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Wehlens Problem-Keller

In der sanierten Pirnaer Straße ist noch immer ein Stück abgesperrt. Warum wird die Baustelle nicht fertig?

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© SZ/Nancy Riegel

Von Nancy Riegel

Stadt Wehlen. Die Anwohner der Pirnaer Straße in Stadt Wehlen haben die Nase voll von Rot-Weiß. Zahlreiche Absperrbaken in diesen Farben säumten in den vergangenen Wochen die Straße, als zwischen den Hausnummern 101 und 129 gebaut wurde. Doch auch jetzt, nach der Sanierung, stehen noch Baken herum. Vor Hausnummer 103 ist nach wie vor Baustelle. Die Absperrung verhindert, dass Fußgänger und Fahrzeuge dem Bereich zu nahe kommen, auf dem noch der alte Asphalt liegt.

Was Nachbarn und Touristen zwingt, einen Schlenker zu gehen und zu fahren, ist ein Gewölbekeller unter der Straßendecke. Ein Rechtsstreit verhindert zurzeit, dass Wehlen den Bauabschnitt abschließen kann – und keiner weiß, wie lange dieser noch geht. Auskunft geben könnte der betroffene Anwohner. Doch er möchte nicht mit der SZ reden, was er an der Gegensprechanlage seiner Haustür deutlich macht. Bleibt bloß die Nachfrage bei Bürgermeister Klaus Tittel und beim Landratsamt in Pirna, um die Geschichte zu Wehlens Problem-Keller zu erfahren.

Die begann mit der Flut vor 15 Jahren. Wehlen wurde hart getroffen, mehrere Meter hoch stand das Wasser. Vollkommen überschwemmt wurde damals auch die Pirnaer Straße – und eben das Haus mit der Nummer 103. Heizöl lief aus einem Tank aus und beschädigte ein kleines Nebengebäude. Der Besitzer erstellte deshalb im Jahr 2003 ein Konzept für dessen Abriss. „In diesem Konzept war auch die Verfüllung des Kellers enthalten“, informiert Rainer Frenzel, Bauamtsleiter im Landratsamt. Heißt: Der Anwohner hätte den Keller beispielsweise mit Beton auffüllen müssen, um die Tragfähigkeit der Straße zu gewährleisten. Das Landratsamt war davon ausgegangen, dass das auch so passiert ist. „Aus dem Schriftverkehr zwischen Bauherrn und Gemeinde konnte man davon ausgehen, dass diese Maßnahme so umgesetzt wurde“, sagt Frenzel.

Wurde sie aber nicht. Klaus Tittel, der auch damals schon Wehlens Bürgermeister war, hat heute keine Erklärung mehr dafür, warum nicht nachgeprüft wurde, ob der Keller verfüllt ist.

Erst bei den aktuellen Bauarbeiten auf der Pirnaer Straße, beim Verlegen des Regenwasserkanals, fiel den Bauleuten der Keller auf. Kurios: Durch das Gewölbe verlaufen verschiedene Leitungen, unter anderem für Wasser. Auch dafür hat der Bürgermeister keine Erklärung. Wurden diese nach dem Hochwasser verlegt? Schließlich sollte der Keller auch damals schon nicht mehr existieren. Im Mai dieses Jahres jedenfalls forderte das Landratsamt den Anwohner dazu auf, die versäumte Aufschüttung des Kellers sofort nachzuholen, um den bereits laufenden Straßenbau nicht zu gefährden.

Statt dieser Aufforderung nachzugehen, nahm sich der Keller-Eigentümer aber einen Anwalt. Er beruft sich auf die Grundstücksverhältnisse, denn: Der Keller liegt unter der Straße. Die Straße gehört der Kommune. Ergo soll die Kommune den Keller verfüllen. Die wiederum, genau wie das Landratsamt, weist auf die Anordnung hin, die im Jahr 2003 ausgesprochen wurde, nach der der Anwohner die Aufschüttung durchzuführen hat – für die es eventuell sogar Fördermittel gegeben hatte.

Den Bauleuten blieb jetzt nichts anderes übrig, als den Bereich über dem Keller auszusparen, so lange, bis der Rechtsstreit gelöst ist. „Niemand kann garantieren, dass das Gewölbe das Gewicht von Autos aushält. Eigentlich ein Wunder, dass in den letzten Jahren nichts passiert ist“, resümiert Klaus Tittel.