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Baum des Jahres wird zum Symbol

Der Jahresbaum wird jeweils in einer anderen Gemeinde des Reservats gepflanzt. An einem Ort finden sich seit 1989 alle Vertreter vom „Baum des Jahres“.

Von Constanze Knappe & Sabine Larbig
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Der Kommandant vom Truppenübungsplatz Oberlausitz, René Pierschel, und Baumpate Wolfgang Rasper (re.) pflanzten gemeinsam den Baum des Jahres im „Park der Jahresbäume“ vom TÜP an und bewässerten den Setzling anschließend richtig. Rechts:  Eine vier Meter
Der Kommandant vom Truppenübungsplatz Oberlausitz, René Pierschel, und Baumpate Wolfgang Rasper (re.) pflanzten gemeinsam den Baum des Jahres im „Park der Jahresbäume“ vom TÜP an und bewässerten den Setzling anschließend richtig. Rechts: Eine vier Meter © Sabine Larbig/Constanze Knappe

Jedes Jahr werden in Deutschland besondere Tierarten ausgewählt, um das Interesse der Öffentlichkeit für Wildtier, Vogel oder Insekt zu fördern. Das gibt es ebenso für Bäume. Erste Ideen dazu wurden durch die Debatte um das „Waldsterben“ in den 1980er-Jahren in der Bundesrepublik ausgelöst. Zum Jahresbaum gekürt werden Bäume, die selten, wichtig oder schützenswert sind. Die Wodarz-Stiftung möchte damit das Interesse für Bäume und Belange des Natur- und Umweltschutzes fördern. Zum „Baum des Jahres“ 2024 wurde die Mehlbeere (Sorbus aria) ausgewählt. Deshalb galt ihr am 25. April, dem „Tag des Baumes“, auch hierzulande das besondere Interesse. TAGEBLATT war dabei.

Baum in Uhyst für Zusammenhalt in der Biosphäre

Die Beeren der Mehlbeere wurden einst im Brot verbacken – wegen ihrer Farbe, aber vor allem der Vitamine. Bis jedoch Mitglieder des Uhyster Heimatvereins die Früchte ernten können, wird es noch etwas dauern. Bei den frühsommerlichen Temperaturen am Wochenende werden aber zumindest schon mal die Blüten aufgehen.

Am Donnerstag, dem „Tag des Baumes“, wurde auf der Hauptstraße in Uhyst unweit der Kirche ein „Baum des Jahres“ gepflanzt – eine etwa vier Meter hohe Mehlbeere. Die Aktion geht auf eine Idee von Torsten Roch zurück. Als der studierte Förster vor sechs Jahren in der Verwaltung des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft die Leitung übernahm, begründete er eine Tradition. Das Reservat erstreckt sich über elf Gemeinden mit 59 Ortsteilen. Jedes Jahr am „Tag des Baumes“ pflanzt Roch zusammen mit dem Bürgermeister einer anderen Gemeinde den „Baum des Jahres“. Los ging es in Radibor. Nach Königswartha, Malschwitz, Lohsa und Kreba-Neudorf war jetzt die Gemeinde Boxberg an der Reihe. Einmal fiel die Aktion wegen der Corona-Pandemie aus, was aus Sicht von Torsten Roch nicht weiter schlimm war. In jenem Jahr war die Robinie der auserwählte Baum. Allerdings stammt sie ursprünglich aus Nordamerika. Für das Biosphärenreservat kommen jedoch nur einheimische Gehölze infrage.

Die Mehlbeere hingegen sei „total spannend“. Sie kommt im Hügelland und auch in den Alpen bis zu 1.600 Meter Höhe vor. Hierzulande mit dem „armen Sand“ jedoch kaum, da der Baum kalkige Böden bevorzugt. In Uhyst wurde die Mehlbeere samt einer kleinen Kalkzugabe an der B 156 gepflanzt. „Eine schöne Stelle, da passt sie genau hin“, meinte Roch. So groß wie die benachbarten Linden wird der Baum mit dem weißen Flies an der Unterseite der Blätter wohl nicht, aber womöglich etwa 200 Jahre alt. Eigentlich sollte Bürgermeister Hendryk Balko (WV Boxberg) mit zum Spaten greifen. Der hatte wegen eines anderen Termins aber im letzten Moment abgesagt.Die Gemeinde Boxberg hat 18 Ortsteile. „Wir freuen uns, dass die Wahl auf uns gefallen ist und wünschen uns, dass der Baum gut gedeiht“, meinte Ortsvorsteher Frank Knobloch. Seit vielen Jahren bestehe bereits eine gute Zusammenarbeit von Reservatsverwaltung und Uhyster Heimatverein, sagte er. Diese hob auch Torsten Roch hervor. Uhyst liege direkt in der Biosphäre, und mit der Pflanzaktion werde die Zusammengehörigkeit weiter gestärkt.

Seit zwei Jahren sei der Verein mit der Idee befasst, in Erinnerung an den einstigen Uhyster Förster und Schriftsteller Georg Unterdörfer einen Wanderweg zu gestalten, erzählte Vereinsvorsitzende Kirsten Namokel. Auf zehn Kilometern Länge wird der Weg mehrere Punkte verbinden, wo Unterdörfer gewirkt hat. Ideen für zweisprachige Beschriftungstafeln gebe es auch schon, ergänzte Karsten Kunaschk, der im Verein für Natur und Umwelt zuständig ist. In regelmäßigen Abständen treffen sich Roch und Vertreter des Vereins, um weitere Vorhaben abzustecken. Nachdem die Mehlbeere in der Erde war, nutzte man gleich noch die Gelegenheit dazu.

Neuzugang im „Park der Jahresbäume“ auf dem TÜP

Mit einer Stiel-Eiche vom Bundesfortbetrieb begann es, später kamen Wildbirne, Rosskastanie, Flatterulme und 2023 die Moorbirke – alle von Baumpaten gepflanzt – hinzu. „Mit unserem Park und der Beteiligung an der bundesweiten Aktion setzen wir ein Zeichen, dass hier in Haide nicht nur militärisch geübt wird, sondern auch sehr viel für Umwelt- und Naturschutz getan wird“, umriss Kommandant René Pierschel den Grund für die Traditionsveranstaltung, bei der stets Gäste aus Forst, Anrainergemeinden und Region geladen sind, mit denen der Übungsplatz eng zusammenarbeitet.

Als Paten für den Baum des Jahres 2024, die Mehlbeere, hatte man Wolfgang Rasper, Organisationsleiter der Lausitz-Rallye, die 2024 zum 27. Mal startet, und Vorsitzender des Rallye-Renn- & Wassersportklubs Lausitz mit Sitz in Boxberg, auserkoren. Laut Pierschel, weil der Tätigkeitsbereich des Vereins sowie Strecken der internationalen Rennsportveranstaltung eng mit dem TÜP-Gelände sowie der Unterstützung durch die Bundeswehreinrichtung verknüpft sind. Im Gegenzug helfe der Verein bei Großveranstaltungen wie Tagen der offenen Tür. „Es hat sich über Jahre ein super Verhältnis entwickelt“, lobte Pierschel.

So sieht es auch der Baumpate, obgleich die Mehlbeere, laut Rasper, „ihrem Namen nach nichts Gutes“ verheiße, ihre Früchte „mehlig und langweilig schmecken“. Dass ihre Beeren im Burgenland und Lothringen als Delikatesse gelten, ihr Saft für Gelees, Marmeladen, „sogar Branntwein“ genutzt würden, verwundere ihn. Aber der Baum sei ein Pionierbaum, trotze längeren Trockenzeiten, sei dadurch und durch sein Aussehen in Blüte- und Reifezeit heute im öffentlichen Grün von Städten und Dörfern ebenso beliebt wie in Gärten oder als Lawinenschutz. „Und weil er auch an Heiderändern anzutreffen ist, passt er gut in den Park der Jahresbäume, ist er ein toller Baum“, resümierte Wolfgang Rasper letztlich. Bei der Übergabe seiner Patenurkunde erhielt er außerdem den Hinweis vom Kommandanten, „zur Baumpflege weiterhin oft vorbeikommen“ zu müssen. „Wir werden Dich also weiterhin nicht von der Gästeliste streichen“, so René Pierschel.

Gleiches gilt für die Standortkameradschaft. Deren Vorsitzender Lothar Pellart nutzte die Pflanzaktion, um Pierschel für die langjährige gute Zusammenarbeit zu danken: Mit der Übergabe des Buches „Die 100 geheimsten Orte der Welt“, in dem es von der entmilitarisierten Zone in Korea über das Grab Dschingis Khan bis Area 51 geht, samt Widmung vom Vorsitzenden des Deutschen Bundeswehrverbandes. „Damit es eine Überraschung wird, mussten wir einen Antrag stellen und viele Leute seit Februar dichthalten“, verriet Pellart. Die Aktion gelang. „Das ist schon was Besonderes für mich“, bekannte der verdutzte Kommandant und versprach, die Kameradschaft weiter zu unterstützen und einzubeziehen. Immerhin besteht sie aus etwa 200 aktiven und einstigen Reservisten, ist sie ein wichtiges Bindeglied, weil sie sich aus den Kameradschaften TÜP sowie ERH, die ehemalige Reservisten und Hinterbliebene betreut, zusammensetzt.