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Wer will hier investieren?

Für die Öko in Tharandt wird ein Käufer gesucht. Aus der alten Studentenbleibe könnte ein schickes Wohnhaus werden.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Verena Schulenburg

Tharandt. Die Anzeige im Internet verspricht kein Traumhaus. Schnörkellos und ungeschönt wird die ehemalige Forstschule auf der Weißiger Höhe in Tharandt angeboten. Seit etwa drei Jahren schon will der Freistaat das riesige Gebäude verkaufen, das von den Tharandtern auch gern kurz und bündig „die Öko“ genannt wird. Zuletzt sei im Herbst 2017 auf der Gewerbeimmobilienmesse Expo Real in München für das Kulturdenkmal die Werbetrommel gerührt worden, erzählt Dieter Wilhelm Ruf, stellvertretender Geschäftsführer des Staatsbetriebes zentrales Flächenmanagement Sachsen (ZFM), das den Verkauf des Gebäudes betreut. Da bisher der ersehnte Investor ausblieb, sei die Verkaufsabsicht nun nochmals bekräftigt und das Gebäude erneut ins Internet gestellt worden.

Wer will in die alte Forstschule investieren? Für mindestens 200 000 Euro soll die Hausnummer 1 auf der Weißiger Höhe den Besitzer wechseln. Derzeit wird das 1954 erbaute Haus als Studentenwohnheim betrieben. Von den 41 Zimmern sind aktuell 39 Zimmer belegt. Viele wohnen gern hier – und günstig. Alle Zimmer sind voll möbliert. Bis zu 183 Euro sind für ein Einzelzimmer pro Monat fällig. Das einzige Zweiraum-Appartement kostet monatlich 255 Euro Miete, informiert das Dresdner Studentenwerk, welches das Gebäude per Erbbaurecht betreibt. Sollte sich ein Interessent finden, wird der Vertrag vorzeitig aufgelöst. Neben dem Studentenwohnheim befindet sich im Kopfbau des Hauses, der nachträglich errichtet wurde, außerdem noch ein Archiv für Patientenakten des Dresdner Uniklinikums. Intensive Modernisierungen hat das Gebäude auf dem knapp 8 000 Quadratmeter großen Grundstück nicht erfahren. Lediglich die Sanitärräume wurden zwischenzeitlich saniert, die Heizung erneuert und in den Jahren 2015 und 2016 das Dach aufgrund starker Schäden neu gedeckt. Ansonsten befindet sich das Denkmal weitestgehend im Zustand des Baujahres. Die letzten Investitionen, die das Haus erfahren hat, wurden nur notgedungen durchgeführt, um die Substanz zu schützen und das Gebäude nicht verfallen zu lassen. Mit einem Verkauf hatte das Studentenwerk schon länger geliebäugelt.

Das Gebäude, das als „Schulgebäude mit ortsgeschichtlicher Bedeutung“ eingeordnet wird, ist aber nicht das einzige Objekt auf der Weißiger Höhe, das zum Verkauf steht. Auch die Nummer 2 sucht nach einem Gönner. Das ebenfalls 1954 ursprünglich als Werkstatt errichtete Gebäude wurde 1963 zum Wohnhaus umgebaut. Seitdem wurde auch hier nicht viel modernisiert. Eine der beiden Wohnungen ist vermietet. Auch der angrenzende Garten des 1 350 Quadratmeter großen Grundstücks wird genutzt. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch ein alter Sportplatz. Die 930 Quadratmeter Fläche stehen ebenfalls zum Verkauf, als „unbebautes Grundstück“. Sollte sich ein liquider Investor finden, wären auch alle drei Grundstücke gemeinsam zu haben. Nur, was soll daraus werden?

Bisherige Interessenten „erwägten die Nutzung des Objektes zu Wohnzwecken“, sagt Dieter Wilhelm Ruf. Noch etwas verrät er: „Es gibt Kaufinteressenten.“ Konkrete Verkaufsgespräche oder Verhandlungen hätten aber noch nicht stattgefunden, da die Frist zur öffentlichen Bekanntmachung noch bis Ende April laufe.