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Wenn der Schulweg gefährlich ist

Reichenbacher Eltern lassen ihre Kinder nicht mit dem Bus zur Grundschule fahren. Der Weg zur Haltestelle ist zu unsicher.

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Von Jan Iven

In Reichenbach haben es Fußgänger nicht einfach. Gibt es doch neben der Waldheimer Straße, die durch den Ort führt, keinen richtigen Fußweg. Anlieger Manuel Viertel macht sich vor allem Sorgen um seine beiden Töchter. „Wir können sie nicht einmal im Ort zu Fuß zur Bushaltestelle gehen lassen, weil es keinen Fußweg gibt“, sagt der 44-jährige Handelskaufmann. Jeden Morgen fährt er daher seine Kinder mit dem Auto zur Grundschule in Grünlichtenberg. Und Angst um seinen Nachwuchs habe nicht nur er: „Alle anderen Eltern von Grundschüler machen sich ebenfalls Sorgen und fahren ihre Kinder ebenfalls mit dem Auto nach Grünlichtenberg.“

Auch die Überquerung der Fahrbahn sei für die Kleinen alles andere als einfach. „Man doch von einem achtjährigen Kind nicht erwarten, dass es den Schilderwald an der Kreuzung versteht“, so Viertel. Erst in der vergangenen Woche hätte er beobachtet, wie zwei Kinder auf dem Weg zum Bus vor ein Auto gerannt sind, weil sie gedacht hätten, der Fahrer würde anhalten. „Zum Glück ist nichts passiert“, sagt der Reichenbacher. Seitdem dürften auch die beiden nicht mehr mit dem Bus fahren. „Wir bräuchten eigentlich einen Zebrastreifen oder eine andere kreative Lösung, damit die Kinder sicher auf die andere Straßenseite gelangen können“, so Viertel.

Wegen der Gefahrenquellen macht sich Viertel schon seit Jahren für den Bau eines Bürgersteiges in Reichenbach stark. „Wir würden gerne die beiden Haltestellen im Ort mit einem Fußweg verbinden“, sagt er. Der Weg könnte dann entlang der Waldheimer Straße vorbei am Gasthof bis zur Südstraße führen. Er denkt dabei nicht nur an die Kinder: „Alle Reichenbacher würden von einem Fußweg profizieren, gerade auch ältere Bürger.“ Doch bisher scheiterte das Projekt immer am Geld. 110 000 Euro hat die Gemeinde Kriebstein als Kosten für den Bau des ungefähr 500 Meter langen Bürgersteiges veranschlagt. Finanzierbar wäre der nur mithilfe von Fördergeldern. Doch auf der Prioritätenliste steht der Fußweg eher auf den hinteren Plätzen. Zudem sind die ILE-Mittel für die Region aufgebraucht. Wie die Förderung in Zukunft gestaltet werden soll, sei noch ungewiss.

Ostrau hingegen habe vorgemacht, wie es auch anders geht. „Dort wurde nun nach jahrelangem Hin und Her auch endlich beschlossen, einen Fußweg zur Bushaltestelle zu bauen“, sagte Manuel Viertel. Auch dort sollte vor allem für die Schulkinder der Weg sicherer gestaltet werden. Die Kosten von 34 000 Euro werden zu 89 Prozent aus dem ILE-Programm gefördert. Doch Ostrau liegt in einer anderen Förderregion – und hier wurden die Prioritäten eben anders gesetzt.

Viertel weiß, dass die Gemeinde auch noch andere Baustellen hat. „Natürlich haben wir nicht unendlich Geld und es ist nicht einfach zu entscheiden, wie es eingesetzt wird“, sagt er. Doch den Bürgersteig in Reichenbach hält er für die Sicherheit der Kinder für unverzichtbar. „Und irgendwann muss es doch endlich mal mit dem Projekt losgehen.“

Wenn Viertels zehnjährige Tochter Mariel ab nächstem Schuljahr das Gymnasium in Hartha besucht, wird sie wohl oder übel den Bus nehmen müssen. Denn so weit kann er sie nicht fahren. „In dem Alter müssen die Kinder dann wohl gelernt haben, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen“, sagt Viertel.