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Mindestens zehn Tote nach schwerem Bootsunglück vor Japan

Sie ist ein Naturparadies, teils Weltnaturerbe, und ein beliebtes Ausflugsziel: die Halbinsel Shiretoko in Japan. Jetzt wurde die pittoreske Gegend Schauplatz einer Tragödie.

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Beim Kentern eines Ausflugsboots vor Nordjapan sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen.
Beim Kentern eines Ausflugsboots vor Nordjapan sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. © Masanori Takei/Kyodo News/AP/dpa

Tokio. Schweres Unglück in einer beliebten japanischen Tourismusregion: Beim Kentern eines Ausflugsboots mit 26 Menschen an Bord vor der nördlichen Halbinsel Shiretoko sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Einen Tag nach dem Unglück entdeckte die Küstenwache am Sonntag im eiskalten Meer sowie zwischen Felsen sieben Männer und drei Frauen.

Sie wurden ins Krankenhaus gebracht, wo jedoch nur noch ihr Tod bestätigt werden konnte, wie japanische Medien berichteten. Nach den übrigen Menschen an Bord, darunter auch zwei kleine Kinder im Alter von unter zehn Jahren, und nach dem Ausflugsboot selbst wurde bei stürmischem Wellengang weiter gesucht.

Es war ein verzweifelter Wettlauf mit der Zeit: Die Überlebenschance im eisigen Wasser sank mit jeder Stunde. Die Einsatzkräfte hatten aus der Luft und mit Booten während der ganzen Nacht nach Überlebenden Ausschau gehalten. Die Wassertemperatur an der Meeresoberfläche betrug nur zwei bis drei Grad.

Die "KAZU I" hatte am frühen Samstagnachmittag (Ortszeit) einen Notruf abgesetzt: Am Bug dringe Wasser ein, der Motor sei ausgefallen. Kurz darauf meldete die Besatzung, dass das Boot starke Schlagseite habe. Dann brach der Kontakt schließlich ab. An Bord befanden sich der Kapitän Noriyuki Toyoda (54) und sein Mitarbeiter Akira Soyama (27) sowie Angehörige von 13 Familien im Alter zwischen unter zehn und 80 Jahren. Sie stammten aus verschiedenen Gegenden Japans, darunter Hokkaido, Fukushima, Tokio und Fukuoka im Süden.

Japan lässt wegen der Corona-Krise derzeit keine ausländischen Touristen ins Land. Ministerpräsident Fumio Kishida brach nach dem Unglück eine Dienstreise nach Kumamoto im Süden des Inselreiches ab und kehrte noch in der Nacht zum Sonntag nach Tokio zurück. Die Suche nach Überlebenden habe "höchste Priorität", sagte der Regierungschef. Die japanische Marine beteiligte sich daran.

Hoher Wellengang uns starke Winde

Alle Personen an Bord sollen Sicherheitswesten getragen haben, als das Boot am Samstag gegen 10.00 Uhr Ortszeit im Hafen Utoro auslief, hieß es in Medienberichten. Jedoch hätten nicht alle Geborgenen eine solche Weste auch umgehabt. Möglicherweise hätten einige ihre Westen auf See verloren. Nach Angaben des Betreibers sollte das Boot am Samstag gegen 13.00 Uhr in den Hafen zurückkehren. Doch kurz nach 13.00 Uhr ging plötzlich der Notruf ein.

Vor der Halbinsel Shiretoko herrschten hoher Wellengang und starke Winde. Nach Angaben des örtlichen Fischereiverbands waren Fischerboote wegen des schlechten Wetters noch vor Samstagmittag in den Hafen zurückgekehrt.

Einen Tag nach dem Kentern eines Ausflugsboots vor Nordjapan hat die Küstenwache weitere Vermisste aus dem eiskalten Meer geborgen.
Einen Tag nach dem Kentern eines Ausflugsboots vor Nordjapan hat die Küstenwache weitere Vermisste aus dem eiskalten Meer geborgen. © The 1st Regional Japan Coast Guard Headquarters/AP/dpa

Die Halbinsel im Nordosten Hokkaidos, Japans nördlichster Hauptinsel, ist wegen ihres Treibeises ein beliebtes Ausflugsziel und seit 2005 Weltnaturerbe. Sie ist zudem Heimat vieler seltener Tierarten und Pflanzen.

Das Unglück ereignete sich in den Gewässern vor den beliebten Kashuni Wasserfällen, rund 27 Kilometer nordöstlich des Heimathafens des Unglücksboots. Die Tragödie traf die beliebte Urlaubsregion eine Woche vor Beginn der "Goldenen Woche", einer Reihe von Feiertagen.

Der Gouverneur von Hokkaido, Naomichi Suzuki, rief dazu auf, die Sicherheit an allen Ausflugszielen seiner Präfektur vor Beginn der Ferienwoche zu überprüfen. Man wolle hierzu mit der Zentralregierung eng kooperieren, damit die Menschen Hokkaido sicher besuchen könnten. (dpa)