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Weihnachtsmann tanzt Hula Hoop

Glashütte. Waltraud Schaar sammelt Weihnachtsmänner, die singen und tanzen können.

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Von Karin Grießbach

„Bitte, bitte lass den Weihnachtsmann noch einmal Hula Hoop tanzen“, bettelt ein kleines Mädchen und klatscht begeistert in die Hände, als der Alte mit dem grünen Samtpullover zu fetzigen Rhythmen kess den Reifen um seine Hüften kreisen lässt.

Die Glashütterin Waltraud Schaar hatte, angeregt durch Lehrerin Uta Schneider, zum Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende in einem Klassenzimmer der örtlichen Grundschule 27 verschiedene Exemplare der bärtigen Gesellen aufgebaut. Was gab es da nicht alles zu sehen – ein Knecht Rupprecht war mit Skiern so schnell unterwegs, dass erst im allerletzten Moment ein Absturz vom Tisch verhindert werden konnte. „Es wäre schade gewesen, wenn der flotte Skifahrer Schaden genommen hätte. Denn niemand konnte mir bisher kaputte Figuren reparieren“, schildert die Sammlerin ihre Sorgen.

Angefangen hat alles gleich nach der Wende. Auf einem Markt in Tschechien fand sie Ende 1989 Väterchen Frost, der nicht ganz stilecht „Jingle Bells“ trällerte. Die 62-Jährige liebt russische Märchen über alles und so war der Alte im langen roten Mantel der Beginn einer Sammelleidenschaft, die bis heute anhält. Ein ganzes Regal voller Märchenvideos zeugt davon. „Wenn nichts Gescheites im Fernsehen kommt, schaue ich mir lieber die Geschichten vom buckligen Pferdchen oder den zertanzten Schuhen an“, sagt Schaar.

Der Santa Claus auf einer Harley-Davidson ist die neueste Errungenschaft der Glashütterin, auch wenn das laute Knattern von Motoren nicht unbedingt eine weihnachtliche Stimmung erzeugt. Sie hatte den Weißbart auf seinem heißen Ofen sofort ins Herz geschlossen, als sie ihn in einem Katalog sah.

Angesteckt von Schwester Anita Wolf hat die Uhrenstädterin seit einigen Jahren ihre Sammelleidenschaft auf Hexen ausgedehnt. Weil das kleine Wohnzimmer der Mietwohnung in der Emil-Lange Straße für beide Gattungen langsam zu klein wird, löst jedes Jahr die bevorstehende Familienfeier anlässlich ihres Geburtstages im November eine große Räumaktion aus. Dann muss ein Teil der Hexen mit den Weihnachtsmännern den Platz im Schlafzimmerschrank tauschen. Nicht vor Ende Februar werden die weißhaarigen Alten dann schweren Herzens wieder in die Kartons geräumt. „Bei mir könnte das ganze Jahr über Weihnachten sein“, gesteht die ehemalige Galvaniseurin.

„Fröhliche Weihnacht“ schmettert ein freundlicher Weißbart jedem entgegen, der ihr Wohnzimmer betritt. Ein Bewegungsmelder gibt wie von Geisterhand das entsprechende Signal.

Wenn die Kinder und Enkel ihrer Geschwister zu Besuch kommen, ist Aktion angesagt. Dann tanzen, geigen und singen die Weißbärte, was die Batterien hergeben. Die sind allerdings auch das größte Problem. So bleibt die größte Figur - ein Geiger - gleich neben der Eingangstür vorerst stumm, weil Waltraud Schaar noch keine passende Batterie besorgen konnte.

Mit großen Augen verfolgt Großnichte Melanie das Geschehen, wenn Santa Claus auf Knopfdruck den Kopf aus dem Schornstein steckt und nachschaut, ob die Sechsjährige immer brav war. Ob der Alte am Schreibpult gerade ihren Wunschzettel bearbeitet, wird die Kleine wohl erst erfahren, wenn sie selber richtig Lesen kann.