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Wer wirbt noch an Litfaßsäulen?

Die Standorte in der Stadt werden kaum genutzt. Plakatwerbung an Ausfallstraßen ist offensichtlich effektiver.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Sie ist mehr als 2,50 Meter groß, wird jedes Jahr dicker und sollte dennoch die Blicke der Passanten auf sich ziehen – die Litfaßsäule. Vor 200 Jahren wurde ihr Begründer geboren, der Druckereibesitzer Ernst Litfaß. Auch in Großenhain stehen vier solcher Säulen, wie sie vor 160 Jahren erstmalig in Berlin aufgestellt wurden. In Paris und London gab`s so was schon früher. Das Ziel, damit wildes Plakatieren einzudämmen, besteht bis heute. Doch das Werbemedium wird schlecht genutzt.

Ein Grund sind die Standorte der feststehenden Betonsäulen: am Radeburger Platz, an der geschlossenen Kaufhalle Preuskerstraße und erst recht vorm Berliner Bahnhof ist kaum Publikumsverkehr. Für Produkt- oder Veranstaltungswerbung ist das dann schlicht nicht mehr effektiv. Die Litfaßsäule an der Edeka-Kaufhalle am Kupferberg ist deshalb ganz verschwunden, als der Markt vor etlichen Jahren neu gebaut wurde. Sie stand damals auf dem alten Parkplatz, wo heute die Verkaufseinrichtung versetzt und erweitert steht.

Pappwerbung kann günstiger sein

„In Großenhain sieht es nicht anders aus als in anderen Städten“, klagt Katrin Steffin von der Dietmar Neu Außenwerbung Glauchau. Diese Firma betreut die Werbesäulen, hat auch welche in Coswig, Radeburg oder Meißen. „In Görlitz stehen 50 Litfaßsäulen auf gutem Platz im Stadtzentrum“, so Mitarbeiterin Steffin. „Doch es ist trotzdem schwer, Kunden zu finden. Großflächenwerbung ist in größeren Städten viel effektiver.“ Müssen für Säulen, die bei Umbauarbeiten wegfallen, Ersatzstandorte gefunden werden, sind das meist nur große Plakatwände. Oder es wird auf Pappen an Straßenlaternen plakatiert.

In Großenhain ist diese Form der Veranstaltungswerbung auch etwas günstiger. So kostet ein A1-Plakat bei der Neu Außenwerbung Glauchau 60 Cent pro Tag bei einer Mindestklebezeit von zehn bzw. elf Tagen. Für das Anbringen von befestigten Werbeträgern oder Aufsteller an Lichtmasten zahlt man dagegen bei einseitigem Bekleben 50 Cent in der Größe, für A2- oder A3-Plakate gar nur 25 Cent. Doppelseitige Werbung kostet hingegen 80 bzw. 40 Cent.

So kommt es, dass derzeit an den Litfaßsäulen des Stadtgebietes nur noch für eine schon vergangene Erotikmesse in Dresden geworben wird – und für ein Event in der Riesaer Stadthalle Stern am 29. Februar. Anfang März werden laut Katrin Steffin die Rocklegenden in der Riesaer Erdgasarena folgen. Im April ein Covermusik-Festival.

Ab und zu würden auch noch Mc Donalds und Zigarettenfirmen von Litfaßsäulen aus auf sich aufmerksam machen. „Wir sind nicht mehr gut gebucht und müssten eigentlich mehr Werbung für die eigene Werbung machen“, konstatiert die Mitarbeiterin aus Glauchau. Denn auch das nötige Bekleben mit weißen Plakaten – um alte Papierfetzen und ungenehmigte Werbung zu überkleben – kostet Geld. Dieses „Einpacken der Säule“, genauso wie das normale Plakatieren, erledigen mittlerweile rumänische Arbeitskräfte. Die Glauchauer haben sich dafür mit anderen Mittelständlern zu einer Plakatunion zusammengeschlossen, die von Stuttgart aus organisiert wird.

Kulturzentrum bestückt regelmäßig

Die einzige Litfaßsäule Großenhains, die wirklich größere Beachtung findet, ist die vor der Filmgalerie am Frauenmarkt. Die wird auch ausschließlich vom Kulturzentrum genutzt. Während die Stadt Großenhain seit 1990 einen Vertrag mit der Neu Außenwerbung Glauchau für die Betonsäulen hat, und prozentual auch an den Einnahmen beteiligt wird, wurde die Anschlagsäule auf dem Frauenmarkt erst 1999 aufgestellt.

Das Kulturzentrum hat derzeit ausschließlich Kinoplakate angebracht, sonst findet man hier auch die Veranstaltungen im Schloss. Plakatiert wird nach Bedarf. Die älteste Form der Außenwerbung hat also doch noch nicht ganz ausgedient – Herrn Litfaß würde es freuen.

Kontakt: Neu Außenwerbung Glauchau, 0376378107