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Was wird aus Villa im Gewerbegebiet?

Das Haus an der Niedersedlitzer Straße war Wohnheim für Flüchtlinge – bis die Stadt das verbot. Nun gibt es neue Pläne.

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© Sven Ellger

Von Nora Domschke

Der Konflikt um die ehemalige Bürovilla an der Niedersedlitzer Straße scheint festgefahren. Das Problem ist die Lage des Hauses – mitten in dem kleinen Gewerbegebiet wenige Meter vom Langen Weg entfernt. Umringt von Betrieben ist es zu laut, um hier unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterzubringen, sagt die Stadt. Genau dafür hatte die gemeinnützige GmbH Natürliches Erleben die Immobilie genutzt.

Bereits im November 2015 mietete der Träger die Villa vom Eigentümer an, um dort 15 Jugendliche zu betreuen. Die konnten sich allerdings nur kurz über ihre neue Wohnstätte freuen: Am 21. März 2016 erfuhr das Bauaufsichtsamt von dem Wohnprojekt, am 24. März wurde dem Träger die Nutzung untersagt – die Flüchtlinge mussten in das ehemalige Hostel am Emerich-Ambros-Ufer umziehen. Seitdem wartet Kerstin Csizmadia, die sich für den Träger um die Jugendlichen kümmert, auf den Umzug zurück nach Niedersedlitz.

„Das Haus ist optimal“ sagt Csizmadia. Vor allem das Außengelände hinter der Villa sei wichtig, damit die Jungs in ihrer Freizeit Fußball spielen können. Lärm durch die benachbarten Betriebe habe sie nie erlebt, ab und zu sei ein Lkw vorbeigefahren. Und auch die Jugendlichen selbst würden keinen Nachbarn stören, wenn sie mal etwas lauter beim Kicken sind.

Doch aus dem Umzug wird wohl nichts werden. Mittlerweile sind die Flüchtlinge in einem Wohnheim in der Berliner Straße untergebracht. Dabei kämpft Hausverwalterin Sandra Nestler verzweifelt gegen die langsam mahlenden Mühlen der Bürokratie. Bereits im September 2016 hatte sie einen Bauantrag zur Nutzungsänderung des ehemaligen Bürogebäudes in ein Wohnheim beantragt. Bislang ohne Erfolg. Dafür muss der Eigentümer, der namentlich nicht erwähnt werden will, vor allem in den Brandschutz investieren.

20 000 Euro habe der Besitzer schon investiert, um die Villa bewohnbar zu machen. Weitere 23 000 Euro wären für den Brandschutz und andere Umbauten wie ein höheres Geländer im Treppenhaus nötig. Für eine Nutzungsänderung müsse nun allerdings zuerst ein Schallimmissionsgutachten erstellt werden, um nachzuweisen, dass es für die Jugendlichen, die tagsüber ohnehin zur Schule gehen, nicht zu laut ist.

Mittlerweile ist das erforderliche Gutachten beauftragt – das Warten auf die Genehmigung geht weiter. Kerstin Csizmadia hält trotzdem an dem Objekt fest – nicht mehr als Wohnheim für Jugendliche, sondern als Kindergarten.