Deutschland & Welt
Merken

Nach Erdbebenserie: Vulkanausbruch auf Island

Wochenlang bebte auf Island die Erde. Die Menschen befürchteten, dass es zu einem vulkanischen Ausbruch kommen könnte. Jetzt ist es soweit.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Dieses Bild aus einem von der isländischen Küstenwache zur Verfügung gestellten Video zeigt einen Magmastrom auf einem Hügel in der Nähe von Grindavik.
Dieses Bild aus einem von der isländischen Küstenwache zur Verfügung gestellten Video zeigt einen Magmastrom auf einem Hügel in der Nähe von Grindavik. © Icelandic Coast Guard/AP/dpa

Reykjavik. Der gängigen Vorstellung von einem Vulkanausbruch - ein riesiger Krater, aus dem Lava quillt - entspricht die Eruption bei Grindavík nicht gerade. Vielmehr zieht sich nördlich des kleinen isländischen Fischerortes eine kilometerlange Vulkanspalte, aus der stellenweise hohe Lava-Fontänen sprudeln. An anderen Stellen ähnelt das Schauspiel - aus der Luft betrachtet - einem glutroten Flussdelta.

Der Vulkanausbruch südwestlich der isländischen Hauptstadt Reykjavík begann am späten Montagabend. Im Laufe der Nacht bildete sich die lange Spalte, aus der etwa 100 bis 200 Kubikmeter Lava pro Sekunde flossen.

Der Ausbruch nahe Grindavík hatte sich schon lange angekündigt. Seit Oktober waren in der Gegend Erdbebenschwärme gemessen worden. Solche hatten auch schon in der Vergangenheit Vulkanausbrüche angekündigt. Die Einwohner von Grindavík mussten ihre Häuser verlassen. Zuletzt hatte die seismische Aktivität jedoch wieder abgenommen. Die Bewohner durften tagsüber zurück in ihre Häuser, durften dort aber nicht übernachten. Auch das bei Touristen äußerst beliebte Geothermalbad Blaue Lagune war nach einer vorübergehenden Schließung am Wochenende wieder geöffnet worden.

Ein Hubschrauber fliegt in der Nähe von Grindavik über die isländische Halbinsel Reykjanes, wo es einen vulkanischen Ausbruch gegeben hat.
Ein Hubschrauber fliegt in der Nähe von Grindavik über die isländische Halbinsel Reykjanes, wo es einen vulkanischen Ausbruch gegeben hat. © Icelandic Coast Guard/AP/dpa

Der Bürgermeister von Grindavík, Fannar Jónasson, sagte dem Rundfunksender RÚV, dass es den evakuierten Einwohnern des Ortes den Umständen entsprechend gut gehe. Glücklicherweise seien die Krater, die Grindavík am nächsten gelegen sind, erloschen. Es bestehe im Moment also keine große Gefahr für den Ort, meinte Jónasson. Dennoch seien viele Einwohner enttäuscht, dass sie Weihnachten nicht zu Hause feiern könnten.

Der Vulkanausbruch bei Grindavík ist der vierte innerhalb der vergangenen drei Jahre auf der Reykjanes-Halbinsel. Erst im Sommer dieses Jahres hatte sich in der Gegend eine Erdspalte aufgetan, aus der Lava sprühte. Das Naturschauspiel hatte viele Schaulustige angezogen.

Präsident empfiehlt Befolgung von Behörden-Anweisungen

Hjördís Gudmundsdóttir von der isländischen Zivilschutzbehörde rief Isländer und Touristen dazu auf, sich bei der aktuellen Eruption vom Vulkangebiet fernzuhalten. Im isländischen Fernsehen sagte sie, sie könne gut verstehen, dass die Leute das Naturspektakel sehen wollten. Der Vulkan sei aber groß und im Vergleich zum letzten Ausbruch sehr aktiv. Die Polizei warnte auf Facebook vor giftigen Gasen, die im Vulkangebiet austreten könnten.

Menschen beobachten, wie der Nachthimmel nach dem Ausbruch des Vulkans von der Hauptstadt Reykjavik aus gesehen erhellt wird.
Menschen beobachten, wie der Nachthimmel nach dem Ausbruch des Vulkans von der Hauptstadt Reykjavik aus gesehen erhellt wird. © Brynjar Gunnarsson/AP/dpa


Mittlerweile hat der Vulkanausbruch bei Grindavík etwas an Stärke abgenommen, wie Geowissenschaftler Magnús Tumi Gudmundsson am Dienstagmorgen dem Sender RÚV sagte. Es fließe aber weiterhin eine beträchtliche Menge an Lava. Gudmundsson erklärte im Fernsehen, dass schon wenige Stunden nach Beginn der Eruption nördlich von Grindavík ungefähr doppelt so viel Lava ausgetreten sei wie beim jüngsten Vulkanausbruch im Sommer dieses Jahres.

Alle Straßen nach Grindavík sollten für die nächsten Tage - außer für Rettungspersonal und Wissenschaftler - geschlossen werden, teilte die Polizei auf Facebook mit. Wie die isländische Regierung mitteilte, ist der Flugverkehr von und nach Island nicht beeinträchtigt. Der Flughafen Keflavík sei weiterhin gut zu erreichen. (dpa)