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Wer putzt heute noch Storchennester?

Auf einer gekappten Esche wurde jetzt ein neuer Horst angelegt. Allerdings steigt nicht immer einer nach oben, um zu säubern.

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© Friedheim Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Im Altkreis Großenhain gibt es laut Naturschutzbund Nabu über 60 Storchennester. Nur etwa 40 davon werden jedes Jahr besetzt. Dies bedeutet, dass ständig über 20 Storchennester nur vorgehalten werden, in der Hoffnung, dass sich ein Paar ansiedelt. Doch auch, wenn noch nicht alle Weißstörche aus Afrika zurückgekehrt sind, konstatieren die Naturschützer ein Problem: Es sind nicht mehr ausreichend Ehrenamtliche da, die die Nester säubern.

Etwa in der Größenordnung der besetzten Nester, also 40, wird die jährliche Reinigung durchgeführt. Hinzu kommen einzelne Horste, die man wieder aufgebaut werden müssten, weil sie mehrfach nicht belegt wurden. „Beim Säubern von Nestern werden manchmal Plastiktüten gefunden, die zu einem Wasserstau im Nest führen können. Vor allem kleine Jungstörche können daran sterben“, sagt Peter Reuße vom Nabu.

Übermäßiger Graswuchs kann von den Störchen selbst nicht entfernt werden, was in der Folge zur Aufgabe des Nestes führt. Reuße ist mit Jens Tomasini, Lutz Runge und den Terpe-Brüdern aber fast der Einzige, der sich noch hinauf an die hohen Nester traut. In der Region Riesa engagiert sich Olaf Gambke für den Weißstorch.

FABio - das Förderprogramm

FABio steht für Finanzierung von Artenhilfs- und Biotopschutzmaßnahmen. Das Programm gibt es in Sachsen seit November 2015.

Der Nabu Regionalverband Großenhainer Pflege beantragte erstmalig diese Förderung für den Nestneubau in Zschauitz bei Familie Hentzschel.

Ausgezahlt werden die Gelder zumeist an Vereine, die sich um den Artenschutz kümmern, z. B. der Nabu.

Quelle: Landesdirektion Sachsen

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Das Erklettern der Brutplätze, von denen die meisten künstlich angelegt wurden, ist immerhin nicht ganz ungefährlich. Es fehlt an jungen Leuten, die sich der Aufgabe widmen, Adebar als künftigem Nestbewohner beste Brutbedingungen zu schaffen. „Wir Ehrenamtler werden nicht jünger, aber diese Arbeit kann nicht jeder machen“, unterstreicht Reuße. Man muss dafür nicht nur schwindelfrei sein, sondern auch die nötige Ausrüstung haben: Gurtgeschirr und Sicherung zum Beispiel.

Hat sich im Storchennest über den Winter zu viel Moos und Gras angesammelt, kann auch dadurch das Regenwasser nicht mehr ablaufen, und die Jungstörche sterben an Erkältungskrankheiten. Auch Bindfäden, die Storcheneltern im Vorjahr angeschleppt haben, müssen nach dem Winter beräumt werden; daran kann der Nachwuchs ersticken oder sich verletzen.

Ein lösbares Problem ist in den Augen von Peter Reuße das Besorgen einer Hebebühne. Die ist zwar teuer. Aber dafür gibt es ja Fördermittel. Doch nicht überall kann eine Hebebühne eingesetzt werden. „Früher war die Großenhainer Pflege bekannt für Baumnester und solche auf Hausdächern“, so Reuße. Heute gäbe es sehr viele künstliche Horste auf Masten. Schwierig ist es auch, junge Naturschützer an die Nestreinigung heranzuführen. Mit einer Harke wird gemeinhin der Horst von altem Bewuchs und Unrat, den einst die Storchenfamilie zusammengetragen hat, befreit. Dann wird das Nest von den Naturfreunden begradigt und so für die Ankunft der Weißstörche vorbereitet.

Auf einer gekappten Esche am Hopfenbach in Zschauitz wurde in der Vorwoche von Peter Reuße ein neues Storchennest angebracht. Denn hier kann „der Putzmann“ leicht mit einer Hebebühne heran. Schon im vorigen Jahr hatte ein Storchenpaar dort gebrütet. Jetzt gibt es hier einen festen Eisenring, den die Schlosserei Uwe Kummer anfertigte. Doch das Anbringen dauerte etliche Stunden. Freizeit, die junge Leute nicht mehr bereit sind, zu opfern.

Die Nabu-Leute widmen sich dieser Aufgabe deshalb, solange sie noch können. Und machen Werbung, um irgendwann doch junge Helfer dafür zu gewinnen.