Die Empfangsgebäude prägen das Bild von Städten und Gemeinden. Leider nicht immer zum Positiven.
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Von Ingolf Reinsch
Bischofswerda. Neuer Job, neue Liebe. Eigentümerin Marika Barber hat in diesem Jahr weniger Zeit, sich um den Neukircher Westbahnhof zu kümmern. Doch aufgegeben hat die 34-Jährige ihr Vorhaben nicht, dem, idyllisch im Neukircher Valtental gelegenen, Gebäude wieder eine Zukunft zu geben. Jahrelang hatte das Empfangsgebäude leer gestanden – bis es die Demitzerin 2016 kaufte. Im vergangenen Jahr wurde das Dach notgesichert und ein Teil der Fassade neu gestrichen. Das Interesse in der Region ist groß, was sich im und am Bahnhof tut. Zu Himmelfahrt, dem letzten großen Event, kamen rund 300 Besucher. Auch zum Tag des offenen Denkmals am 9. September wird sie den Bahnhof für Besichtigungen öffnen, sagt Marika Barber.
Bahnhöfe in der Region Bischofswerda
Am Neukircher Westbahnhof tut sich was. Das gibt Hoffnung. Damit ist dieses Empfangsgebäude – so wie das in Schmölln, in dem Wohnungen vermietet werden – eine der wenigen Ausnahmen in Ostsachsen unter den Land-Bahnhöfen. Denn die meisten Gebäude stehen leer und verfallen. Vor Jahren hatte die Deutsche Bahn einen Großteil der Empfangsgebäude ausgelagert und veräußert. In den seltensten Fällen zum Vorteil der Städte und Gemeinden sowie der Reisenden. Bahnhöfe, wie der in Neukirch-Ost, waren in den vergangenen Jahren mitunter Spekulationsobjekt. So war die Neukircher Station Ende 2013 bei einer Auktion für 5 000 Euro versteigert worden. Wenig später wurde das Empfangsgebäude im Internet für 19 900 Euro zum Verkauf angeboten. Zwischenzeitlich galt ein Bulgare mit Wohnsitz in der Schwarzmeerstadt Varna als Besitzer.
Im Bahn-Direktionsbereich Dresden wurden seit den 1990er-Jahren 110 Empfangsgebäude verkauft, die meisten an Privatpersonen. In den seltensten Fällen erwarben die Kommunen „ihren“ Bahnhof. Wo dies, wie in Bischofswerda, gelang, kann man von einem Glücksfall sprechen. Das Gebäude wurde in den Jahren 2007 bis 2009 von der Stadt auf seine Ursprungsgröße – so wie der Bahnhof zur Eröffnung 1845 war – zurückgebaut und saniert.