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Wie das elektrische Licht nach Kaltwasser kam

Vor 100 Jahren leuchtete die erste Glühlampe im Ort. Für die Einwohner ein Grund, das mit einem Lichtelfest zu feiern.

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Das alte Trafohaus an der Feuerwehr wurde vom Abriss verschont und sollte mal eine Niststätte für Vögel werden.
Das alte Trafohaus an der Feuerwehr wurde vom Abriss verschont und sollte mal eine Niststätte für Vögel werden. © SZ/Steffen Gerhardt

Weihnachten ist zwar schon wieder drei Wochen her, aber die Kaltwasseraner erinnern immer noch sichtbar daran, dass sie zu Heilig Abend vor 100 Jahren als eines der ersten Dörfer in der Neißeregion elektrisches Licht bekommen haben. Bürgermeisterin Evelin Bergmann verweist auf das einstige Trafohaus an der Feuerwehr, dass „mit buntem elektrischen Licht“ angestrahlt wird – und ein Transparent an das Ereignis vor 100 Jahren erinnert.

Ortswehrleiter Ingolf Hertrich hat in der Geschichte gestöbert und ist dabei fündig geworden, auch in Sachen eigener Familie: „Mein Großvater Wilhelm war einst Vorsitzender der Elektrizitätsgenossenschaft, die für Licht in Kaltwasser sorgte.“

Denn mit dieser Erfindung, die so mancher in Kaltwasser für Teufelszeug hielt, kam zunächst nur Licht in die Häuser. „Am Anfang hatte jede Familie eine Brennstelle, die Jahre später erweitert wurde, als es die ersten elektrischen Geräte wie Bügeleisen zu kaufen gab“, so Ingolf Hertrich. Und woher kam der Strom? Über die Neiße. Die Grube „Stadt Görlitz“, südwestlich von Kohlfurt, dem heutigen Wegliniec, gelegen, war der Energielieferant für die Stadt Görlitz. Beginnend 1905 mit einem Braunkohlebergwerk, kamen wenig später eine Brikettfabrik und ein Elektrizitätswerk dazu. Dessen Stromleitungen führten nicht nur nach Görlitz, sondern auch über Land bis nach Niesky. Zwischendrin lag Kaltwasser – und so bekam der Ort sehr früh schon elektrische Energie. Denn die flächendeckende Elektrifizierung Deutschlands erfolgte erst in den 1940er Jahren.

Aus dieser Tradition heraus feiern die Kaltwasseraner jedes Jahr ihr Lichtelfest und erinnern an die historische Tat vor nunmehr 100 Jahren. Wie Evelin Bergmann berichtet, wurde die Geschichte mit dem Licht in einem Theaterstück erzählt. Die Kaltwasseraner erlebten noch einmal, wie das war, als vor 100 Jahren bei ihnen das Licht an ging. Der Energieversorger Enso schaltete für den Moment die Straßenbeleuchtung aus und der Ort verschwand im Dunkel. Umso schöner der Effekt, als die Lampen wieder leuchteten.

Vor 100 Jahren sorgte die Görlitzer Elektrofirma von Paul Strobach dafür, dass die Kaltwasseraner die neue Errungenschaft technisch nutzen konnten. „Elektro-Strohbach“ gibt es noch immer in der Luisenstraße, ab den 1970er Jahren unter dem Namen Ramonat. Marie-Luise Ramonat ist seit 2014 in vierter Generation tätig.

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