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„Wer will der Teig sein?“

Beim Jubiläum der Theatertage ist das eine normale Frage. Kein Wunder, wenn einer der Workshop-Leiter ein Clown ist.

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© Kristin Richter

Von Beate Erler

Großenhain. Im hintersten Zimmer auf der obersten Etage sitzen 15 Kinder und Jugendliche in einem Kreis auf dem Boden. An der Tür klebt ein Zettel mit dem Namen Bernd Stahr. Alle, die sich für seinen Workshop angemeldet haben, sind hier richtig. „Hat irgendjemand eine Frage“, will er von den Mädels und zwei Jungs wissen. Schüchterne Blicke wechseln hin und her, keiner traut sich, etwas zu sagen. Kaum vorstellbar, dass die Teilnehmer in wenigen Minuten aneinander ziehen, sich schubsen, anschreien und laut lachen.

In Großenhain wurde ein neues Fahrzeug mit Werbung übergeben. Uwe Naumann (l.) vom Alberttreff nahm ihn von Manfred Walter in Empfang.
In Großenhain wurde ein neues Fahrzeug mit Werbung übergeben. Uwe Naumann (l.) vom Alberttreff nahm ihn von Manfred Walter in Empfang. © Kristin Richter

Wer bei den 25. Theatertagen in Großenhain dabei ist, muss auch etwas Mut dabeihaben. Schließlich heißt Theater sich den anderen zeigen, sich vor ihnen entblößen, Berührungsängste abbauen und sich auf das einlassen, was der Dozent von einem will. Gerade beim Workshop „Körpertheater“ mit Bernd Stahr geht es genau darum, den eigenen Körper kennenzulernen und auf der Bühne gezielt einzusetzen. Andere Workshops der Theatertage am Sonnabendvormittag beschäftigen sich mit dem Requisiten- und Kulissenbau oder dem Thema Emotionen auf der Bühne. Das mit der Auflockerung im Kurs Körpertheater hat geklappt. Im ersten Spiel sollten sich die Kinder und Jugendlichen in Inselbewohner und Inseleroberer verwandeln. So eine Eroberung funktioniert selten mit Worten, ganzer Körpereinsatz ist gefragt. Das macht Bernd Stahr noch einmal deutlich: „Ihr sollt so wenig wie möglich sprechen, es geht hier um Körpertheater.“ Also wird an den Armen der Inselbewohner gezogen und die Eroberer weggeschubst. Das Eis ist gebrochen.

Und wenn der Schauspieler und Pantomime aus Meißen dann sagt: „Und jetzt überlegt euch, wer der Pizzabäcker und wer der Teig sein will“, dann zögert keiner der Teilnehmer mehr. Bernd Stahr hat Pantomime in Essen studiert: „Ich wollte nie Sprechtheater machen“, sagt er. Danach war er in Italien und hatte Unterricht bei dem französischen Meisterschüler und Pantomimen Yves Lebreton. Heute ist er freiberuflicher Schauspieler und macht auch Clownerie und Körpertheater.

Bei den Großenhainer Theatertagen ist er bereits zum dritten Mal als Kursleiter dabei, immer mit den Grundlagen der Pantomime. „Es geht darum, dass die Kinder und Jugendlichen mal reinschnuppern und einiges später auch anwenden können“, sagt Bernd Stahr. Das will auch die Schulbühne Adorf aus dem Vogtland. Die Schultheatergruppe war auch schon mehrmals bei den Theatertagen zu Gast. Diesmal sind sie zu fünft gekommen und haben noch einen Auftritt mit dem Märchen Hänsel und Gretel. Die 15-jährige Alisa Bordea ist eine von ihnen, deren Hobby die Schauspielerei ist: „Wir haben uns speziell für diesen Kurs entschieden, weil wir uns mit den Übungen am besten auf unseren Auftritt vorbereiten können“, sagt sie. Die Gruppe will bis Sonntag bleiben und sich auch noch andere Theaterstücke anschauen, um von den anderen zu lernen, sagt Alisa. Das ist auch das Ziel der Theatertage, der Erfahrungsaustausch unter den jungen Hobbyschauspielern und Amateurtheatergruppen in Großenhain, Stollberg, Sebnitz oder Adorf.

Dann muss Alisa zurück in die Gruppe. Die Teilnehmer sollen jetzt eine typische Bewegung der Pantomime versuchen: die Körperwelle. Das ist gar nicht so einfach, denn bei der Pantomime geht es oft um Bewegungen, die für den Körper nicht normal sind. „Es geht darum, einzelne Segmente des Körpers zu isolieren“, sagt Stahr. Dem einen gelingt das mehr, dem anderen weniger, aber Spaß haben sie alle.

Die Theatertage gehen noch bis nächsten Sonntag.
spielbuehne-grossenhain.de/theatertage/ablaufplan