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Wer braucht einen Bahnhof?

Das Gebäude des Hauptbahnhofes steht zum Verkauf. Der Eigentümer will sich dazu allerdings nicht äußern.

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© Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Einige der Fenster im Erdgeschoss sind mit rostigen Stäben vergittert. Das Wetter hat an der Fassade seine Spuren hinterlassen. Auch drinnen sieht es trist aus. Getan hat sich am Gebäude des Döbelner Hauptbahnhofes seit der Wende fast nichts. Aber nun wird er zum zweiten Mal zum Verkauf angeboten. Für 300.000 Euro. „Die Planung sieht das so vor“, erklärt eine Mitarbeiterin der Firma Main Asset Management auf die Frage, weshalb das Haus gerade jetzt verkauft werden soll. Das Unternehmen habe schon viele Objekte veräußert. Das sei schließlich seine Aufgabe. Mehr wolle sie dazu nicht sagen.

Die Firma Main Asset Management hat ihren Sitz in Dreieich in Hessen und eine Niederlassung in Delitzsch. Sie ist eine Tochterfirma der britischen Patron Capital Ltd. und soll schon um die 1.000 Bahnhöfe gekauft haben. Auch einige im Altkreis Döbeln. Den Hauptbahnhof erwarb sie im Jahr 2010 von der Deutschen Bahn. Die hat damals die Bahnsteige behalten. Nur das Gebäude war für den Betrieb der Strecke nicht mehr notwendig.

Vier Jahre ohne Investitionen

Im Internet wird das Gebäude jetzt als gepflegtes Wohn- und Geschäftshaus mit einer Fläche von 1.156 Quadratmetern angeboten. Das Interesse, dort zu arbeiten oder zu wohnen, scheint allerdings gering zu sein. Denn das Schild mit der Aufschrift „Büroflächen/Wohnungen zu vermieten“ hängt schon so lange, dass die Telefonnummer darunter inzwischen veraltet ist.

Investiert hat der Eigentümer in den vergangenen vier Jahren allerdings nichts. Das musste er auch nicht. Die Bahn hatte dem Unternehmen beim Kauf zwar eine Investitionsverpflichtung mitgegeben. Darin wurde allerdings nur eine ordnungsgemäße Unterhaltung, aber keine Sanierung verlangt. Keinesfalls dürfe das Gebäude dem Verfall preisgegeben werden, hieß es damals.

Im Gegensatz zu anderen Bahnhöfen im Altkreis wird der Döbelner noch gut genutzt. Das spürt auch Hannelore John. Sie betreibt im Bahnhof das DB-Reisezentrum – früher als Angestellte der Bahn, seit dem Jahr 2005 privat. „Ich würde gern weitermachen“, sagt sie und hofft, dass ihr das der künftige Besitzer ermöglicht. Ansonsten gibt es nur noch einen Mieter, nachdem die Gaststätte „Gleis 3“ geschlossen hat. Vor knapp drei Jahren eröffnete im Erdgeschoss der Pizzabäcker Freddy Fresh eine Filiale. Außerdem nutzt auch die Freizeitgruppe Eisenbahngeschichte des Bahnsozialwerkes einige Räume.

Gerüchte um potenzielle Käufer

Seitdem die Verkaufsabsichten der Main Asset Management bekanntwurden, machen auch Gerüchte die Runde. Zwei Döbelner Geschäftsleute sollen Interesse am Bahnhofsgebäude haben. Der eine streitet das ab. Der andere befindet sich im Sommerurlaub und ist nicht erreichbar. Der jetzige Eigentümer äußert sich nicht dazu. Eisenbahnfreund Andreas Riethig würde sich über einen einheimischen Käufer freuen, wie er im Facebook schreibt. (mit jh)