Bischofswerda
Merken

Wie Bischofswerda die Pflege schultern will

Altenpflege wird immer mehr zur Herausforderung. Nicht nur in finanzieller Hinsicht.

Teilen
Folgen
NEU!
Die Zahl der Menschen, die im Landkreis Bautzen auf Altenpflege angewiesen sind, wird bis zum Jahr 2050  um 70 Prozent steigen.
Die Zahl der Menschen, die im Landkreis Bautzen auf Altenpflege angewiesen sind, wird bis zum Jahr 2050 um 70 Prozent steigen. © Symbolfoto: dpa

Rammenau. Zum ersten Regionaldialog zum Thema Pflege im Schiebocker Land hatte das Landratsamt am Mittwoch nach Rammenau eingeladen. Mitarbeiter der Kreisverwaltung diskutierten unter anderem mit Leitern von Altenheimen, Pflege- und Sozialdiensten, Vertretern von Krankenkassen und Kommunalverwaltungen. Die Herausforderungen sind immens – schon jetzt und erst Recht in Zukunft. 

6.600 Menschen in Bischofswerda und den umliegenden Gemeinden zwischen Großharthau, Burkau und Göda sind älter als 65 Jahre, sagte Peggy Witschas, die Leiterin des Kreissozialamtes. Mehr als 1.000 Menschen in dieser Region sind pflegebedürftig. Ihre Zahl wird mit 1.100 bis zum Jahr 2030 etwa konstant bleiben. Allerdings wird es im Jahr 2030 in der Region 3.200 weniger Erwerbstätige als jetzt geben.

Vize-Landrat Udo Witschas verwies auf Prognosen, wonach die Zahl der Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, bis zum Jahr 2050 um 70 Prozent steigen wird. Zugleich wird dann der Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung kleiner sein als der Anteil der nicht Arbeitsfähigen. „Pflege wird nicht nur ein Finanzierungsproblem, es wird auch ein Arbeitskräfteproblem. Wir müssen jetzt darüber nachdenken, welche Strukturen wir im Landkreis Bautzen künftig dafür brauchen“, sagte Udo Witschas.

Fachkräftemangel wächst

Vielerorts macht sich der Fachkräftemangel schon jetzt bemerkbar. Sascha Bock, Geschäftsführer der Oberlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflegegesellschaft Bischofswerda, berichtete, dass in seiner Gesellschaft und deren Tochter für die Westlausitz in den nächsten zehn Jahren 170 Mitarbeiter in den Ruhestand gehen werden. Das ist ein Viertel der Belegschaft. Um den Fachkräftebedarf zu decken, müssten Pflegeberufe mehr anerkannt werden. Sascha Bock widersprach für seine Gesellschaft, die Seniorenwohnhäuser in Bischofswerda, Großdubrau und Neukirch betreibt, pauschalen Wertungen, wonach Pflegeberufe schlecht bezahlt seien.

Die Regionaldialoge, die das Landratsamt in allen neun Sozialräumen des Landkreises plant, setzen eine kreisweite Veranstaltung vom Oktober vergangenen Jahres im Bischof-Benno-Haus Schmochtitz fort. Ziel ist es, sich auf eine älter werdende Gesellschaft einzustellen. Es geht dabei nicht nur um Pflege im engeren Sinne, sondern um Lebensbedingungen, die es älteren Menschen erlauben, möglichst lange in ihrem gewohnten Lebensumfeld zu bleiben. Dazu gehören Angebote des öffentlichen Nahverkehrs, Einkaufsmöglichkeiten und der Abbau von Barrieren. Vielen Älteren bleibt zum Beispiel der Bischofswerdaer Wochenmarkt verschlossen, weil sie auf den holprigen Pflastersteinen nicht mit dem Rollator fahren können. (SZ/ir)