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Was wird aus der Weißenberger Straße?

Viele Gebäude in diesem Bereich von Löbau sind Ruinen. Die Stadt will das ändern, stößt dabei aber auf Hindernisse.

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© Rafael Sampedro

Von Marcus Scholz

Löbaus nördliches Eingangstor zur Innenstadt ist nichts für Ästheten. Die Häuser links und rechts der Weißenberger Straße haben ihre besten Zeiten hinter sich. Eingeschlagene Fensterscheiben, Risse in den trostlosen Fassaden und Unkraut, das die Gehwege überwuchert, prägen dort das Stadtbild. Das passt eigentlich so gar nicht zu Löbau, einer Stadt, die doch sonst an den meisten Stellen mit zahlreich sanierten und hübsch instand gesetzten Gebäuden aufwarten kann. Der Name Stadtteil Neustadt, durch den die Weißenberger Straße verläuft, ist derzeit alles andere als Programm. SZ-Leserin Carmen Lukas beschreibt den aktuellen Zustand so: „Man fühlt sich in eine Ruinenstadt versetzt, und wer bei Einbruch der Dunkelheit dort vorbeigehen muss, hat – zumindest als Frau – kein Sicherheitsgefühl.“

Vor allem an der Weißenberger Straße ist das Stadtbild alles andere als schön: brüchige Fensterscheiben, bröckelnder Putz, Risse in den Wänden und Unkraut so weit das Auge reicht.
Vor allem an der Weißenberger Straße ist das Stadtbild alles andere als schön: brüchige Fensterscheiben, bröckelnder Putz, Risse in den Wänden und Unkraut so weit das Auge reicht. © Rafael Sampedro
Löbaus Stadtverantwortliche haben sich dem Problem schon mehrmals angenommen. Zu einem Ergebnis sind sie dabei aber nicht gekommen.
Löbaus Stadtverantwortliche haben sich dem Problem schon mehrmals angenommen. Zu einem Ergebnis sind sie dabei aber nicht gekommen. © Rafael Sampedro
Trotzdem wollen sie das Problem nicht aus den Augen verlieren.
Trotzdem wollen sie das Problem nicht aus den Augen verlieren. © Rafael Sampedro

Dass dieser Teil der Löbauer Neustadt nicht zu den schönsten Ecken im Stadtgebiet gehört, ist auch den Verantwortlichen der Stadt bewusst. Etwas daran ändern werden sie aber in absehbarer Zeit nicht. Nicht, weil sie es nicht wollen, sondern weil sie es schlicht und einfach nicht können. „Besagte Gebäude befinden sich nicht in städtischer Hand. Sie gehören Privatpersonen, und wir können dadurch nichts an den Häusern machen“, sagt Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos). Der Stadt sind also die Hände gebunden.

Diejenigen, welche im nahen Umfeld wohnen und arbeiten, haben sich an das unschöne Bild in ihrer Nachbarschaft gewöhnt. Anfreunden können sie sich damit aber nicht so richtig. „Der Zustand der Häuser ist wirklich katastrophal“, sagt zum Beispiel Günter Zimmerling. Er ist Inhaber des Hotels Stadt Löbau, direkt an der Weißenberger Brücke. Ihn stört vor allem das Gebäude schräg gegenüber seinem Hotel und Restaurant. Darin ist einmal ein Getränkemarkt gewesen. Jetzt würden laut Zimmerling dort nur noch Tauben ihr Dasein fristen. „Seitdem es dort im vorigen Jahr gebrannt hat und die Fensterscheiben eingeschlagen wurden, ist das Haus ein echtes Taubenparadies“, sagt er. Das hat auch Auswirkungen auf sein Hotel, denn die gefiederten Freunde säßen immerfort auf dem Dach und würden alles verdrecken. Negative Auswirkungen auf den Hotelbetrieb hätte der unschöne Anblick der angrenzenden Häuser aber zum Glück noch nicht gehabt. „Die Gäste finden es nicht besonders ansprechend. Aber sie haben ja auch die Möglichkeit, viele sanierte Gebäude in der Innenstadt zu besichtigen“, sagt Zimmerling. Er selbst habe sogar schon einmal etwas unternehmen wollen, damit zumindest ein Teil der Ruinen verschwindet. Dafür habe er damals die Gebäude unterhalb seines Hotels gekauft , sie wegreißen lassen und einen Parkplatz bauen wollen. „Da waren sie noch in der Hand der Wohnungsverwaltung und Bau GmbH Löbau. Am Ende hat es dann aber leider nicht geklappt“, sagt Zimmerling. Dass die Stadt nichts gegen den Anblick der Häuser unternehmen kann, macht er ihr nicht zum Vorwurf. Ganz im Gegenteil: So gut es geht werde Ordnung gemacht. Und manchen bewachsenen Stellen gewinnt Günter Zimmerling sogar noch etwas Gutes ab. „Da stehen mittlerweile richtig hohe Bäume. Wenigstens sieht man da die kaputten Häuser nicht mehr“, scherzt er.

Zum Scherzen findet das Heiko Neumann nicht. Er sitzt für die Löbauer Bürgerliste im Stadtrat und wohnt außerdem in unmittelbarer Nähe zur Problemzone. „Ich persönlich finde den Zustand an der Weißenberger Straße auch nicht schön“, sagt er. Seines Wissens nach habe irgendjemand die Gebäude bei einer Auktion gekauft und kümmert sich jetzt nicht mehr darum. „Das Motto Eigentum verpflichtet zählt anscheinend nicht mehr“, sagt Neumann. Ihm ist es als Stadtrat wichtig zu betonen, dass den Verantwortlichen von Löbau die kaputten Gebäude nicht egal sind. Mehrmals sei darüber gesprochen und nach Lösungen gesucht worden. Sogar im Hauptausschuss, als es um das Thema Stadtentwicklung gegangen ist, habe man sich mit Löbaus Neustadt beschäftigt. „Die Eigentümer sind mehrmals angeschrieben worden“, sagt Neumann. Eine Antwort habe die Stadt darauf aber nie erhalten.

Das trostlose Bild entlang der Weißenberger Straße wird nach aktuellem Stand also noch eine Weile bestehen bleiben. Ein anderes wandelt sich dagegen bald zum Positiven. Nämlich dann, wenn die Sanierung der Äußeren Bautzener Straße beginnt. „Ich glaube, dass es sich dort dann richtig gut wohnen lässt“, sagt Heiko Neumann. Die Straße soll nach Beendigung des Projekts dann längst nicht mehr so stark befahren sein und damit auch attraktiver für Familien werden. Noch mehr dazu beitragen soll viel Grün in den Hinterhöfen. An der Weißenberger Straße gibt es davon auch zur Genüge. Zuzüge sind in einigen Gebäuden aber nicht möglich.