Weißwasser
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Seit 65 Jahren zusammen durch dick und dünn

Margrit und Günter Lehmann begehen heute in Weißwasser das seltene Jubiläum der Eisernen Hochzeit.

Von Constanze Knappe
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Daumen hoch für das Jubelpaar, findet einer der Enkel. Margrit und Günter Lehmann haben heute Eiserne Hochzeit.
Daumen hoch für das Jubelpaar, findet einer der Enkel. Margrit und Günter Lehmann haben heute Eiserne Hochzeit. © Joachim Rehle

Heute vor 65 Jahren gaben sich Günter und Margrit Lehmann in der Kirche zu Kreba das Ja-Wort. Ihre Eiserne Hochzeit wollten sie ganz groß im Waldhaus in Weißwasser feiern, wie schon die Silberne und die Goldene Hochzeit. Aber Corona machte dem einen dicken Strich durch die Rechnung. So wird der Tag nur im engen Familienkreis begangen. Was sehr schade ist, wie die zwei finden. Denn zu allen Familienfesten hätten sich Kinder und Enkel immer etwas einfallen lassen. Mit ihren 86 Jahren sagen sie aber auch, dass sie wegen Corona lieber etwas vorsichtiger sind. Aber die Feier wird nachgeholt. Versprochen!

Sie ergänzen sich bestens

Seit 65 Jahren gehen Margrit und Günter Lehmann gemeinsame Wege. Ein Rezept, wie man es so lange miteinander aushält, haben sie nicht. „Es war nicht immer eitel Sonnenschein, es gab auch bei uns Höhen, Tiefen und Krankheiten“, plaudert die Jubilarin aus dem Nähkästchen. Doch sie hätten alles gemeinsam durchgestanden. Bis heute ergänzen sie sich bestens: Margrit kocht gut, Günter macht viel im Garten. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

Margrit Lehmann ist in Kreba geboren, ging dort zur Schule. Ihr Mann stammt aus Petersdorf. Durch die Kriegswirren gelangte seine Familie nach Wunscha. Ein Ort, den es gar nicht mehr gibt. Dort ist er aufgewachsen und in Reichwalde in die Schule gegangen. Kennengelernt haben sich die beiden in der Berufsschule in Kreba. „Liebe auf den ersten Blick war es nicht“, verrät sie. Ihr Mann erzählt, dass die Jugend jedes Wochenende auf den Dörfern tanzen war. Da gab es noch überall einen Saal und man hat noch „Darf ich bitten?“ gesagt.

Brautschuhe wurden geborgt

Irgendwann hat es dann aber doch gefunkt zwischen ihnen. Drei Jahre waren sie zusammen. Am 9. November 1955 wurde auf dem Standesamt die Ehe geschlossen. Zwei Tage später schworen sie in der Kirche zu Kreba vor Gott und der Welt, einander in guten wie in schlechten Zeiten beizustehen. Die Mutter der Braut ging lange vor der Hochzeit jeden Tag in die Blaubeeren, um dafür den Stoff für das Brautkleid zu bekommen. Die Brautschuhe waren geborgt. Es gab doch nichts.

Gefeiert wurde in Wunscha. Dorthin wurden die Gäste in einem Lkw mit Aufbau gebracht, das Brautpaar im Auto eines Bekannten. Günter Lehmanns Eltern hatten eine Landwirtschaft, da wurde zur Hochzeit ein Kalb geschlachtet. Fleisch war ansonsten knapp zu dieser Zeit. Schon bei der Hochzeit quasi „mit dabei“ war Tochter Elke, die im Jahr darauf geboren wurde. Ihr Bruder Michael kam 1961 zur Welt.

Das junge Paar zog in Kreba zusammen. Im Ort war durch den Krieg vieles abgebrannt. Anfangs kamen sie in einem Zimmer bei jemandem unter. „Da wurde das Wasser noch aus dem Brunnen geholt. Das können sich junge Leute heute doch gar nicht mehr vorstellen“, so Margrit Lehmann. Als Erste im Dorf hätten sie dann aber eine Wohnung mit Bad bekommen.

Am 11.11.1955 wurde nach der kirchlichen Trauung in Kreba Hochzeit gefeiert, zwei Tage zuvor war die Ehe auf dem Standesamt geschlossen worden.
Am 11.11.1955 wurde nach der kirchlichen Trauung in Kreba Hochzeit gefeiert, zwei Tage zuvor war die Ehe auf dem Standesamt geschlossen worden. ©  privat

Günter Lehmann war erst Hilfsschlosser in Niesky, dann Berufskraftfahrer in Schwarze Pumpe und danach 20 Jahre Busfahrer in Weißwasser. Er fuhr Schichtbusse ins Kraftwerk Boxberg oder auf der Linie nach Mücka. Wenn es durch die alte Heimat ging, freute ihn das jedes Mal.

Umzug nach Weißwasser fiel nicht leicht

Anfang der Siebzigerjahre mussten seine Eltern aus Wunscha weg. Ein Bild erinnert noch an ihr Haus dort, welches dem Kohlebagger weichen musste. Sie kauften ein Grundstück in Weißwasser. Weil das Wohnhaus älter als das Nebengebäude war, wurde in zwei Etappen umgebaut. Bis 1985 wohnten Günter und Margrit Lehmann in Kreba, ehe es nach Weißwasser ging. „Ich bin nur ungern aus meiner Heimat weggezogen“, sagt die Jubilarin. Als Kita-Erzieherin, die sie 42 Jahre lang in Kreba war, kannte sie jeden – und jeder kannte sie. Sie war in einer Frauensportgruppe, ihr Mann viele Jahre in der Feuerwehr dort und im Sport. Sie waren an allem beteiligt, was man halt auf dem Dorf so macht, sagen sie schmunzelnd. Über Jahre sind sie deswegen weiter von Weißwasser nach Kreba gefahren. „Ganz nebenbei“ hat Margrit Lehmann da noch ihre Mutter gepflegt. Wenn sie so erzählen, hört man schnell heraus, dass Kreba bis heute der Mittelpunkt ihrer Welt ist. In Weißwasser, so sagen sie, hätten sie nie richtig Anschluss gefunden.

Großes Glück Zusammenhalt

Seit sie 1991 in den Vorruhe- und dann in den Ruhestand gingen, sind sie viel gereist, haben viele Ausflüge gemacht – zusammen mit befreundeten Ehepaaren aus Kreba. Oft sogar mit den Kindern. „Kreba ist unsere Heimat geblieben“, sagen sie. Sogar die Kinder fahren bis heute zu Veranstaltungen dorthin. Als großes Glück betrachten sie, dass in Weißwasser die Kinder gleich nebenan wohnen. Wie wichtig das ist, habe sich gerade jetzt in der Corona-Zeit gezeigt. Und selbst die Enkel sind in Dresden und Cottbus so weit nicht weg.

Günter Lehmann fährt noch Fahrrad. Seine Frau ist nicht mehr gut zu Fuß. Dass sie sich „selber noch betun und klar denken können“, dafür sind die beiden unendlich dankbar. Und für den großen Zusammenhalt in ihrer Familie. Da werde auch immer viel gesungen und gelacht.

Kinder, Schwiegerkinder, drei Enkel und vier Urenkel wünschen, dass die beiden noch lange gesund bleiben und bedanken sich dafür, dass das Jubel-Paar immer für sie da ist. Tageblatt schließt sich den guten Wünschen gerne an.

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