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Weißwasser
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Hier fahren am Wochenende historische Feuerwehren

Das 6. Historik-Treffen ist als Teil des Stadtfestes Weißwasser ist es ein Extra-Anlaufpunkt – mit großer Ausfahrt und Fackelumzug.

Von Constanze Knappe
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Wie vor zwei Jahren findet am Wochenende 1./2. Juni – diesmal im Rahmen des Stadtfestes – ein Historik-Treffen auf dem Kohlestauplatz in Weißwasser statt.
Wie vor zwei Jahren findet am Wochenende 1./2. Juni – diesmal im Rahmen des Stadtfestes – ein Historik-Treffen auf dem Kohlestauplatz in Weißwasser statt. © Archiv: Sabine Larbig

Alte Feuerwehren ziehen die Blicke magisch an. Das weiß man in Weißwasser, seit mit einem Feuerwehr-Oldtimer-Treffen 2014 das 125-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr begangen wurde, damals noch am Bahnhof Teichstraße der Waldeisenbahn Muskau. Vier Jahre später wurde der Kohlestauplatz zum Veranstaltungsort. Genau dort trifft man sich nun an diesem Wochenende 1./2. Juni zum inzwischen 6. Historik-Treffen. Eigentlich sollte dieses zwei Wochen später stattfinden. „Die Planungen dafür liefen seit anderthalb Jahren“, erzählt Jörg Lübben, Vorsitzender des Feuerwehr-Fördervereins in Weißwasser. Doch zwischenzeitlich hatten sich Enthusiasten gefunden, die nach sieben Jahren Pause endlich wieder ein Stadtfest in Weißwasser auf die Beine stellen wollten. Da lag es nahe, das geplante Historik-Treffen zu integrieren. Gesagt, getan.

Nach Stand der Dinge werden 38 Feuerwehr-Historik-Vereine und Interessengruppen daran teilnehmen: Aus dem Umland sowieso und ebenso aus Dresden, dem Spreewald und sogar nördlich von Berlin reisen sie an. 37 Fahrzeuge und neun Handdruckspritzen werden zu sehen sein, darunter Tanklöschfahrzeuge vom Typ G5. „Davon wurden nur 125 Fahrzeuge gebaut, gibt es noch 30 im Osten“, macht Jürgen Herzog von der Arbeitsgruppe Feuerwehr-Historik im Landkreis Görlitz-Nord neugierig. Es sei geplant, ab und zu ein Fahrzeug auf die Wiese zu ziehen und durch den Moderator erklären zu lassen, wie alt es ist, was es wann und wo im Einsatz geleistet hat und wie der jeweilige Verein dazu gekommen ist. Gezeigt werden laut Meldeliste auch Drehleitern sowie klassische Feuerwehrautos aus DDR-Zeiten, LO und W50.

Höhepunkt wird am Sonnabend um 13 Uhr die große Ausfahrt sein. Vom Kohle-stauplatz geht es über die B 156 und Berliner Straße in Weißwasser, auf der Tiergartenstraße nach Trebendorf, dann über Halbendorf, Kromlau und Gablenz zurück nach Weißwasser. Unterwegs an der Strecke kann man sich vom Charme der alten Feuerwehrautos begeistern lassen. Etwa eine Stunde wird der Tross unterwegs sein. In der Zwischenzeit kann man auf dem Kohlestauplatz eine Vorführung der historischen Handdruckspritzen erleben. An beiden Tagen gibt es ein Kinderprogramm, erwartet eine Hüpfburg die kleinen Besucher wie auch das Zielspritzen am Brandhaus. Am Abend begleitet die Jugendfeuerwehr den bereits traditionellen Lampion- und Fackelumzug. Fackeln kann man für drei Euro pro Stück bei der Historik-AG erwerben. Anschließend wird in der Disko gefeiert.

Oldtimer sind abfahrbereit

Mit einer Kehrmaschine wird am Freitag auf dem Platz Klarschiff gemacht. Dann beginnt der Aufbau. Für Auf- und Abbau sehe es gut mit freiwilligen Helfern aus, sagt Jürgen Herzog. Am Sonnabend brauche man aber tagsüber noch Unterstützung. Die Alters- und Ehrenabteilung kümmert sich an beiden Tagen um Kaffee und Kuchen. Die Stadtwerke Weißwasser spendieren 300 Liter rote Feuerwehrbrause. Die gibt es am Sonnabend und so lange der Vorrat reicht: kostenlos für Kinder sowie für all jene Erwachsene, die einen Coupon von den vorab verteilten Flyern vorweisen können. Ohnehin würde das zweitägige Treffen ohne Sponsoren nicht machbar sein, hieß es. Einige hätten sich aufgrund der allgemeinen Situation zurückgezogen. Umso dankbarer sei man für die Zusammenarbeit mit denen, die zur Stange halten.

Die gastgebende AG Feuerwehr-Historik präsentiert dabei auch das älteste Fahrzeug aus ihrem eigenen Bestand, einen LF8 Phänomen K27, Baujahr 1958
Die gastgebende AG Feuerwehr-Historik präsentiert dabei auch das älteste Fahrzeug aus ihrem eigenen Bestand, einen LF8 Phänomen K27, Baujahr 1958 © Constanze Knappe

Für die gastgebenden Weißwasseraner Historiker verrät Jürgen Herzog: „Alles, was in der Halle steht, wird aktiviert.“ Alle Oldtimer seien abfahrbereit. Letzte Arbeiten hier und da, wie beispielsweise Zündung einstellen, seien erledigt. Gezeigt wird auch der LF8 Phänomen K27 – mit Baujahr 1958 das älteste Feuerwehrauto in der Stadt. Und das wird es wohl für absehbare Zeit auch bleiben. „Am Fuhrpark ändert sich erstmal nichts“, meint der Cheforganisator des Historik-Treffens. Der Platz in der Halle sei ausgereizt. Weil der Erhalt der Betriebsfähigkeit der historischen Flotte neben Zeit und Mühe zudem so Einiges an Geld kostet, wird bei dem Treffen wieder eine Spendenbox aufgestellt.

Die AG Feuerwehr-Historik mit ihren elf Mitstreitern ist Teil des Fördervereins der Feuerwehr Weißwasser, der 58 Mitglieder zählt. Beim Historik-Treffen gehe es um die alte Technik, sagt der Vereinschef. „Mir ist wichtig, dass immer auch die Frage nach dem Mittun in der Feuerwehr steht. Denn wir brauchen auch morgen oder übermorgen noch eine funktionierende Feuerwehr. Und das geht nur über die Bereitschaft mitzutun“, betont Jörg Lübben.

Dem Traditionsverein Reichwalde kommt mit Handruckspritze

Arne Tschepel (li.) und Ulrich Vanatko vom Feuerwehr-und Traditionsverein Reichwalde haben ihr Herz an die alte Handdruckspritze von 1912 verloren.
Arne Tschepel (li.) und Ulrich Vanatko vom Feuerwehr-und Traditionsverein Reichwalde haben ihr Herz an die alte Handdruckspritze von 1912 verloren. © Constanze Knappe

Sie glänzt in der Sonne, dass es eine wahre Freude ist. „Sie ist voll einsatzfähig, man müsste bloß Wasser auffüllen“, sagt Ulrich Vanatko nicht ohne Stolz. Sie, das ist eine Handdruckspritze aus dem Baujahr 1912, die einst dem Spritzenverband Reichwalde gehörte. Dass es ihr mehr als 100 Jahre später noch immer richtig gut geht, dafür sorgt der Feuerwehr- und Traditionsverein Reichwalde.Frisch aufpoliert und mit Rädern, die „erst vor kurzem gemacht“ wurden, präsentierten Arne Tschepel und Ulrich Vanatko das gute Stück am vorigen Sonnabend beim 1. Engagementtag in Boxberg und machten die historische Handdruckspritze zu einem Hingucker zwischen den modernen Fahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehren in der Gemeinde Boxberg.

Und mit Sicherheit werden auch an diesem Wochenende in Weißwasser die Handdruckspritzen zum Hingucker – beim mittlerweile 6. Historik-Treffen auf dem Kohle-stauplatz. Ehrensache für die Reichwalder, dass sie mit ihrer Spritze daran teilnehmen. Man sei ja Mitglied in der Arbeitsgruppe Feuerwehr-Historik Landkreis Görlitz/-Nord und da unterstütze man sich eben gegenseitig, sagt Arne Tschepel.Für die Bedienung des historischen Löschgeräts auf vier Rädern waren einst acht Mann vonnöten. Mit purer Muskelkraft sorgten sie dafür, dass man mit 160 Litern pro Minute in einer Wurfweite von 26 Metern einen Brand bekämpfen konnte.

Der Feuerwehr- und Traditionsverein Reichwalde wurde im November 1998 gegründet. Gemeinsames Anliegen der knapp 20 Mitglieder sei es, die Traditionen zu erhalten und dafür zu sorgen, dass auch junge Leute die alte Technik kennen. „Das Gerät gehört doch zur Reichwalder Geschichte und die muss überliefert werden“, begründet Arne Tschepel. Sechs- bis achtmal im Jahr trifft man sich. Hauptsächlich, um das schwarz-rote Schätzchen fit zu halten. Damit jedes Teil an der Handdruckspritze funktionsfähig bleibt, bedarf es durchaus der regelmäßigen Pflege. Abgesehen von dieser Erhaltungsarbeit stehen noch andere Termine im Kalender – wie das Historik-Treffen am 1./2. Juni in Weißwasser. Dabei tauscht man sich mit Gleichgesinnten aus und misst sich, wer in der Handhabung der historischen Löschtechnik der Bessere ist. Vor allem aber soll dabei der Spaß nicht zu kurz kommen. Und das gilt auch für die Arbeit des Vereins an sich. Die beiden Reichwalder in den Uniformen der alten Spritzenmannschaft freuen sich jedenfalls schon aufs Wochenende.

So läuft das Historik-Treffen ab

Sonnabend, 1. Juni: 10 Uhr Beginn, 13 Uhr große einstündige Ausfahrt. Währenddessen Vorführung der Handdruckspritzen. 19 Uhr Lampion- und Fackelumzug, 20 bis 24 Uhr Disco.

Sonntag, 2. Juni: 10.30 Uhr Kinderanimateur, 11.30 bis 13.30 Uhr Frühschoppen mit den Reichwalder Blasmusikanten, bis 15 Uhr Liedermacherin Susi Bonanox aus Bad Muskau. Danach kann man direkt zum Kinderfest in den Tierpark gehen.