Von Jane Jannke

Klingenberg. Genaues wird noch nicht verraten. Regina Straßburger tut geheimnisvoll. Und irgendwie passt das auch, denn Tochter Cathleen betreibt in Colmnitz das Weihnachtswunderland des Osterzgebirges – und was wäre das ohne die für die besinnliche Zeit so typische Heimlichkeit? Stracos Erlebniswelt ist in der malerischen Region Klingenberg schon seit 1996 eine Institution, die übrigens auch im Sommer immer einen Besuch wert ist. In der hiesigen Schauwerkstatt können Gäste den drei Mitarbeitern ab August bei der Fertigung einer neuen Kollektion über die Schulter schauen. Kreiert hat sie der Tharandter Mathias Meißner. Moderner will man dabei werden, der Tradition aber nicht versagen.

Ein wenig ist es, als ob man mit der Zeitmaschine reist, wenn man dieser Tage das von außen unauffällige Haus in der Frauensteiner Straße betritt. Aus dem Sommer kommt man, mit Kleid und Flipflops, und im nächsten Augenblick steht man mitten auf dem Weihnachtsmarkt. Weihnachten auf 3 000 Quadratmetern und ab August wieder auf zwei Etagen. Tausende Weihnachtsbaumlichter, Schwibbögen und Pyramiden funkeln hier um die Wette, die Bergmänner und Räucher-Könige setzen ihr stolzestes Lächeln auf, und der Weihnachtsmann harrt bereits jetzt der sehnlichsten Kinderwünsche. Zu jeder Jahreszeit sitzt er in seiner Wichtelwerkstatt, denn für Wünsche und Träume ist es niemals zu früh. Die Kinder sehen das genauso unkonventionell. 350 Wunschzettel hat Regina Straßburger im letzten Dezember persönlich beantwortet und mit einer Kleinigkeit bedacht. Klar, dass hier besonders Kinderaugen leuchten – ob vor der animierten Eisbärenwelt, in der Kinder-Bastelwerkstatt oder aber in Omas Märchenstube. Letztere ist der unangefochtene Favorit bei den Kleinen. „Generell gibt es bei uns nur zwei Dinge, die man nicht kaufen kann: die Oma und Mieze Meier“, sagen Mutter und Tochter lachend. Die Katze lief vor zwei Jahren halb verhungert auf den Hof. Sie blieb, lebt seither im Geschäft und ist der Liebling aller Kunden.

Jünger seien die Leute geworden, die in die Erlebniswelt kämen, erzählt die frühere Chefin, die das Geschäft 2011 an Tochter Cathleen (42) übergab. Und tatsächlich rückt Weihnachten schon im Sommer zunehmend ins Blickfeld der Menschen – die Betreiber spüren es am wiederauflebenden Besucherstrom. Mehrere zehntausend Gäste finden jedes Jahr den Weg ins Erlebnisland nach Colmnitz – und das, obwohl der Familienbetrieb schwierige Zeiten hinter sich hat. Nach dem Beinahe-Aus vor fünf Jahren hat man sich nun auf das Wesentliche besonnen: Holzkunst made in Colmnitz und Umgebung, dazu Wohntrends fürs traute Heim.

Ideal lässt sich ein Besuch in Stracos Erlebniswelt mit Wander- und Radtouren durch die sanft-hügelige, waldreiche Umgebung verbinden. Der nur wenige Meter entfernte Parkplatz unweit des Ortsausgangs nach Klingenberg bietet einen idealen Startpunkt für zahlreiche ausgeschilderte Wanderrouten. Von Colmnitz aus sind in wenigen Kilometern etwa das „Wasserglas Dresdens“, die Talsperre Klingenberg, und das Besucherbergwerk Aurora Erbstolln gut zu erreichen. Von dort aus ist es nicht mehr weit zum Museumsbahnhof Edle Krone zwischen Tharandt und Höckendorf – einem stillgelegten Kleinbahn-Halt – oder zum Höckendorfer Tiergarten am Schenkberg. Oberhalb der Talsperre Klingenberg führt ein Rundweg mit fantastischen Ausblicken etwa drei Kilometer am Stausee entlang, benannt nach seinem Architekten Hans Poelzig. „Wir haben eine schöne Gegend hier – zentral abgelegen, wie wir zu sagen pflegen“, scherzt Regina Straßburger. Die Besucher kämen teils aus dem gesamten Bundesgebiet. Sie wollen raus aus dem Alltag, eintauchen in die Landschaft – und im Stracos in ein weihnachtliches Lichtermeer. Im hauseigenen Restaurant oder im lauschigen Biergarten lassen sich zudem vom Wandern müde Akkus bestens wieder aufladen.

Ebenfalls ein lohnendes Ziel: der Naturerlebnishof Weidegut Colmnitz am anderen Ende des Dorfes. Er bietet naturnahe Übernachtungsmöglichkeiten mit ländlichem Flair. Die zahlreichen Tiere im Streichelgehege sowie Veranstaltungen locken übers Jahr vor allem Familien mit Kindern. Aber auch, wer nur rasten will, ist hier willkommen. Wer die Seele des Osterzgebirges spüren will, ist in Klingenberg und Umgebung genau richtig. Denn das Osterzgebirge – das sind die Schönheiten einer vielerorts noch ursprünglichen Natur und Menschen, die sich ihre Traditionen weitgehend bewahrt haben.