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Weihnachtsmann mit Schwert und Schild

Eine Eventagentur hat die mehr als drei Meter hohe Figur nach Riesa geholt. Ihr erster „Einsatz“ steht schon fest.

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© Lutz Weidler

Von Stefan Lehmann

Riesa. Der Bart hängt in langen, grauen Strähnen aus dem Gesicht, an einigen Stellen ist die rote Farbe abgeplatzt. Peter Philipp zupft an einem der Sterne, die zur Dekoration auf die riesige Weihnachtsmannfigur geklebt wurden. „Die wurden mit dem falschen Kleber befestigt, da drüben sieht man noch einen Fleck, wo einer schon abgefallen ist“, sagt der Chef der Eventagentur Bluewater und deutet auf eine Klebespur. Ja, das gute Stück muss noch ein bisschen in Schuss gebracht werden, da ist sich Philipp sicher.

Mehr als drei Meter groß ist der Weihnachtsmann, der bei bestem Frühlingswetter in einer geräumigen Lagerhalle in Gröba steht, umgeben von allerlei anderen Gerätschaften, die der Unternehmer für sein Tagesgeschäft benötigt, bis hin zum Drachenboot. Auffällig an dem Riesenweihnachtsmann ist vor allem, was er in seinen Händen trägt: Nicht etwa die Rute und ein Sack voller Geschenke sind es, sondern ein Schwert und ein Schild. „Daran erkennt man, dass es sich um eine ehemalige Roland-Figur handelt“, erklärt der Unternehmer. Vor allem in Nord- und Ostdeutschland existieren viele Statuen des Ritters, der als Symbolfigur für die Stadtrechte galt.

Auf einem Marktplatz wird diese Figur aber wohl noch nie gestanden haben. Denn ursprünglich gehörte sie dem Theater in Zeitz, sagt Philipp. „Vermutlich wurde sie dort auch zum Weihnachtsmann umgestaltet.“ Nach der Zeit beim Theater grüßte der Weihnachtsmann jahrelang die Besucher auf dem Weihnachtsmarkt in der sachsen-anhaltischen Kleinstadt.

Nach Riesa kam die Figur nun durch die Bekanntschaft zwischen Stadtmaskottchen und Hobby-Historiker Gunter Spies und dem ursprünglichen Besitzer, dem inzwischen verstorbenen Norbert Hörig. „Ich war vor Jahren einmal in Zeitz, weil ich herausfand, dass dort unser Bischof beerdigt wurde“, erklärt Spies. Der lag just auf dem Grundstück eines Winzers, der auch sonst sehr engagiert in der Stadt war. Schnell entstand ein Austausch zwischen den Riesaern und den Zeitzern. „Für eine richtige Städtepartnerschaft hat es nicht gereicht, aber immerhin für eine Interessengemeinschaft“, so Spies. Zur 888-Jahr-Feier 2007 kam der Weihnachtsmann nach Riesa und stand auf dem Rathausplatz, erzählt Spies. Weil die Stadt Zeitz in den vergangenen Jahren keine Verwendung mehr für die riesige Figur fand, bot sie Norbert Hörigs Witwe schließlich Gunter Spies an. Der wiederum meldete sich beim Bluewater-Chef. „Er rief an und fragte: Brauchst du die Figur?“, erinnert sich Peter Philipp. Der musste nicht lange überlegen. „Man sucht natürlich immer solche Sachen.“ In der Branche weiß man schließlich nie, wann ein mehr als drei Meter hoher Weihnachtsmann mal benötigt wird. Ende März ging es dann nach Zeitz. Aufgeladen war die Figur dann zügig. Denn für seine Größe ist der Weihnachtsmann ein wahres Fliegengewicht: Etwa 85 Kilogramm wiegt die Figur, sagt Peter Philipp. Vier Meter, wie eine Zeitung aus Sachsen-Anhalt berichtet hat, ist sie aber wahrscheinlich nicht: „Ich schätze, etwas mehr als 3,50 Meter.“

Nun steht also mitten im Frühjahr eine Weihnachtsmannfigur in der Lagerhalle und wartet auf eine neue Lackschicht. Ehe die aufgebracht ist, wird es aber wohl noch eine Weile dauern. Denn das Tagesgeschäft geht natürlich vor. „Wir sind in ganz Deutschland unterwegs“, erklärt der Bluewater-Chef, der sich 2004 selbstständig gemacht hat. Selbst in Bremen hat seine Agentur schon Drachenbootfahrten veranstaltet. Das Rezept für den Erfolg auch in den alten Bundesländern? Philipp zuckt mit den Schultern. „Der Preis ist sicher entscheidend, außerdem ist es wichtig, dass man sich spezialisiert.“ In Riesa ist seine Agentur ebenfalls aktiv, veranstaltet etwa zum Stadtfest eine Party auf dem Hof.

An eben diesem Ort könnte der Weihnachtsmann auch seine Premiere feiern – allerdings erst am 10. November. „Da machen wir unser Vorglühen auf dem Hof, um den Winter zu begrüßen.“ Der Riesen-Weihnachtsmann wird bis dahin auf jeden Fall vorzeigbar sein, da ist sich Peter Philipp sicher. Ob er danach auch auf dem Riesaer Weihnachtsmarkt aufgestellt wird? Möglich wäre es, so der Unternehmer. Die Stadt müsse ihn nur anfragen.