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Wie die Linke versuchte, einen Nuklearschlag zu verhindern

Haben Bundeswehrsoldaten den Atomkrieg gefordert? Das glaubten einige Kritiker und prangerten es sofort an.

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Von Christian Dittmar

Die Fakten klangen ungeheuerlich: An einem offiziellen Fahrzeug der Bundeswehr prangte ein Sticker, der auf die Frage nach einem Atomkrieg mit „Ja bitte“ antwortete – und das im Stile der Anti-Atomkraft-Aufkleber, nur mit einem grinsenden Atompilz statt einer lachenden Sonne.

Die sächsische Linkspartei handelte umgehend und verschickte am Donnerstag in ihrem offiziellen Presseverteiler an über 100 Journalisten im Freistaat eine Mitteilung, die mit „Bundeswehr hat den Schuss nicht gehört“ überschrieben war. Darin forderte Fabian Blunck, der jugendpolitische Sprecher der sächsischen Linken: „Wegen solch menschenfeindlicher Äußerungen und Botschaften gehört die Bundeswehr langfristig abgeschafft!“ Zudem wollte Blunck „die Anti-Atom-Bewegung über die entstellende Nachahmung der ’Lachenden Sonne‘ informieren“. Angehängt war dazu das angeblich von „Aktivist_innen“ in Leipzig geschossene Beweisfoto.

Ein kurzer Anruf bei der Bundeswehr genügte, um festzustellen: Die ganze Sache war nur heiße Luft. Eine Überprüfung des Kennzeichens ergab, dass der mutmaßlich missbrauchte Bundeswehrtransporter in Neubrandenburg gemeldet ist, von wo aus er zum Truppenübungsplatz im hessischen Wildflecken pendelt – ein Foto in Leipzig kann also ausgeschlossen werden. Der Ford Transit wurde gestern inspiziert, ohne dass die Soldaten einen Sticker oder auch nur Klebereste fanden.

Allerdings pappten Unbekannte am 3. Juli diesen Jahres an der Autobahnraststätte Brück in Brandenburg an den Bundeswehrtransporter einen derartigen Aufkleber –den die diensthabenden Soldaten jedoch an Ort und Stelle entfernten und als Vorfall meldeten.

„Ein peinlicher Vorfall“

Offenbar war Linksparteipolitiker Blunck einem gewissen Sebastian Hahn auf den Leim gegangen, der das Foto bei Facebook hochgeladen hat und dort schreibt, dass er „doch nicht Nein sagen konnte“, als das Fahrzeug neben ihm auf dem Parkplatz stand. Was die Frage aufwirft, ob nicht Hahn selbst den Sticker vorher angeklebt hatte.

Mit den Tatsachen konfrontiert, spricht Rico Schubert, Pressesprecher der sächsischen Linkspartei und Versender der Pressemitteilung, von „einem peinlichen Vorfall“, für den er sich entschuldigen möchte. Die Meldung über den angeblichen Skandal hat er auf der Homepage der Linken wieder entfernt. Der jugendpolitische Sprecher Blunck hingegen sieht keinen Bedarf für eine Entschuldigung. Auch eine Pressemitteilung, die die Aufkleber-Affäre richtigstellt, will er nicht verschicken: „Ich habe ja nie etwas Falsches behauptet.“