leuchten gebracht haben. „Wenn ich mich richtig entsinne, dann hat sie sogar blau gestrahlt“, sagt Andreas Sonnenfeld. „Stahlblau.“

Ob die Leuchtschrift noch einmal von Neuem erstrahlen wird, daran hegt Günter Kubitza allerdings so seine Zweifel. Die Technik sei doch arg veraltet. Andere sind da etwas zuversichtlicher. Ein SZ-Leser beispielsweise schrieb nach dem ersten Artikel, er würde sich das Teil gerne einmal ansehen. Jahrelang sei er KFZ-Schlosser gewesen. „Aber die Leidenschaft ist weg. Allerdings nicht für Oldtimer. Und dazu zählt ja auch der ‚Neon-Turm‘!“ Eine Idee, der die Stadtverwaltung durchaus aufgeschlossen gegenüberstünde. Aus finanziellen Gründen stelle sich die Frage nach einer Restaurierung und einem neuen Standort derzeit nicht, sagt Stadtsprecher Uwe Päsler. „Wenn sich natürlich andere dieses Themas – technisch und auch finanziell – annehmen möchten, kann man dazu sicher ins Gespräch kommen.“

Absage an Händler

Der Leser ist nicht der Einzige gewesen, der sich in letzter Zeit nach den Metallbuchstaben erkundigt hatte, bestätigt AGV-Chef Roland Ledwa. Ein Händler habe sich erkundigt, ob er die Schrift der AGV für einen Trödelmarkt abkaufen könne. Eine Anfrage, der die AGV sowieso nicht nachkommen konnte: „Da wir kein Eigentümer sind, können wir nicht darüber verfügen.“ Der Händler erhielt eine Absage, und Günter Kubitza räumte die Schrift wieder an ihren Platz. „Für die nächsten zehn Jahre, wenn dann wieder jemand danach fragt“, sagt er und lächelt amüsiert. Vielleicht wird es bis zur nächsten Restaurierung nicht ganz so lange dauern.