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Widerstand gegen Hausbau flaut ab

Zwei Stadträte erkundeten in Zschauitz die Stimmung in Sachen Eigenheimstandort – die Diskussion blieb friedlich.

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© Grafik/Makler Heller Gmbh

Von Manfred Müller

Zschauitz. Wenn es eine Fundamentalopposition gegen ein neues Eigenheimgebiet in Zschauitz gibt – am Donnerstagabend war davon kaum etwas zu spüren. Die SPD-Stadträte Falk Terrey und Andrea Kreisz hatten die Anwohner zu einem Gespräch in den Dorfgasthof eingeladen, um sich ein Bild davon zu machen, was dem Häuslebau im ländlichen Großenhainer Ortsteil entgegenstehen könnte. Im Dezember steht im Ratsgremium die Entscheidung über den Bebauungsplan an, und da ist es schon gut zu wissen, wie die Zschauitzer in dieser Hinsicht ticken. Hatte es doch im Vorfeld einigen Widerstand gegeben. Vor allem die Tatsache, dass sich am geplanten Eigenheimstandort derzeit ein Bolzplatz befindet und dass auf der Wiese früher Dorffeste und Sportveranstaltungen stattfanden, wurden ins Feld geführt (die SZ berichtete).

Allerdings handelt es sich bei den Flächen, um die es geht, um Privatland – es gehört einer sieben Parteien umfassenden Erbengemeinschaft der Familie Rühle. Die will ihren Besitz an den Großenhainer Unternehmer Wolfgang Bothur verkaufen, der das Areal dann erschließt und an Bauwillige weiterveräußert. Die Stadt Großenhain hatte mit den Eigentümern 1999 einen Pachtvertrag abgeschlossen, der auf 4300 Quadratmetern den Betrieb eines Spiel- und eines Bolzplatzes ermöglichte. Bothur will zumindest den Spielplatz erhalten. Er bot an, dafür 2300 Quadratmeter vom Baugebiet abzutrennen, die dann für einen symbolischen Preis ins städtische Eigentum übergehen sollen. Dort können dann die Spielgeräte wieder aufgebaut oder durch neue ersetzt werden.

Entgegen dem Wirbel, der im Vorfeld um die 1,6 Hektar große Fläche im Dorfzentrum gemacht wurde, blieb die Diskussionsrunde im Gasthof weitgehend sachlich. Die Mehrheit der Anwesenden hatte nichts Grundlegendes gegen eine Bebauung einzuwenden. Es ging eher um legitime Befürchtungen der unmittelbaren Anlieger. Zum Beispiel darum, ob die vorgesehene drei Meter hohe Lärmschutzwand an der Staatsstraße 81 eines der benachbarten Grundstücke verschattet. Das werde nicht passieren, erklärte der am Projekt beteiligte Makler Jörg Heller auf Anfrage der SZ. Die vorhandene Bebauung biete ja schon einen ausreichenden Lärmschutz für die geplanten Eigenheime, sodass die Wand gar nicht so nahe herangezogen werden müsse. Der Großenhainer Ronny Rühle, dessen Vater zur Erbengemeinschaft gehört, machte noch einmal nachdrücklich darauf aufmerksam, dass die Zschauitzer nicht einfach über privaten Besitz entscheiden können. Die beteiligten Eigentümer, die meisten schon recht bejahrt, seien mittlerweile emotional ziemlich mitgenommen. Deshalb hätten sie auch den Pachtvertrag für den Sport- und Spielplatz zum Jahresende fristgemäß gekündigt. Am Ende ginge das Dorf dann gänzlich leer aus: kein Eigenheimgebiet, aber auch kein Spielplatz mehr.

Aber so weit wird es voraussichtlich nicht kommen. Das ließen auch die beiden SPD-Kommunalpolitiker am Ende der Diskussion durchblicken. Die Stadt Großenhain braucht dringend neue Bauflächen. Zum einen, weil sie dem demografisch bedingten Einwohnerschwund entgegenwirken muss. Zum anderen, weil Bewegung in die Entwicklung des Industriegebietes Flugplatz gekommen ist. Eine Groß-Ansiedlung triebe den Bedarf an Eigenheimbauplätzen im Stadtgebiet gewaltig in die Höhe. Das Areal in Zschauitz würde mit elf geplanten Häusern immerhin für etwas Entspannung sorgen. Der Wunsch einiger Anwohner, diese nicht unbedingt vor die Nase gesetzt zu bekommen, dürfte da zweitrangig sein. Und den Verlust des Bolzplatzes könnte die Zschauitzer Dorfjugend angesichts der nur sporadischen Nutzung wohl auch verkraften. „Die entsprechenden Anlagen im Stadtpark liegen nur eine Fahrrad-Viertelstunde entfernt“, sagt Großenhains Baubürgermeister Tilo Hönicke.

Die Erbengemeinschaft Rühle hat die Kündigung der Spielflächen übrigens zurückgezogen. Bis zu einem möglichen Baubeginn kann nun dort weiter gekickt werden.