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Wer dicke Bleche bohrt

Roman Broshin gründete vor sechs Jahren seine Maschinenbaufirma. Jetzt hat er 20 Mitarbeiter und sucht nach weiteren.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Sebastian Beutler

Eine kleine Urkunde ziert den Raum, in dem beim Görlitzer Maschinenbauunternehmen MFV Projekte besprochen oder Geschäfte angebahnt werden. Sie bescheinigt dem Unternehmen, am Wettbewerb um „Sachsens Unternehmer des Jahres“ teilgenommen zu haben, den die Sächsische Zeitung einst ins Leben gerufen hat und heute der wichtigste seiner Art in Sachsen ist. Das noch junge, erst sechs Jahre alte Unternehmen gehört zwar nicht zu den größten Bewerbern, aber seine Entwicklung der vergangenen Jahre verlief stürmisch. Stürmisch erfolgreich.

Als der heute 41-jährige Roman Broshin die Firma im Oktober 2011 gründete, war er noch sein einziger Mitarbeiter. Heute hat er 20 Angestellte, vom Schweiß- und Maschinenbauingenieur bis zum CNC-Programmierer und Konstruktionsmechaniker, vom Schweißer bis zum Zerspaner. Rund 400 000 Euro schrieb er vor vier Jahren Umsatz, im vergangenen Jahr waren es 2,3 Millionen Euro. Nach den ersten sechs Monaten dieses Jahres hatte Broshin Aufträge in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro stehen. Vielleicht, so rechnet er vor, könnten es am Ende des Jahres sogar vier Millionen Euro sein – es wäre eine neue Dimension für sein Unternehmen.

Das Wachstum ist auch in der Produktionshalle im Görlitzer Stadtteil Weinhübel zu sehen, in der früher die Stafa Stahl- und Fahrzeugbau GmbH ihr Domizil hatte. Maschinen gab es auch schon vor einem Jahr, auch damals lagerten ein paar Tonnen Bleche, aber nun ist kaum noch ein Flecken frei. Nach einer besonderen Brennschneideanlage, mit der er Bleche bis zu einer Stärke von 30 Zentimetern schneiden kann, hat Roman Broshin nun noch eine Abkantpresse angeschafft, mit der er besonders starke Bleche bearbeiten kann. Das neueste Schmuckstück der Firma aber ist ein CNC-Bearbeitungs- und Fräszentrum, das erst seit sechs Wochen in der Halle steht. Damit können lange Metalle gefräst oder gebohrt werden. Insgesamt beziffert der Maschinenbauer seine Investitionen in den zurückliegenden 16 Monate auf 1,5 Millionen Euro. Nur so kann er das Besondere seinen Auftraggebern bieten. Denn Maschinenbaubetriebe gibt es, zumal in Sachsen, viele. Das wusste Broshin auch schon, als er sich in die Selbstständigkeit begab. Aber er konzentriert sich auf die Bearbeitung besonders dicker, auch besonders verschleißfester Bleche. „Dinge, die nicht jeder kann“, wie er sagt. 300 Tonnen dieser besonderen Bleche lagern auf seinem Hof. Diese extrem harten Materialien kommen bei allen Maschinen zum Einsatz, die einem hohen Verschleiß ausgesetzt sind, beispielsweise bei den Radladerschaufeln in der Bauindustrie oder bei Förderketten in Müllheizwerken, die den zerschredderten Abfall weiter transportieren. Deswegen hat Broshin innerhalb seines Unternehmens nun auch ein Verschleißblechzentrum gegründet, um genau dieses Geschäftsfeld auszubauen.

Das Weinhübler Unternehmen ist eine der wenigen Neugründungen auf seinem Gebiet in den vergangenen Jahren in Görlitz. Zwar steigt die Zahl der Gewerbegebiete in Görlitz seit Jahren an. So zählte das Rathaus Ende Juli über 6 500 Unternehmen. Doch die Zahl der Industrie- und Handwerksbetriebe ist seit Langem konstant, das Wachstum wird vor allem angetrieben vom Handel und den „sonstigen“ Betrieben. Das sind zumeist Ein-Personen-Firmen oder Bauhilfsfirmen.

Broshin aber zählt renommierte Anlagen- und Maschinenbauer im deutschsprachigen Raum zu seinen Kunden, die seine Bleche dann wieder in Anlagen einbauen, die später rund um die Welt exportiert werden. Das spürbare Wachstum seiner Firma ist auch an der Produktionshalle zu sehen. Er hat sie einmal komplett sanieren lassen – bei laufender Produktion. Nun ist auch fast der neue Speisesaal für die Mitarbeiter fertiggestellt. Da haben sogar mehr als die derzeit 20 Angestellten Platz. Aber Broshin sucht auch schon wieder nach neuen Mitarbeitern.

mfv-maschinenbau.de