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Wenn der Darm leuchtet

Mit der Umstrukturierung der Riesaer Chirurgie hält demnächst auch eine neue Technologie Einzug ins Klinikum.

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© Elblandkliniken

Riesa. Organe zum Leuchten bringen und damit den Chirurgen die Arbeit erleichtern – eine neue Methode am Riesaer Elblandklinikum soll das demnächst ermöglichen. „Intraoperative Near Infrared ICG Fluoreszenz-Technologie“ lautet die Fachbezeichnung für die Technik. Dabei wird dem Patienten zunächst eine Substanz in die Venen gespritzt. Während der Operation leuchtet diese Substanz grün, wenn sie mit einem bestimmten Licht bestrahlt wird. Die Chirurgen können damit während der Bauchhöhlenspiegelung am Bildschirm erkennen, wie gut einzelne Organe durchblutet sind.

Die Meißener Klinik verfügt derzeit als einzige Klinik in Sachsen über das neue System. Mit der stärkeren Vernetzung der beiden Chirurgie-Kliniken soll sie zeitnah auch in Riesa etabliert werden, kündigt Prof. Dr. Oliver Stöltzing an. Der Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie in Meißen ist seit Juni auch Chefarzt der chirurgischen Klinik in Riesa. „Mit dieser neuen Technologie können wir endlich die Darmdurchblutung bei Darmoperationen besser beurteilen“, erklärt der Chefarzt. Ohne das neue Hilfsmittel sei für den Chirurgen schwerer einzuschätzen, wie gut durchblutet der Darm tatsächlich ist.

Technik hat sich verbessert

Organe wie Glühwürmchen leuchten zu lassen – möglich ist das schon länger. Erstmals sei die Methodik in der Medizin schon vor Jahren zum Einsatz gekommen, um die Leberfunktion zu messen, erklärt Stöltzing. Mittlerweile seien die technischen Voraussetzungen aber deutlich besser, sodass die Fluoreszenztechnik auch in andere Bereiche Einzug findet. In der Meißener Chirurgie kommt sie bereits seit September 2015 bei Darmoperationen zum Einsatz. Dank der neuen Methode lasse sich das Risiko einer undichten Naht minimieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass noch einmal nachoperiert werden muss, ist damit geringer. Letztlich sei die Fluoreszenztechnik also ein Beitrag zur Patientensicherheit und verringere die Wahrscheinlichkeit, dass es beispielsweise nach Darmkrebs-Operation zu Komplikationen kommt. Auch bei Notfalloperationen wird die Fluoreszenztechnik angewendet: „Wenn jemand wegen einer akuten Minderdurchblutung des Darmes in die Notaufnahme kommt, dann können wir mittels Bauchhöhlenspiegelung schnell erkennen, an welcher Stelle die Durchblutungsstörung auftritt“, erklärt der Chefarzt. In Zukunft seien weitere Anwendungsmöglichkeiten auch in anderen Bereichen der Medizin denkbar. So könnten auch anatomische Strukturen wie etwa die Gallenwege und der Lymphabfluss bei Brustkrebs-Patientinnen visualisiert werden. „Wir sind stolz darauf, in diesem Bereich eine Vorreiterrolle zu spielen“, sagt Prof. Dr. Stöltzing, der erstmalig im April ein Symposium speziell zu diesem Verfahren für Ärzte aus Kliniken in Sachsen ausgerichtet hatte.

Dass die Fluoreszenztechnik in sächsischen Kliniken noch nicht sonderlich verbreitet ist, hat einen einfachen Grund: Die notwendigen Geräte seien nicht ganz billig, erklärt Prof. Dr. Oliver Stöltzing. Im Haushalt des Riesaer Klinikums ist der Operationsturm mit der notwendigen hochauflösenden Technik für Anfang 2017 vorgesehen. Dann werden die Chirurgen der Elblandkliniken auch in Riesa Organe zum Leuchten bringen. (SZ/stl)