Weißwasser
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Nach 20.000 Tagen war Schluss

Die Schlesische Agrargenossenschaft Daubitz investiert in moderne Melktechnik.

Von Rolf Ullmann
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Nur das Anlegen des Melkgeschirrs erfolgt im modernisierten Melkhaus der Agrargenossenschaft Daubitz noch per Hand.
Nur das Anlegen des Melkgeschirrs erfolgt im modernisierten Melkhaus der Agrargenossenschaft Daubitz noch per Hand. © Rolf Ullmann

Auf 11.30 springen die Zeiger der Uhr: Die Tür zum Stall öffnet sich, und eine nach der anderen der schwarz-weiß gefleckten Kühe trottet in den Melkstand. Je zwölf auf jeder Seite finden die „Milchspender“ ihre Plätze. Zwei Melkerinnen legen ihnen das Melkgeschirr an. Dann verfolgen sie das weitere Geschehen am Display der einzelnen Stände.

Gerd Wenzel, der Vorsitzende der Schlesischen Agrargenossenschaft Daubitz, schildert die Beweggründe für die Neugestaltung des Melkhauses: „Die bisherige Anlage wurde seit den 70er-Jahren ohne eine einzige Unterbrechung genutzt. Das sind über 20.000 Tage, die der Bausubstanz in immer stärkerem Maße zugesetzt haben.“ Wasserdampf und Ammoniak, die durch die Atmung der Tiere sowie die Gülle entstehen, führten letztendlich dazu, das eine Lösung für die künftige Nutzung gefunden werden musste.

Reparatur war nicht möglich

Mit einer bloßen Reparatur der Anlage wäre dies nicht möglich gewesen. Schon deshalb nicht, weil die baulichen Voraussetzungen der alten Anlage den Einbau der modernen Melktechnik nicht zuließen. Also entschieden sich die Mitglieder der Genossenschaft auf einer ihrer Vollversammlungen für die grundlegende Umgestaltung des Melkhauses. Ende April des vergangenen Jahres fiel der Startschuss, indem ein sogenannter Weidemelkstand im Hof aufgestellt wurde. Die Ställe, in denen rund 280 Kühe und mehrere Kälber untergebracht sind, blieben von den Bauarbeiten unberührt. Die folgenden Wochen und Monate wurden durch zwei Vorgaben geprägt: „Wir standen unter dem Druck, bis zum ersten Frost unser Ziel zu erreichen und zugleich den vorgegebenen finanziellen Rahmen nicht zu sprengen“. Beide Auflagen wurden schließlich auch eingehalten. Ende Oktober konnten die Kühe zum ersten Mal im neuen Melkhaus ihre Milch abgeben. Rund 1,3 Millionen Euro sind in das Bauvorhaben geflossen. Eine Summe, die gut angelegt ist, um die weitere Entwicklung des Daubitzer Unternehmens zu sichern.

Am Stand erhalten die Melkerinnen neben der Milch Informationen, die für den Melkprozess wichtig sind. Nach dem der letzte Tropfen aus dem Euter geflossen ist, trotten die Tiere aus dem neu gestalteten Melkhaus zurück in den Stall. 80 und mitunter einige Kühe mehr, können dank der modernen Technik pro Stunde gemolken werden. In der bisherigen Anlage lag diese Zahl bei 50 bis 60 Kühen pro Stunde.

Doch nicht nur die Anzahl der Melkvorgänge konnte durch die Modernisierung gesteigert werden. Auch die Arbeitsbedingungen für die hier eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfuhren eine nicht unwesentliche Aufwertung. So ist der Fußboden in der Höhe verstellbar. Entsprechend ihrer Körpergröße sind die Melker nun in der Lage, die Arbeitshöhe für sich optimal einzustellen. Dazu gesellen sich bessere Lichtverhältnisse und eine verbesserte Belüftung der Räumlichkeit. Allesamt nicht zu unterschätzende Faktoren für die Motivation der Frauen und Männer dar, die hier jeden Tag im Einsatz sind.

Kunst-Kuh beobachtet echte Rinder

Dreimal täglich, aller acht Stunden, stehen die Tiere an den Melkautomaten. Ganz gleich, ob der Kalender einen Feiertag, das Wochenende oder einen Wochentag anzeigt: der Melkrhythmus fordert den Einsatz des Personals entsprechend des ausgeklügelten Schichtplanes. Je zwei Melkerinnen oder Melker sorgen dafür, dass das Geschehen im Melkhaus in den vorgegebenen Bahnen verläuft. Gemeinsam mit den Mitarbeitern in Werkstatt, Pflanzenproduktion, Biogasanlage und Verwaltung sind sie der Stamm der 20-köpfigen Belegschaft am Daubitzer Heidehäuserweg.

Als eine Besonderheit sei hier noch erwähnt, dass alle Vorgänge unter den Augen einer Kuh ablaufen, die vom Daubitzer Künstler Karsten Stöhr auf eine der Wandflächen gebannt wurde. Von ihrer farbenprächtig gestalteten Wiesenfläche blickt sie hinab auf ein geschäftiges Treiben, das nun in einem neuen Umfeld Tag für Tag den vollen Einsatz fordert.

P.S.: Als nächster Investitionsschritt erfolgt die Neugestaltung der Fassade und des Eingangsbereiches am Melkhaus.

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