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Was wird aus der alten Poliklinik?

Auf der Baustelle an der Magdeburger Straße geht seit Wochen nichts voran. Das sorgt für Ärger.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Der Kran an der Magdeburger Straße steht still. Die alte Poliklinik ist eine einzige Baustelle, doch Arbeiter sind nirgends zu sehen. Das Areal ist mit Bauzäunen gesichert, die Wohncontainer der Arbeiter sind verwaist. Einsam flattert ein Transparent mit der Aufschrift PSJ Bau im Wind – das deutsche Tochterunternehmen eines tschechischen Baukonzerns.

Doch ganz so leblos, wie das Gebäude zunächst erscheint, ist es gar nicht. Die Gemeinschaftspraxis von Dr. Karsta Weller und Marc Decker empfängt dort noch Patienten – noch. Auf ihrer Internetseite kündigen die Mediziner an, dass sie ab Anfang Januar übergangsweise in das Gebäude der ehemaligen Managementakademie (MaRie) auf der Klötzerstraße ziehen werden. Für die Zeit danach hat die WGR ihnen neue Räume in der Zwickauer Straße angeboten.

Auf der Internetseite von Dr. Karsta Weller und Marc Decker heißt es: „Unsere schöne Praxis ist zerstört! Die ehemalige Poliklinik hat kein Dach mehr und die Heizung ist ausgebaut. Das Wasser läuft aus allen Fugen in unsere Praxis und mit der derzeitigen Notheizung überstehen wir keinen Winter.“ Mit der SZ wollen die Ärzte darüber nicht sprechen. Sie möchten weiterem Ärger mit dem Besitzer des Gebäudes vermeiden.

Ein weiteres Stockwerk

Eigentümer der alten Weidaer Poliklinik ist der Pflegedienst Advita mit Sitz in Berlin. Geschäftsführerin Milada Tupová-Faensen klingt zunächst überrascht, als sie hört, dass die Gemeinschaftspraxis auszieht, räumt dann aber Probleme mit den Mietern ein. „Die Praxis wollte während der Bauarbeiten nicht aus dem Gebäude ausziehen. Aber wir machen hier ja nicht nur ein paar Schönheitsreparaturen“, meint sie.

Angesichts ihrer Vorhaben lässt sich das wohl unterschreiben. „Das Gebäude bekommt ein neues Stockwerk. Wir bauen 22 behindertengerechte Wohnungen mit Pflegeangebot und außerdem noch eine Tagespflege mit 24 Betten“, erklärt die Advita-Chefin. Auch etwa 20 neue Arbeitsplätze wolle Advita in Riesa schaffen.

Dass die alte Poliklinik nicht in dem Zustand bleibt, wie sie derzeit ist, hofft auch Dr. Katrin Gruner, die die „Apotheke am Heideberg“ im Hochhaus gleich gegenüber betreibt. „Das sieht ja schlimm aus“, sagt die Apothekerin. Seit etwa Ende September hat sie niemanden mehr auf der Baustelle gesehen. Sie findet die Entwicklung schade, die das Gebäude genommen hat.

„Bis etwa 2006 war das ein gut funktionierendes Ärztehaus. Wir waren selbst dort eingemietet. Es gehörte einem Hamburger. Als der das Gebäude dann aber verkaufte, zogen nach und nach immer mehr Ärzte aus“, erzählt sie. Dass nun auch noch die Gemeinschaftspraxis von Dr. Karsta Weller und Marc Decker weggeht, bedauert die Apothekerin sehr – aus wirtschaftlichen und aus persönlichen Gründen. „Die Zusammenarbeit mit den Ärzten war immer sehr gut. Und sicher werden wir es auch finanziell zu spüren bekommen, wenn die Praxis umzieht. Viele Patienten kommen nach der Sprechstunde eben schnell mit ihren Rezepten bei uns rein. Diese Kunden fallen dann natürlich weg. Zum Glück haben wir viele treue Stammkunden“, so Dr. Katrin Gruner.

Neueröffnung im Spätsommer

Und wann geht es nun weiter mit den Arbeiten an der alten Poliklinik? Aus Sicht des Bauamtes der Stadt jederzeit: „Die Bauarbeiten dürfen seit Ende vergangener Woche fortgeführt werden. Es gab ein Problem mit den Bauunterlagen“, sagt Baubürgermeister Tilo Lindner. Laut der Advita-Chefin sollen die Arbeiten „bald“ weitergehen. Augenscheinlich gibt auch noch viel zu tun. Und schon im Spätsommer des kommenden Jahres soll das neue Haus eröffnen. „Es wird das ganze Umfeld aufwerten“, verspricht Milada Tupová-Faensen.