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Wenn aus Fernweh Heimweh wird

Die Nestbau-Zentrale soll helfen, Menschen in der Region zu halten oder sie zurückzuholen. Es gibt schon erste Erfolge.

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© privat

Von Cathrin Reichelt

Region Döbeln. Was Peggy Zschoche in der nächsten Zeit nicht braucht, packt sie schon mal in Koffer und Kartons. „In vier Wochen ziehen wir um“, sagt sie. Nach 24 Jahren kommt sie zurück nach Hause. Jedenfalls fast. Sie stammt aus Roßwein und wird mit ihrem Mann Silvio und dem dreijährigen Sohn Erik künftig in Grunau wohnen. Zwar ist der Mietvertrag noch nicht unterschrieben, aber Peggy Zschoche ist optimistisch.

Der Liebe wegen ist sie direkt nach der Lehre nach Dortmund gezogen. Sie blieb, als die Beziehung in die Brüche ging. Ihren Eltern habe sie immer gesagt, sie komme niemals wieder. „Aber seit ich mit meinem jetzigen Mann zusammen bin, habe ich Heimweh“, gibt sie zu. Auch er stammt aus Roßwein. Die beiden kennen sich von früher und sind sich vor Jahren während eines Besuches von Peggy Zschoche bei ihren Eltern erneut über den Weg gelaufen. Er zog zu ihr und später beide gemeinsam von Dortmund nach Fröndenberg. Dann kam Erik. Den jungen Eltern wurde immer mehr bewusst, dass ihnen trotz vieler Besuche in Roßwein der direkte familiäre Kontakt fehlt.

Sie begannen zu handeln. Die Wohnungssuche habe sich schwierig gestaltet. „Wir haben uns anfangs nur auf Roßwein konzentriert. Dort stehen zwar viele Wohnungen leer. Aber für uns war nicht das Passende dabei“, meint Peggy Zschoche. Für den Sohn haben sie inzwischen einen Kitaplatz. Ab Mitte August kann er sich dort eingewöhnen. Bereits zwei Wochen früher beginnt Silvio Zschoche seinen neuen Job als Kraftfahrer. Peggy Zschoche arbeitet seit Jahren als Verkäuferin. Sie hat noch keine neue Firma gefunden.

Bei der Suche hofft sie auf die Unterstützung der Nestbau-Zentrale. Die hat der Landkreis Mittelsachsen eingerichtet, um Wegzugswillige hier zu halten und Rückkehrwillige zu unterstützen. Freunde aus der Region haben Familie Zschoche auf das Modellprojekt aufmerksam gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Ehepaar aber schon viel selbst in die Wege geleitet und geregelt.

Trotzdem sah sich Peggy Zschoche die Internetseite an und setzte sich mit den Mitarbeitern in Verbindung. „Meine erwachsene Tochter beginnt zu studieren. Ich habe gehofft, dass sie mitkommt und beim Nestbau tolle Studienangebote in Mittweida und Freiberg gefunden – mit Ansprechpartnern“, sagt sie. Doch die junge Frau will lieber in Nordrhein-Westfalen bleiben, wo sie aufgewachsen ist und ihre Freunde hat. Ungeachtet dessen ist Peggy Zschoche vom Nestbau begeistert. „Die Internetseite ist grandios. Für Rückkehrer, die keine andere Anlaufstelle haben, ist die Nestbau-Zentrale super. Man wird von den Mitarbeitern nicht allein gelassen“, schwärmt sie fast.

Das Team von Nestbau versucht, in fast allen Lebensbereichen, Kontakte zu vermitteln und zu unterstützen, sei es bei der Suche nach der Wohnung, einem Job, dem Kitaplatz, der Schule oder Studienmöglichkeit, der Existenzgründung, aber auch der Förderung des Neubaus oder der Sanierung eines Hauses oder der Freizeitgestaltung. Firmen aus der Region haben die Möglichkeit, Stellenangebote über Nestbau zu veröffentlichen. In den kommenden Monaten soll neben dem Internetauftritt noch eine Servicemappe entstehen, in der Nestbau selbst, die Region und die Firmen dargestellt werden. Die Internetseite ist seit Ende Mai im Netz. Seitdem haben sich nicht nur Rückkehrwillige aus Deutschland, sondern auch aus Amerika, England und der Schweiz gemeldet.

Nestbau-Koordinatorin: Josefine Tzschoppe, 034317057158, [email protected]