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Wie die Kita in Ostro gerettet wurde

Am 23. Mai strömte Schlamm durch die Einrichtung. Zunächst drohte das Aus. Auch viele Helfer wendeten es ab.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Panschwitz-Kuckau. Am Abend des 23. Mai ging in den Ortsteilen von Panschwitz-Kuckau die Welt unter. Eine kleine, aber heftige Gewitterzelle entlud sich ausgerechnet hier, was zu Sintfluten vor allem in den tiefer gelegenen Dörfern führte. Von den Feldern ergossen sich wahre Schlammlawinen zum Beispiel über die gerade erst fertiggestellte Außenanlage der Kita „DŸìæacy raj“ auf der Burgwallstraße in Ostro. Das wäre noch nicht mal so schlimm gewesen, aber das Wasser floss praktisch auch durch das Gebäude selbst hindurch. Ein vor Jahren als Wall auf der Feldseite angelegter Bordstein wurde weit überspült, die Fenster zum Kellergeschoss hielten dem Druck nicht stand. Horträume, der Speiseraum mit Anrichteküche, die Heizungsanlage – alles wurde zerstört. Der Gesamtschaden wird heute auf etwa 100 000 Euro geschätzt. Bürgermeister Markus Kreuz: „Zunächst hieß es, die Kita ist an dieser Stelle wohl verloren. Aber das Aus wollten wir auf keinen Fall akzeptieren.“

„Wir“ bedeutet in diesem Fall: das ganze Dorf. Die kleine Kita mit einer Gesamtkapazität von 45 Krippen-, Kindergarten- und Hortkindern wurde ab 1981 mit viel Eigenleistung der Ostroer selbst errichtet, seit 2006 wird sie vom Sorbischen Schulverein betrieben. Die familiäre Atmosphäre wird im Dorf hoch geschätzt und sie hat sich auch in der Krisensituation bewährt, die durch eine weiteres Unwetter am 26. Juni sogar noch verschärft wurde. Kita-Leiterin Agnes Nawka: „Kaum war der Schaden eingetreten, haben sich viele Eltern und Helfer gemeldet.“ Von ganz allein war die Dorfjugend gekommen, um einen ganzen Tag lang mit Hand anzulegen. Der Sorbische Schulverein stellte sofort vier Mitmacher ab. Magdalena Robel (78) kochte einen großen Topf Spaghetti und Kaffee. Und die Familie Seifert vom Truckstop in Siebitz sponsorte für alle Helfer das Mittagessen. „Wir danken allen, auch den ungenannten Helfern für ihren Einsatz“, so die Kita-Leiterin, die gern ein fröhliches Gesicht macht und nun auch allmählich wieder lachen kann.

Hat die Kita eine Zukunft?

Ehe dies möglich wurde, mussten aber noch zwei Grundsatzfragen gestellt und vor allem beantwortet werden: Hat die Kindertagesstätte an dieser kritischen Stelle im Unterdorf überhaupt eine Zukunft? Und wie könnte die Finanzierung der Sanierung aussehen, wenn man sich schon dafür entscheidet? Die Existenzbedrohung wurde auch durch einen Brief des Elternbeirates abgewendet: Die Kita gehört zum Wichtigsten im Dorf und darf auf keinen Fall aufgegeben werden. Auch der Bürgermeister von Panschwitz-Kuckau, der einst Ortsvorsteher in Ostro wahr, warf sein ganzes Gewicht in die Waagschale. „Das Unwetter am 23. Mai war sehr lokal geblieben, sodass keine Katastrophenlage für den Kreis ausgerufen wurde. Das macht die Finanzierung umso schwieriger.“ Keine Katastrophe – kein Zuschuss aus Flutschutzmitteln! „Selbst eine größere Stadt kann einen solchen Sanierungsfall nicht aus der Portokasse finanzieren. Was sollen wir erst im kleinen Panschwitz-Kuckau sagen?“ Zum Glück würde sich die Etat-Konsolidierung allmählich bezahlt machen. „Unsere Finanzen sind wieder stabiler.“ Nachdem auch das Jugendamt vor Ort war, steht nun fest, dass sich die Gemeinde und der Landkreis mit Landesmitteln in die Sanierung rein teilen werden. „Zwei Förderanträge sind gestellt, und wir durften auch bereits mit den Arbeiten beginnen.“

Die werden sich noch bis zum Herbst hinziehen. Eine Flutschutzmauer zum Feld hin wurde errichtet, das schimmelgefährdete Kellergeschoss wird derzeit trockengelegt. Danach muss zunächst eine neue Heizung rein. Markus Kreuz: „Es ist derzeit gar nicht leicht, Handwerker zu finden, die Zeit haben.“ Alle Arbeiten gehen während des normalen Kita-Betriebes vonstatten. Im Haus hat man sich freilich umorganisieren müssen. Die Hortkinder werden vorübergehend in der Grundschule in Panschwitz-Kuckau betreut. „Auch diese Unterstützung hat ein Dankeschön verdient“, sagt Kita-Leiterin Agnes Nawka. Und lächelt.