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Wie Bio ist das Rödertal?

Karl Oese will auf seinem Hof in Seifersdorf künftig ökologisch produzieren. Damit steht er ziemlich alleine da.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Seifersdorf. Der Hof von Karl Oese in Seifersdorf ist einer wie aus dem Bilderbuch: Zwei Kälber knabbern an frischem Gras, der Rest der Herde steht in einem Flügel des Dreiseithofes. In dem anderen wohnt der Landwirt mit seiner Familie, im dritten stehen Traktor und Hänger. Im Innenhof picken Hühner. Und doch ist der Landwirt ein Exot. Er ist in wenigen Wochen der einzige Bio-Bauer zwischen Großröhrsdorf, Radeberg und Ottendorf. Karl Oese stellt derzeit seinen Hof auf Bio-Produktion um.

Genau genommen produziert er schon knapp zwei Jahre lang nach ökologischen Maßstäben. Doch erst wenn die 24 Monate voll sind, dann darf er seine Milch als Bio-Milch verkaufen. „So lange dauert die Umstellungsphase“, sagt der Seifersdorfer. Dann ist in den Böden kein Rückstand mehr beispielsweise von synthetischen Düngern. In den zwei Jahren wird der Oesehof streng kontrolliert. „Zu mir kommen einmal im Jahr Mitarbeiter einer Zertifizierungsfirma zu Kontrollen und auch Prüfer im Auftrag des Öko-Verbandes Gäa. Hinzu kommen unangekündigte Kontrollen.“ Oese darf keinen chemisch-synthetischen Dünger verwenden und nur zertifiziertes Bio-Saatgut nutzen. Pflanzenschutzmittel sind tabu, seine Tiere müssen genug Auslauf haben. „Halte ich eine Vorschrift nicht ein, dann gibt es das Bio-Siegel nicht.“ Läuft alles glatt, darf der Seifersdorfer ab November seine Produkte mit dem Zusatz Bio schmücken.

Besser für Mensch, Tier und Umwelt

Der Landwirt verspricht sich nach der Umstellung höhere Einnahmen, vor allem bei der Milch. „Jetzt bekommen wir für den Liter 23 Cent, bei Bio-Milch liegt der Preis bei 47 Cent. Davon kann man eher leben.“ Auch bei seinem zweiten Produkt, Hühnereiern, hofft er auf Mehreinnahmen. Außerdem ist Karl Oese überzeugt, dass ökologische Landwirtschaft einfach besser für die Umwelt ist. „Der Verzicht von künstlichen Düngern und synthetischen Pflanzenschutzmitteln bekommt den Böden besser, den Tieren und damit auch den Menschen“, sagt er.

60 Hektar bewirtschaftet Oese rings um Seifersdorf. Die Familie betreibt seit fast 200 Jahren hier Landwirtschaft. Im Sommer 1995 übernahm Karl Oese den Betrieb. Seitdem hat er Höhen und Tiefen erlebt. Vor einigen Jahren hat der Landwirt bereits Bio-Schweine gezüchtet. 2009 war Schluss. Der Mehraufwand hat sich nicht mehr gerechnet. „Unter anderem waren die Gebühren für die jährliche Zertifizierung im Verhältnis zum Ertrag zu hoch. Deshalb haben wird die Produktion von Bio-Schweinefleisch eingestellt.“ Aus eigener Überzeugung hat Karl Oese weiter ökologisch gewirtschaftet, ohne das Bio-Siegel tragen zu können.

Dennoch birgt die erneute Umstellung auch Probleme. „Es stimmt, Bio-Produkte werden immer stärker nachgefragt. Doch was hier in der Region nicht vorhanden ist, ist die Produktionskette“, sagt der Landwirt. Bio-Milch oder -Getreide herzustellen, ist das eine. Es müssen aber auch zertifizierte Verarbeitungsbetriebe, also Molkereien oder Mühlen, vorhanden sein. Und das ist in der Region nicht der Fall, sagt er. „Wegen drei Säcken Bio-Getreide kommt keiner aus Brandenburg hergefahren.“ Er selber fängt mit Bio-Milch nur wieder an, weil er mit der Hofkäserei Oehmichen in Schönborn einen sicheren Abnehmer gefunden hat.

Umstellung auf Bio lohnt sich

Laut Kornelie Blumenschein, Vorsitzende des Öko-Landbauverbandes Gäa, lohnt sich eine Umstellung auf Bio-Landbau. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Preise für Öko-Produkte wesentlich stabiler sind als für herkömmliche. Es lässt sich also verlässlicher wirtschaften.“ Hinzu kommen Prämien für Bio-Landwirte. Ab 2017 werden während der Umstellungsphase künftigen Biohöfen rund 300 Euro pro Hektar und Jahr gezahlt. Danach gibt es die sogenannte Beibehaltungsprämie. Die liegt bei 230 Euro pro Jahr und Hektar für Acker- und Grünland.

Finanzielle Erwägungen sind nach Angaben der Gäa-Mitarbeiterin nicht die einzigen Gründe für die Umstellung. „Viele der Landwirte wollen nicht mehr mit der Giftspritze agieren, wegen der eigenen Gesundheit, wegen ihrer Kinder.“Sie räumt ein, dass es im Rödertal bisher keine Bio-Landbauern gibt. Ein Grund könnte die fehlende Produktionskette sein. Um das auszugleichen, rät sie, einer Erzeugergemeinschaft beizutreten, wie sie es in Dresden gibt. Darin haben sich Öko-Landbetriebe zusammengeschlossen. Sie organisieren gemeinsam Lagerung, Trocknung und Transport der Bio-Produkte. „Ein Einzelner kann das nicht schaffen, gemeinsam können sie durch die größeren Mengen zudem höhere Preise auf dem Markt erzielen. Nach ihren Angaben gibt es derzeit aber viele Anfragen.

Bauer Oese ist froh, dass er die Umstellungsphase fast geschafft hat und er dann einen besseren Preis für seine Milch und seine Hühnereier erhält. Eine kleine Summe gibt es zusätzlich vom Schrotthändler. Zu dem kann er nämlich seine Feldspritze bringen. Damit hat er vor vielen Jahren Schutzmittel gesprüht.